Mehr Frauen als Männer erleiden Schlaganfall
08.03.2014
Mehr Frauen als Männer erleiden jährlich einen Schlaganfall. Sie haben zudem zusätzliche Risikofaktoren, die die Gefahr eines Gehirnschlags erhöhen. Dazu zählen etwa das Einnehmen der Antibabypille oder Migräneanfälle.
Frauen haben höheres Schlaganfall-Risiko
In Deutschland erleiden laut dem Onlineportal „MyHandicap“ jährlich etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Rund 55 Prozent von ihnen sind Frauen. In den USA verhält es sich ähnlich und deshalb sahen sich zwei amerikanische Fachgesellschaften dazu veranlasst, spezielle Frauen-Leitlinien zur Schlaganfall-Prävention zu erlassen. In der Demographie liege ein Grund für das erhöhte Risiko für Frauen begründet, da diese älter werden und mit zunehmendem Alter das Schlaganfall-Risiko steigt. So seien in Deutschland Frauen im Durchschnitt 75 Jahre alt, wenn sie eine Gehirnschlag erleiden und Männer etwa 68 Jahre. Allgemeine Risikofaktoren sind für beide Geschlechter Rauchen, hoher Alkoholkonsum, wenig Bewegung, Übergewicht oder Fettstoffwechselstörungen. Wie die Auswertung von Studien ergab, gibt es für Frauen neben dem Alter noch weitere Umstände, die zu den unterschiedlichen Zahlen bei den Geschlechtern führen.
Besondere Empfehlungen bei der Empfängnisverhütung
So geben die amerikanischen Ärzte insbesondere jüngeren Frauen Präventionsempfehlungen, beispielsweise bei der Empfängnisverhütung. Erst nach einer Untersuchung auf Bluthochdruck sollte jungen Frauen die Antibabypille verschrieben werden, da sich die Einnahme von Hormonen in Verbindung mit Hypertonie als ein besonderer Risikofaktor des Schlaganfalls erwiesen hat. Schwangere mit Bluthochdruck sollten sogar bis zur Geburt in einer geringen Dosis Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin) einnehmen, um so die Blutgerinnung zu hemmen. Bei dem Großteil der Schlaganfälle handelt es sich um sogenannte ischämische Hirninfarkte, die durch eine Minderdurchblutung im Gehirn entstehen.
Migräne mit Aura
Ein weiterer Faktor der das Schlaganfall-Risiko bei Frauen erhöht, ist Migräne. Diese ist zwar auch keine frauenspezifische Krankheit, tritt aber bei Frauen deutlich häufiger als bei Männern auf. Die Migräne mit Aura kündigt sich durch Wahrnehmungsstörungen oder motorische Ausfälle an und die Betroffenen haben plötzlich das Gefühl, geblendet zu werden. Das Risiko werde zwar dadurch nur leicht erhöht, doch stellt die Migräne mit Aura im Zusammenhang mit Rauchen eine Gefahr dar. Daher raten nicht nur die amerikanischen Ärzte dazu, das Rauchen aufzugeben. Auch eine Depression oder emotionaler Stress falle bei Frauen mehr ins Gewicht und erhöhe deren Schlaganfall-Risiko stärker, als es bei Männern der Fall ist.
Hormone in den Wechseljahren
Schon seit längerem umstritten ist die Hormonersatztherapie, da mehrere Studien belegen, dass die Hormone in den Wechseljahren das Risiko für Brustkrebs oder Herzinfarkt, als auch für Thrombosen und Schlaganfälle erhöhen können. Es gibt mittlerweile jedoch weniger Vorbehalte gegenüber der Gabe von Östrogenen und Gestagenen, da die Experten nun wissen, dass die Risiken von Frau zu Frau unterschiedlich sind. Wie der Endokrinologe Christian J. Thaler, Leiter des Hormon- und Kinderwunschzentrums der LMU in München gegenüber „Spiegel“ erklärte, muss individuell entschieden werden, ob eine Hormontherapie nötig ist oder nicht. Eine solche Therapie mit niedrig dosierten Hormonen bei ärztlicher Kontrolle könne vorteilhaft sein bei ausgeprägten Beschwerden wie Schlafstörungen, heftigen Schweißausbrüchen und Depressionen, die mit keinen anderen Medikamenten effektiv behandelbar sind. Bei Frauen mit einer Osteoporose seien die Hormone jedoch nur eine von mehreren Optionen.
Vorhofflimmern kann Risiko um das fünffache erhöhen
Offenbar zählt auch Diabetes Typ-2 zu den frauenspezifischen Einflussfaktoren, wie eine aktuelle Studie im Medizinjournal „Diabetologia“ zeige. So fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Erkrankung das Schlaganfall-Risiko nur bei Frauen erhöht: Je höher der Langzeitzuckerwert HbA1c und das Alter sind, desto höher ist demnach auch das Risiko. Zudem ist Schwangerschaftsdiabetes ein weiterer weiblicher Risikofaktor, denn dieser führt in etwa 50 Prozent der Fälle nach der Schwangerschaft zu einem Typ-2-Diabetes und erhöht somit das Schlaganfall-Risiko. Ein weiterer geschlechtsspezifischer Unterschied ist, dass bei Frauen Vorhofflimmern viel häufiger vorkommt, als bei Männern. Das Schlaganfall-Risiko kann sich durch die Herzrhythmusstörung, bei der sich Blutgerinnsel im Herzen bilden können, um das bis zu fünffache erhöhen. Frauen, deren einziger Risikofaktor für einen Schlaganfall das Vorhofflimmern ist, müssten keine blutgerinnungshemmenden Medikamente einnehmen, über 65-Jährige normalerweise schon. Und selbst bei erfolgreicher Behandlung des Vorhofflimmerns wird von Experten zur dauerhaften Blutgerinnung durch geeignete Medikamente geraten, da das Vorhofflimmern sonst häufig erneut auftrete. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.