Mechanismus identifiziert: Frieren hilft beim Abbau von Cholesterin
Gesundheitsexperten zufolge leidet etwa jeder Dritte in Deutschland unter erhöhten Cholesterinwerten. Betroffenen wird in der Regel zunächst eine Ernährungsumstellung empfohlen. Wie Forscher nun herausgefunden haben, kann ihnen offenbar auch Kälte helfen.
Bei hohem Cholesterinspiegel drohen gefährliche Krankheiten
Bei rund jedem dritten Deutschen ist das Cholesterin zu hoch. Eine häufige Folge eines erhöhten Cholesterinspiegels ist Arterienverkalkung (Arteriosklerose). Außerdem stellen zu hohe Cholesterinwerte einen Hauptrisikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall dar. Um das Cholesterin zu senken, wir Betroffenen meist eine Ernährungsumstellung empfohlen. Reicht das nicht aus, werden häufig cholesterinsenkende Medikamente verschrieben. Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) berichten nun, dass auch Kälte helfen kann.
Kälte soll Übergewicht fördern
US-amerikanische Forscher berichteten vor einigen Jahren über eine Studie, die zeigte, dass die menschliche Darmflora im Norden anders ist als die im Süden.
Daher würden die Einheimischen in kälteren Regionen eher zu Adipositas neigen als in wärmeren Gefilden.
Kälte soll aber nicht nur Übergewicht fördern, sondern indirekt auch dafür sorgen, dass mehr Cholesterin aufgenommen wird.
Mehr und fettreichere Nahrung bei niedrigen Temperaturen
Schließlich haben Menschen bei sinkenden Temperaturen größeren Appetit und nehmen folglich mehr und zumeist auch fettreichere Nahrung zu sich. So wird der Körper mit ausreichend Energie versorgt, die für die Aufrechterhaltung der Körpertemperatur notwendig ist.
Fettreiche Nahrung enthält aber auch viel Cholesterin, welches vom Körper nicht zur Energiegewinnung genutzt wird und im Überschuss Zellen schädigen kann.
Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und des dort ansässigen Sonderforschungsbereichs 841 „Leberentzündung“ (SFB 841) konnten nun einen Mechanismus in der Leber identifizieren, über den der Organismus überschüssiges Cholesterin effizient in Gallensäuren abbauen und somit unschädlich machen kann.
Die Studie ist in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ erschienen. Auch in einem Videointerview werden die Forschungsergebnisse erklärt.
Gesteigerte Wärmeproduktion im braunen Fettgewebe
„Schon länger wissen wir, dass niedrige Temperaturen zu einer gesteigerten Wärmeproduktion im sogenannten braunen Fettgewebe führen“, erklärte Studienleiter Prof. Jörg Heeren, stellvertretender Direktor des Instituts für Biochemie und Molekulare Zellbiologie des UKE in einer Mitteilung.
„Da dieser Prozess viel Energie benötigt, kann Kälte als Therapieoption zur Behandlung übergewichtsbedingter Erkrankungen wie Diabetes oder der entzündlichen Fettleber eingesetzt werden.“
Den Angaben zufolge konnte die Forscher nun erstmals nachweisen, wie die Aktivierung des braunen Fettgewebes die Leber stimuliert, vermehrt Cholesterin zu Gallensäuren abzubauen.
„Dies geschieht interessanterweise durch einen bislang wenig charakterisierten Stoffwechselweg, der – im Gegensatz zum bekannten Cholesterin-Abbauweg – nicht rückkoppelnd über Gallensäuren abgeschaltet wird“, erläuterte der Experte.
„So kann der Körper auch unter Kälteeinfluss und der damit verbundenen erhöhten Nahrungszufuhr beständig überschüssiges Cholesterin in Form von Gallensäuren ausscheiden“, so Heeren.
Gesündere Stoffwechsellage
Die Aktivierung des braunen Fettgewebes führt insgesamt zu einer gesünderen Stoffwechsellage. Die vermehrt hergestellten Gallensäuren steigern ihrerseits nochmals die Wärmeproduktion und erhöhen so den Energieverbrauch.
Auch wirken die Gallensäuren auf die Zusammensetzung der Bakterien im Darm ein. „Der Einfluss der Gallensäuren auf das Mikrobiom ist von großem Interesse, da wir wissen, dass Darmbakterien beispielsweise den Fortschritt entzündlicher Lebererkrankungen beeinflussen können“, sagte der Studienleiter.
„Durch die Entdeckung des alternativen Stoffwechselwegs in der Leber und dessen Regulierung über das braune Fettgewebe erhoffen wir uns, zukünftig Therapieansätze insbesondere zur Behandlung chronisch-entzündlicher Lebererkrankungen entwickeln zu können“, so Heeren. (ad)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.