Freizeit-Krankheit: Warum Freizeit immer wieder krank macht.
11.01.2011
Freizeit-Krankheit (englisch „leisure sickness“) ist ein immer häufiger auftretendes Phänomen. Sobald der Druck und Stress im Alltag nachlässt, setzen die ersten Krankheitssymptome ein.
Umfragen in Deutschland haben ergeben, dass mehr als 250.000 Bundesbürger am Wochenende unter Kopfschmerzen leiden oder krank werden, wobei insbesondere Führungskräfte mit hoher Verantwortung und oft zahlreichen Überstunden vom Phänomen der sogenannten Freizeit-Krankheit betroffen sind. Der Begriff leitet sich dabei aus der Definition niederländischer Forscher der Universität Tilburg ab, die das immer häufiger zu beobachtende Phänomen als „leisure sickness“ bezeichneten.
Phänomen Freizeit-Krankheit verläuft immer ähnlich
Generell läuft das Phänomen der Freizeit-Krankheit nach Aussage der Experten immer ähnlich ab: Sobald die Betroffenen ein wenig Freizeit haben und der alltägliche Druck nachlässt, beginnt der Hals zu kribbeln, der Kopf zu dröhnen und eine Erkältung bahnt sich an. Immer mehr Arbeitnehmer empfinden dies als ein nahezu typisches Phänomen im Urlaub, so die Berichte der Psychologen. Und auch in der Wissenschaft wird das Phänomen der Freizeit-Krankheit mittlerweile ernst genommen. Die Fachleute gehen davon aus, dass der Körper während der Dauerbelastung im Alltag nicht mehr zur Ruhe komme und ständig Energie zuführen müsse, erklärte Andreas Soljan, Vorstandsmitglied der Deutschen Psychotherapeuten Vereinigung Nordrhein.
Dies könne beispielsweise eine Hypertonie und einen höheren Ruhepuls zur Folge haben, so Soljan weiter. Die anhaltende Belastung können darüber hinaus auch Auswirkungen auf Darm, Magen und Leber habe, erklärte der Experte. Sobald der Körper im Urlaub dann zur Ruhe kommt, merken die Betroffenen erst, wie schlecht es ihnen geht, erläuterte der Psychotherapeut. Daher empfiehlt Soljan, den Körper möglichst oft zu entspannen und generell ausreichend Bewegung. „Menschen müssen wieder mehr Sorge dafür tragen, dass der Körper Entspannung findet“, betonte Soljan. Denn werden die Warnsignale zu lange ignoriert, können im ungünstigsten Fall psychosomatische Erkrankungen auftreten, so die Ausführungen des Experten.
Freizeit-Krankheit relativ stark verbreitet
Das Phänomen der Freizeit-Krankheit sei in der Bevölkerung immer stärker verbreitet und „ist auf jeden Fall ein Trend, gefühlt seit zehn Jahren“, betonte der Psychotherapeut Andreas Soljan. Dabei bestehe Einigkeit unter den Fachleuten darüber, dass immer mehr Menschen durch ständige Überlastung ihre körperlichen Probleme erst in Freizeitphasen registrieren, so Soljan. Zwar werde von Krankenkassen und Statistikbehörden nicht erhoben, wenn Arbeitnehmer sich aus dem Urlaub heraus krankmelden, aber auch die Unternehmen bestätigen den Trend zur Freizeit-Krankheit, wie Marianne Giesert vom Bildungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) erklärte.
Die niederländischen Wissenschaftler, welche dem Phänomen seinen Namen gaben, haben im Rahmen ihrer Studien beobachtet, dass die Freizeit-Krankheit vor allem Männer und Frauen mit hohem Arbeitspensum und Verantwortungsgefühl betrifft, wobei Psychologen außerdem Bewegungsmangel und einen zu hohes Maß des Medienkonsums für das Phänomen verantwortlich machen. Entspannung – auch im Alltag – ist nach Ansicht der meisten Experten, der Schlüssel zur Vermeidung der Freizeit-Krankheit, wobei allerdings zu analysieren ist, was wirklich zur Entspannung der Betroffenen beiträgt. „Nicht bloß fernsehen“, mahnt der Soljan, sondern stattdessen zum Beispiel in Ruhe ein Bad nehmen, einen Tee trinken oder sich einfach wieder einmal die Zeit für ein nettes Frühstück nehmen. Denn wenn es nicht gelingt den Prozess zu durchbrechen, drohen nicht nur psychosomatische Erkrankungen sondern ein anderes Szenario, das nach Ansicht des Düsseldorfer Psychotherapeuten für niemanden wünschenswert sein kann. „Irgendwann kann es so weit sein, dass ich Angst vor Feiertagen habe, weil es mir dann wieder schlechtgehen könnte“, warnte Andreas Soljan. (fp)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.