Die innere biologische Uhr tickt von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Manche Personen springen morgens um 6 Uhr aus dem Bett und sind topfit, während andere sich um 9 Uhr nochmal umdrehen und ein Stündchen weiterschlafen. Erlaubt der sogenannte Chronotyp eines Menschen Rückschlüsse auf die Lebenserwartung?
Ein Forschungsteam aus Finnland hat die Ergebnisse einer Langzeitstudie veröffentlicht, in der über 37 Jahre lang die Auswirkungen des Chronotyps auf die Lebenserwartung einer Person untersucht wurden. Die Studie wurde kürzlich in dem Fachjournal „Chronobiology International“ vorgestellt.
Chronotyp hat keinen direkten Einfluss auf die Lebenserwartung
Frühere Studien haben nahegelegt, dass Menschen, die nachts lange wach bleiben und morgens länger schlafen, ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen haben, verglichen mit Personen, die früh schlafen gehen und früh aufstehen.
Die aktuelle Studie erstreckte sich über einen Zeitraum von 37 Jahren. Beobachtet wurden rund 23.000 Zwillinge aus Finnland. Die dabei erhobenen Daten zeigen, dass es keinen signifikanten Einfluss auf die Lebenserwartung hat, ob eine Person lange wach bleibt oder nicht.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Chronotyp nur einen geringen oder sogar keinen unabhängigen Beitrag zur Sterblichkeit leistet“, bestätigt Studienautorin Dr. Christer Hublin vom Finnischen Institut für Arbeitsmedizin in Helsinki.
Demnach habe der Chronotyp zwar eine Auswirkung auf die natürliche Neigung des Körpers, zu bestimmten Zeiten zu schlafen. Diese Neigung habe aber keinen direkten Zusammenhang mit der Lebenserwartung einer Person, so Dr. Hublin.
Nachtschwärmer rauchen und trinken mehr
Dennoch gab es einen gesundheitlich relevanten Unterschied zwischen Frühaufstehern und Langschläfern. Nachtschwärmer hatten den Studienergebnissen zufolge ein deutlich erhöhtes Risiko für Rauchen und Alkoholkonsum.
Frühaufsteher konsumieren weniger Tabak und Alkohol
Das erhöhte Sterberisiko, das in früheren Studien mit dem „Abendtyp“ verbunden wurde, scheint hauptsächlich darauf zurückzuführen zu sein, dass Menschen, die regelmäßig später ins Bett gehen, durchschnittlich einen höheren Tabak- und Alkoholkonsum aufweisen als Personen, die immer früh aufstehen.
Nachteulen hatten im Laufe der Studie ein neun Prozent höheres Risiko, aus irgendeinem Grund zu sterben als Frühaufsteher. Dieses Risiko sei aber nicht auf das spätere ins Bett gehen an sich zurückzuführen, sondern lediglich auf den erhöhten Konsum gesundheitsschädlicher Substanzen.
Verkürzte Lebenswertung durch Tabak und Alkohol
Die Forschenden kommen zu dem Ergebnis, dass Rauchen und Alkoholkonsum die Hauptursachen für diese Todesfälle waren und nicht der Chronotyp. Dies wird durch die Tatsache unterstrichen, dass Nichtraucher, die spät ins Bett gingen, kein erhöhtes Sterberisiko aufwiesen.
„Das erhöhte Sterberisiko, das mit einem eindeutigen ‘Abendtyp’ verbunden ist, scheint hauptsächlich auf einen höheren Tabak- und Alkoholkonsum zurückzuführen zu sein“, resümiert Dr. Hublin. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Christer Hublin, Jaakko Kaprio, et al.: Chronotype and mortality - a 37-year follow-up study in Finnish adults; in: Chronobiology International (2023), tandfonline.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.