Beeinflusst unser Schlaftyp das Depressionsrisiko?
Depressionen treten in der heutigen Zeit immer häufiger auf. Forscher fanden jetzt heraus, dass Frauen ihre Risiko für die Entstehung einer Depression reduzieren können, wenn sie morgens früh aufstehen.
- Forscher untersuchten die sogenannten Schlaf-Wach-Präferenzen und die Depressionsraten von 32.000 weibliche Krankenschwestern.
- Frühaufsteher hatten ein um zwölf bis 27 Prozent geringeres Risiko für Depressionen.
- Nachtmenschen waren seltener verheiratet, lebten generell häufiger alleine und neigten eher zu unregelmäßigen Schlafmustern.
- Die selben genetischen Pfade, welche den Schlaftyp beeinflussen, können auch Einfluss auf unsere Stimmung haben.
Die Wissenschaftler der University of Colorado Boulder und des Brigham and Women’s Hospital stellten bei ihrer aktuellen Untersuchung fest, dass morgens früh aufstehende Frauen ein vermindertes Risiko für die Entstehung einer Depression aufweisen. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Journal of Psychiatric Research“.
Frühaufsteher reduzieren ihr Risiko für Depressionen
Wenn Sie zu den Frauen gehören, welche morgens immer früh aus den Federn steigen, verringert dies ihr Risiko für eine Depression. Das könnte darauf zurückzuführen sein, dass sogenannte Frühaufsteher länger dem Tageslicht ausgesetzt sind, vermuten die Autoren.
Daten von 32.000 Frauen wurden ausgewertet
Für ihre Studie analysierten die Mediziner die Daten von mehr als 32.000 Krankenschwestern. Die Experten konnten dabei feststellen, dass unsere Schlafgewohnheiten Einfluss auf das Risiko für die Entstehung von Depressionen haben. Diese Schlafgewohnheiten werden zum Teil durch unsere Genetik bestimmt. Selbst nach der Berücksichtigung von Umweltfaktoren wie Lichteinwirkung und Arbeitsplänen, welche ebenfalls das Schlafverhalten beeinflussen, blieb das Ergebnis bestehen. „Die festgestellten Ergebnisse könnte mit der Überlappung der genetischen Wege im Zusammenhang mit dem Schlaftyp und der Stimmung zusammenhängen“, erklärt die Studienautorin Céline Vetter von der University of Colorado Boulder in einer Pressemitteilung.
Nachtmenschen haben ein stark erhöhtes Risiko für Depressionen
Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass sogenannte Nachtschwärmer bis zu doppelt so häufig an Depressionen leiden. Da diese Untersuchungen jedoch oft Daten eines einzigen Zeitpunkts verwendeten und viele andere Faktoren nicht berücksichtigten, welche ebenfalls das Depressionsrisiko beeinflussen, war es schwierig festzustellen, ob Depressionen dazu führen, dass Betroffene länger wach bleiben oder ob unser Schlaftyp das Depressionsrisiko erhöht, erklären die Mediziner.
Teilnehmerinnen wurde nach ihrem Schlafverhalten befragt
Um die Frage zu klären, verwendeten die Forscher Daten von Frauen mit einem Durchschnittsalter von 55 Jahren. Im Jahr 2009 waren noch alle Probandinnen frei von Depressionen, erläutern die Wissenschaftler. Diese Frauen wurden nach ihrem Schlafverhalten befragt. 37 Prozent der teilnehmenden Frauen beschrieben sich als Frühaufsteher, 53 Prozent bezeichneten sich als Zwischentypen und zehn Prozent der Teilnehmerinnen waren sogenannte Nachtmenschen.
Probanden wurden vier Jahre lang medizinisch überwacht
Die Frauen wurden vier Jahre lang medizinisch überwacht, um so festzustellen, welche Teilnehmerinnen eine Depression entwickelen. Verschiedene Risikofaktoren für Depressionen, wie Körpergewicht, körperliche Aktivität, chronische Krankheiten, Schlafdauer oder Nachtschichtarbeit wurden ebenfalls bewertet, erläutern die Wissenschaftler.
Das Risiko für Depressionen war bei Frühaufstehern um bis zu 27 Prozent reduziert
Die Forscher fanden heraus, dass späte Schlaftypen oder Nachtschwärmer weniger wahrscheinlich verheiratet sind, eher alleine leben und häufiger Raucher sind. Außerdem weisen solche Menschen unberechenbare Schlafmuster auf, erklären die Mediziner. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren stellten sie fest, dass Frühaufsteher immer noch ein um zwölf bis 27 Prozent geringeres Risiko für Depressionen hatten als untersuchte Zwischentypen. Nachtschwärmer hatten ein um sechs Prozent höheres Risiko als die untersuchten Zwischentypen, obwohl dieser Befund statistisch nicht signifikant war, erläutern die Mediziner.
Schlaftyp wird stark von der Genetik beeinflusst
Die Ergebnisse zeigen, dass unser Schlaftyp einen Effekt auf das Risiko für eine Depression hat, welches nicht auf Umwelt- und Lebensstilfaktoren zurückzuführen ist, sagt Vetter. Die Tendenz Frühaufsteher oder Nachtmensch zu sein, sei zu zwölf bis 42 Prozent genetisch bedingt. Einige Studien haben bereits gezeigt, dass bestimmte Gene (einschließlich PER2 und RORA) beeinflussen, wann wir lieber schlafen und wann wir wach sind, und gleichzeitig auch das Risiko für Depressionen beeinflussen.
Was wird durch unseren Schlaftyp beeinflusst?
Wann und wie viel Licht der menschliche Körper erhält, wird durch den Schlaftyp beeinflusst. Die Einwirkung des Lichts beeinträchtigt außerdem auch das Depressionsrisiko, fügt Vetter hinzu. Obwohl die Studie darauf hinweist, dass der Schlaftyp ein unabhängiger Risikofaktor für Depressionen ist, ist dies nur ein kleiner Effekt. Dies bedeutet nicht, dass Nachtmenschen automatisch dazu verurteilt sind, Depressionen zu entwickeln, fügt die Expertin hinzu.
Hinweise Für Nachtmenschen
Nachtmenschen sollten versuchen, genug Schlaf und Bewegung zu bekommen und mehr Zeit im Freien zu verbringen. Außerdem sollten Betroffene das Licht in der Nacht dämmen und versuchen möglichst viel Licht am Tag abzubekommen, raten die Wissenschaftler. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.