Krankheit am Geruch erkennen: Hoffnung auf ersten diagnostischen Test für Parkinson
Weltweit arbeiten zahlreiche Forscher an Wegen, die Parkinson-Krankheit früher zu erkennen. Der Schlüssel zum Erfolg könnte eine Frau aus Schottland sein. Sie konnte die schwere Erkrankung ihres Mannes schon Jahre, bevor sie diagnostiziert wurde, riechen. Ihre Fähigkeit könnte dazu beitragen ein Verfahren zur Früherkennung von Parkinson zu entwickeln.
Zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung in Deutschland
Laut der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) gehört die Parkinson-Krankheit zu den häufigsten Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Den Experten zufolge leben in Deutschland schätzungsweise 220.000 Betroffene. Damit ist die Parkinson-Erkrankung die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung nach der Alzheimer-Demenz. An zahlreichen Forschungseinrichtungen weltweit arbeiten Wissenschaftler an Wegen, die Krankheit früher zu erkennen. Die Fähigkeiten einer Frau aus Großbritannien könnten ein Schlüssel zum Erfolg sein. Die Schottin roch die Parkinson-Erkrankung ihres Mannes Jahre bevor sie diagnostiziert wurde.
Diagnose vor allem im Frühstadium schwer
Gesundheitsexperten zufolge ist die Diagnose von Parkinson vor allem im Frühstadium schwer, da die Krankheit mit unspezifischen Beschwerden wie Verschlechterung des Geruchssinns (Riechstörungen), Depressionen oder Verdauungsstörungen beginnt.
„Erst wenn die typischen Bewegungsstörungen einsetzen – das Zittern beginnt, die Bewegungen steif und langsam werden –, kann der Arzt darauf schließen, dass sein Patient an Parkinson erkrankt ist. Bis zu diesem Zeitpunkt hat aber schon ein jahrelanges Nervenzellsterben stattgefunden“, berichtete eine Gruppe deutscher Neurologen Anfang des Jahres.
Ihnen ist es erstmals gelungen, die Parkinson-Erkrankung über eine kleine Hautprobe festzustellen.
„Damit sind wir dem großen Ziel, Parkinson in einem frühen Stadium zu erkennen und zu stoppen, einen wichtigen Schritt näher gekommen“, kommentierte Prof. Dr. Günther Deuschl, Parkinson-Experte vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel damals in einer Mitteilung.
Auch die Fähigkeiten einer Frau aus dem schottischen Perth könnten dazu beitragen, die neurodegenerative Erkrankung künftig frühzeitiger diagnostizieren zu können.
Frau roch Erkrankung ihres Mannes zehn Jahre vor der Diagnose
Gegenwärtig gibt es keinen definitiven Test für die unheilbare Parkinson-Krankheit. Diagnostiziert wird die Krankheit anhand der Symptome.
Britische Wissenschaftler hoffen nun laut einem Bericht der „BBC“ allerdings auf den ersten diagnostischen Test für Morbus Parkinson.
Der Durchbruch könnte den Fähigkeiten einer Frau aus Perth (Schottland) zu verdanken sein: Joy Milne kann die Krankheit durch den Geruch erkennen.
Laut „BBC“ bekam ihr Ehemann Les im Alter von 45 Jahren die Diagnose Parkinson. Doch schon rund zehn Jahre zuvor konnte Joy bei ihrem Partner einen ungewöhnlichen Moschusgeruch feststellen.
„Als er etwa 34 oder 35 Jahre alt war, hatten wir eine sehr turbulente Zeit und ich sagte immer wieder zu ihm: Du hast nicht geduscht, du hast dir deine Zähne nicht richtig geputzt“, erklärte Joy gegenüber der „BBC“.
„Es war ein neuer Geruch – ich wusste nicht, was es war. Ich hörte nicht auf, ihm das zu sagen und er wurde ziemlich verärgert darüber. Also musste ich still sein“, so die Schottin.
Außergewöhnliche Fähigkeiten getestet
Nachdem die pensionierte Krankenschwester sich einer Gruppe anschloss, die Parkinson-Patienten unterstützt, traf sie mehrere Personen, die ebenfalls von dem charakteristischen Geruch erzählten.
Dies teilte sie Wissenschaftlern auf einer Konferenz mit. Dr. Tilo Kunath von der Universität Edinburgh führte daraufhin einige Tests mit der Frau durch und bestätigte ihre Fähigkeiten.
Laut dem Bericht erhielt Joy zwölf unmarkierte T-Shirts zum riechen – sechs von Parkinson-Patienten getragen und sechs von Freiwilligen ohne die Krankheit.
Sie identifizierte die sechs T-Shirts, die von den Patienten getragen wurden, konnte den Geruch aber auch auf einem Shirt feststellen, das von einer Person der Kontrollgruppe getragen worden war.
Drei Monate später wurde ihr mitgeteilt, dass bei dieser Person Parkinson diagnostiziert wurde.
„Sie hat uns gesagt, dass dieser Mensch Parkinson hat, bevor er es wusste, bevor es irgendjemand wusste“, sagte Dr. Kunath.
„Also habe ich wirklich angefangen ihr zu glauben, dass sie Parkinson einfach durch einen Geruch erkennen konnte, der auf ein T-Shirt übertragen wurde, das die Person mit Parkinson trug.“
Joys Ehemann starb 2015 im Alter von 65 Jahren. Ihr letztes Versprechen an ihn war, ihre speziellen Fähigkeiten untersuchen zu lassen und herauszufinden, wie sie damit helfen könne.
Geruchsbildende Moleküle
Dr. Kunath hat die Hilfe von Prof. Perdita Barran, einer Expertin für chemische Analyse von der Universität Manchester, in Anspruch genommen, um zu versuchen, die eigentlichen Moleküle zu isolieren, die den Geruch bilden, den Joy riechen kann.
Und tatsächlich zeigte sich schon in der ersten Reihe von Ergebnissen, dass zehn bestimmte Moleküle eine Rolle spielen.
Wie Prof. Barran sagte, waren es Joy und Les, „die absolut überzeugt waren, dass das was sie riechen konnte, etwas sein würde, das in einem klinischen Kontext verwendet werden könnte und jetzt beginnen wir, genau das zu tun.“ (ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.