Übergewicht verkürzt die Lebenserwartung deutlich
Es gibt immer wieder widersprüchliche Aussagen darüber, wie stark Übergewicht unserem Körper schadet. Verkürzt zu viel Gewicht gar unsere Lebenserwartung? Forscher fanden jetzt heraus, dass übergewichtige und fettleibige Menschen eine deutlich verkürzte Lebenserwartung haben. Durch zu viel Gewicht erhöht sich das Risiko für eine koronare Herzkrankheit, Schlaganfälle, Atemwegserkrankungen und Krebs. So kann zu viel Gewicht unsere Lebensdauer um bis zu zehn Jahre verkürzen.
Wenn Menschen übergewichtig oder sogar fettleibig sind, steigt die Wahrscheinlichkeit für bestimmte Erkrankungen. Ein internationales Team von Wissenschaftlern stellte jetzt bei einer Untersuchung fest, dass Übergewicht und Fettleibigkeit sogar noch weitaus schlimmere Folgen haben können. Das internationale Team aus Forschern kam zu dem Ergebnis, dass durch zu viel Gewicht die Lebenserwartung der Betroffenen deutlich gesenkt wird. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „The Lancet“.
Stark übergewichtige Menschen haben eine um zehn Jahre reduzierte Lebenserwartung
Eine umfangreiche medizinische Studie untersuchte jetzt den Zusammenhang zwischen zu viel Gewicht und dem Risiko verfrüht zu versterben. Das Ergebnis der Untersuchung war eindeutig. Übergewicht und Fettleibigkeit verkürzen unsere Lebenserwartung deutlich. Dabei unterscheiden sich die Auswirkung auf unsere Lebenserwartung je nach Gewicht, sagen die Autoren. Stark übergewichtige oder fettleibige Menschen haben sogar eine um etwa zehn Jahre reduzierte Lebenserwartung. Aber auch wenn sie nur einige Pfunde zu viel auf den Rippen haben und unter geringen Übergewicht leiden, sinkt ihre Lebenserwartung um etwa ein Jahr, erläutern die Experten in ihrer Studie.
Männer sind deutlich stärker vom verfrühten Sterberisiko betroffen
Insgesamt ist das erhöhte Risiko eines vorzeitigen Todes (vor dem Alter von 70 Jahren) unter übergewichtigen oder fettleibigen Männern, etwa dreimal so groß wie bei übergewichtigen oder fettleibigen Frauen, erklären die Mediziner. Dies steht im Einklang mit früheren Beobachtungen, dass übergewichtige Männer höhere Insulinresistenz, Leberfettwerte und ein höheres Diabetes-Risiko als Frauen haben, sagen die Autoren.
Die WHO nutzt den BMI, um Übergewicht und Fettleibigkeit festzustellen
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass es etwa 1,3 Milliarden Erwachsene auf der Welt gibt, die unter Übergewicht leiden. Weitere 600 Millionen Menschen sind sogar fettleibig. Die Prävalenz der Adipositas im Erwachsenenalter liegt in Europa bei etwa 20 Prozent. In Nordamerika liegt der gleiche Wert sogar bei etwa 31 Prozent, erläutern die Experten. Die WHO verwendet den sogenannten Body-Mass-Index (BMI), um Übergewicht oder Fettleibigkeit festzustellen. Dabei gilt ein BMI-Wert von 18,5 bis 25 als normal. Ein Wert von 25 bis 30 gilt als übergewichtig, 30 bis 35 als mäßig fettleibig und eine BMI über 40 gilt als stark fettleibig.
Übergewicht erhöht das Risiko für viele Erkrankungen
Durch die neuen Ergebnisse des Forschungsprojekts ist klar bewiesen, dass einige Pfunde zu viel schlimme Folgen haben können und negative Auswirkungen auf die Lebenserwartung haben. Die Studie konnte klar belegen, dass sowohl Übergewicht, als auch Fettleibigkeit sehr wohl das Risiko eines vorzeitigen Todes mit sich bringen, erläutert Hauptautorin Emanuele Di Angelantonio von der international anerkannten Universität Cambridge. Das Risiko für ein verfrühtes Ableben steigt drastisch an, wenn wir an Gewicht zunehmen. Das liegt an Erkrankungen wie Schlaganfällen, Atemwegserkrankungen und Krebs. Forscher fanden heraus, dass beispielsweise auch das Risiko für Multiple Sklerose durch Übergewicht ansteigt.
Forscher werten die bisher größte Studie zum Thema Übergewicht und Lebensdauer aus
Die neue Studie hatte eine sehr breite Erhebungsgrundlage. Die Anzahl der Daten von untersuchten Patienten ist größer, als in allen anderen ähnlichen Studien zuvor, erläutern die Autoren. Niemals wurden mehr Menschen auf die Auswirkung von Übergewicht auf die Lebensdauer untersucht. Für ihre Studie werteten die Forscher die Ergebnisse und Daten von 189 früheren Studien in Europa, Nordamerika und anderen Ländern aus. Bei Eintritt in die Studie waren alle Probanden im Alter zwischen 20 und 90 Jahren. Alle Teilnehmer waren Nichtraucher und litten unter keinerlei bekannten chronischen Krankheiten, als die Mediziner ihren BMI aufnahmen.
Studie startete mit einem Datensatz von 10,6 Millionen Patienten
Anfangs untersuchten die Mediziner sogar einen Datensatz von 10,6 Millionen Patienten. Diese waren zwischen 1970 und 2015 für Einzelstudien gesammelt worden. Aus diesem riesigen Datensatz wurden von den Wissenschaftler die Patienten aussortiert, die zwar vorzeitig verstorben waren, aber deren Tod andere Ursachen als ihr Übergewicht gehabt hatte. Zu diesen gehörten beispielsweise Raucher und Menschen mit schweren chronischen Krankheiten, sagen die Experten.
Abnehmen könnte vielen Menschen weltweit das Leben retten
Die Daten der übrig gebliebenen Patienten kamen aus vier verschiedenen Kontinenten. Diese Daten von 3,9 Millionen Menschen wurden dann schließlich für die aktuelle Studie verwendet, sagen die Mediziner. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen klar, dass sich die Zahl der vorzeitigen Todesfälle deutlich senken lassen würde, wenn alle übergewichtigen Menschen abnehmen würden, bis sie ein normales Gewicht erreichen. So könnte jeder siebte zu früh verstorbene Europäer gerettet werden, wenn er abnimmt und einen normalen BMI erreicht. In Nordamerika könnte sogar jeder fünfte Betroffene gerettet werden, errechneten die Autoren.
Übergewicht nimmt auf der ganzen Welt weiter zu
Sollte sich der Trend weiter fortsetzen, dass immer mehr Menschen auf der gesamten Welt zunehmen und übergewichtig werden, könnte die erhöhte Sterberate in Nordamerika bald auf der ganzen Welt zum Normalfall werden, warnen die Wissenschaftler. In der heutigen Zeit leiden bereits viele Kinder mit Übergewicht unter Bluthochdruck. Andere Untersuchungen ergaben, dass viele Schüler der ersten Klasse übergewichtig sind. Das Problem beginnt also bereits in der Kindheit und nicht etwa erst im fortgeschrittenen Alter, fügen die Experten hinzu. (as)
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Wichtiger Hinweis:
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