Die Geburtshilfe steht deutschlandweit vor allem aufgrund der hohen Kosten für die Berufshaftpflichtversicherung seit Jahren unter zunehmendem Druck. Immer mehr Hebammen haben diesen Kernbereich ihres Tätigkeitsfeldes mittlerweile aufgegeben. Umso erfreulicher ist die Nachricht vom Johanneum in Wildeshausen, dass der Fortbestand der Geburtshilfe in dem Krankenhaus gesichert werden konnte.
11.12.2012
Im vergangenen Jahr wurden in dem Johanneum Wildeshausen rund 260 Kinder entbunden, für das Jahr 2012 sei mit einem Anstieg auf 360 Geburten zu rechnen, berichtet das Krankenhaus. Angesichts dieser durchaus positiven Entwicklung scheint ein Erhalt der Geburtshilfe in dem Klinikum außer Frage. Doch stand das Johanneum zunächst vor der Aufgabe eine Nachfolge für den Ende März 2013 in den Ruhestand gehenden Belegarzt der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe, Dr. med. Günter Grewe, zu finden. „Es ist sehr, sehr schwierig, gerade einen Gynäkologen zu finden“, betonte der Verwaltungsdirektor des Johanneums, Hubert Bartelt. Grewe ist einer von zwei Belegärzten, die bisher im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) des Johanneums die Praxis für Gynäkologie und Geburtshilfe aufrechterhalten. „Die langen und intensiven Bemühungen um die Sicherung der Nachfolge von Dr. med. Günter Grewe haben sich gelohnt: Mit Dr. med. Wolfgang Killinger hat das Johanneum einen erfahrenen und qualifizierten Gynäkologen als Belegarzt für das Krankenhaus gewinnen können“, so die Mitteilung des Klinikums.
Leistungserweiterung der Gynäkologie und Geburtshilfe geplant
Durch die geregelte Nachfolge für den Gynäkologen am Johanneum Wildeshausen ist die Fortführung der Geburtshilfe gesichert. Zudem sind – „auch dank des dritten Kassenarztsitzes, der dem Johanneum von der Kassenärztlichen Vereinigung zugesprochen wurde“ – die Weichen für eine Leistungserweiterung in der Gynäkologie gestellt, berichtet das Krankenhaus. Die Geburtshilfe in dem Johanneum Wildeshausen übernimmt eine zunehmend wichtige Versorgungsposition in der Region, da vor einem Jahr die Geburtshilfe im benachbarten Bassum ihr Angebot eingestellt und im September die Frauenklinik des städtischen Krankenhauses in Delmenhorst ebenfalls ihre Geburtshilfe geschlossen hat. Der Verwaltungsdirektor des Johanneums erkennt in der Situation auch eine Chance zum Ausbau der Geburtshilfe in seinem Krankenhaus. Die Patientinnen suchen einen Ersatz, der ihnen in Wildeshausen geboten werden soll.
Die Zukunft der Medizin ist weiblich
Zwar ist der dritte Belegarzt für die Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe im Johanneum Wildeshausen bislang nicht gefunden, doch das Klinikum zeigte sich optimistisch auch hier in naher Zukunft entsprechend qualifizierte Ärzte gewinnen zu können. Dabei sei auch eine Teilung des dritten Kassenarztsitzes vorstellbar, so dass letztendlich vier Ärzte die Geburtshilfe im Johanneum übernehmen würden. Damit ließe sich die Belastung für die einzelnen Mediziner deutlich verringern, da sich bei vier Ärzten eine ganz andere Dienstfrequenz ergebe, erläuterte der Verwaltungsdirektor des Klinikums. In Bezug auf die Stellenbesetzung ergänzte Bartelt, dass die Zukunft der Medizin weiblich sei und „die meisten jungen Ärzte Frauen“ sind. Aus diesem Grund spiele „die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine größere Rolle.“ Wann die Stelle besetzt werden könne, sei noch nicht abzusehen, allerdings wisse er auch erst „seit einer Woche, dass wir einen dritten Kassenarzt bekommen“, erläuterte Bartelt.
Weitere wichtige Nachbesetzung am Johanneum
Das Johanneum hat nicht nur die Nachfolge im Bereich der Geburtshilfe geregelt, sondern auch eine Nachfolgerin für den „im Juli 2012 auf tragische Weise tödlich verunglückten Belegarztes Dipl. Med. Ulrich Will“ gefunden. Ab April 2013 soll Dr. med. Annette Sonnenburg als Belegärztin für das Krankenhaus und als niedergelassene HNO-Ärztin im MVZ Johanneum ihre Arbeit beginnen. Mit der zuvor am Klinikum Bremen-Mitte tätigen HNO-Ärztin sei „eine überaus qualifizierte und erfahrene Nachfolgerin gefunden“, berichtet das Johanneum Wildeshausen. (fp)
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