Frühchen mit 280 Gramm Geburtsgewicht überlebt
09.02.2011
Ein Frühchen, das bei der Geburt nur 280 Gramm wog, ist nach einem fünfmonatigen Klinikaufenthalt in Dortmund wohlauf aus dem Krankenhaus entlassen worden. Obwohl das Frühchen vier Monaten vor dem normalen Ende der Schwangerschaft zur Welt kam, bei der Geburt lediglich 22 Zentimeter groß war und nur 280 Gramm wog, konnte das kleine Mädchen nun die Klinik verlassen. Nach knapp fünf Monaten Behandlung im Perinatalzentrum des Klinikums Dortmund, konnten die Eltern ihre kleine Tochter bei guter Gesundheit mit nach Hause nehmen.
280-Gramm-Frühchen vier Monate zu früh geboren
Das Dortmunder Frühchen zählt nach Angaben der behandelnden Ärzte zu den kleinsten überlebenden Frühgeborenen weltweit. Bereits nach der 24. Schwangerschaftswoche war das kleine Mädchen zur Welt gekommen, wohingegen normalerweise eine Schwangerschaft rund 40 Wochen dauert. Im Gegensatz zu den 280 Gramm Körpergewicht des Frühchens wiegen Kinder bei Normalgeburten durchschnittlich 3.500 Gramm und sind 50 Zentimeter groß, erklärten die Ärzte. Im Perinatalzentrum wurde die Kleine in den vergangenen fünf Monaten ordentlich aufgepäppelt und konnte jetzt mit mehr als 2.500 Gramm Körpergewicht aus dem Krankenhaus entlassen werden. Während das Frühchen anfangs noch künstlich beatmet und ernährt werden musste, trinke die Kleine mittlerweile Muttermilch und habe auch die ersten Impfungen gut verkraftet, erklärte Prof. Dominik Schneider, Direktor der Klinik für Kinder-und Jugendmedizin in Dortmund. Zwar werde das Baby auch zu Hause noch mit zusätzlichen Sauerstoff versorgt, komme aber bereits mehrere Stunden ohne Extra-Sauerstoff aus. Schneider zufolge ist schwierig zu sagen, wie sich das kleine Mädchen weiter entwickeln wird, denn dies sei „bei der Entlassung nicht absehbar.“Seiner Ansicht nach sind die Entwicklungschancen jedoch mindestens so gut wie bei Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht von 800 bis 1000 Gramm. Das erste Wochenende zu Hause ist für die Kleine auf jeden Fall gut gelaufen, erklärte Dr. Schneider.
Immer mehr Frühgeburten in Deutschland
Was vor wenigen Jahrzehnten noch unvorstellbar gewesen wäre, ist heute nahezu medizinischer Alttag. Frühgeburten werden nicht nur immer häufiger, sondern auch die Überlebenschancen der Frühchen sind in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen. Den Angaben der Experten zufolge findet jede 14. Geburt vor der 37. Schwangerschaftswoche (zeitliche Grenze für Frühgeburten) statt. Jedoch bestehen auch unter den Frühgeburten erhebliche Unterschiede. Zwar wiegen die meisten frühgeborenen Kinder weniger als 2.500 Gramm, doch das ein Baby mit nur 280 Gramm Geburtsgewicht überlebt, ist auch heute noch eine kleine Sensation. Der kleinste Junge der jemals eine Frühgeburt überlebt hat, kam im Jahr 2009 mit einem Geburtsgewicht von 275 Gramm im Klinikum Göttingen zur Welt. Der Start ins Leben ist bei den Frühchen generell vorerst durch eine intensive, stationäre medizinische Betreuung gekennzeichnet, was nicht nur für die Kleinen sondern auch für ihre Eltern eine erhebliche Belastungsprobe darstellt. Allerdings entwickeln sich die Säuglinge nach den ersten Wochen im Brutkasten oft besser als erwartet.
Frühgeburt kann zu Beeinträchtigungen der Entwicklung führen
Verschiedenen Studien haben indes belegt, dass mit einer Frühgeburten teilweise auch deutliche Beeinträchtigungen der persönlichen Entwicklung für die Kinder einhergehen. So deuten amerikanische Studien darauf hin, dass Kinder, die bei ihrer Geburt weniger als 1.000 Gramm wogen, im späteren Lebensverlauf häufiger an Asthmaerkrankungen (21 Prozent gegenüber neun Prozent in der Kontrollgruppe), motorischen Störungen (47 Prozent gegenüber zehn Prozent) und Beeinträchtigungen des Intelligenzquotienten (IQ unter 85: 38 Prozent gegenüber 15 Prozent) leiden. Die amerikanischen Forscher hatten im Rahmen ihrer Studie 219 ehemalige Frühchen im Alter von acht Jahren untersucht und die Ergebnisse mit einer Kontrollgruppe aus normal Geborenen verglichen. Sämtliche vergleichbaren Studien belegen, dass es ideal für Säuglinge ist, möglichst lange im Mutterleib heranzuwachsen, da dort die besten Entwicklungsbedingungen vorliegen. Doch wird es viele werdende Mütter beruhigen, zu wissen, dass auch bei einer Frühgeburt, die Überlebenschancen der Frühchen dank des enormen medizinischen Fortschritts heute durchaus gut stehen. (fp)
Bild: Andrea Damm / pixelio.de
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