Frühe Verbreitung von HIV in Afrika
04.10.2014
Vor bald 100 Jahren begann die globale Ausbreitung des Hi-Virus. In den ersten Jahrzehnten breitete sich der Aids-Erreger nur langsam im afrikanischen Kongobecken aus. Doch in den 1960er-Jahren veränderte sich das Verhalten des Virus und die weltweite Pandemie nahm ihren Lauf.
Langsame Ausbreitung in den ersten Jahrzehnten
Wahrscheinlich ist die global verbreitetste Variante des HI-Virus um das Jahr 1920 in Kinshasa entstanden und breitete sich in der ersten Jahrzehnten nur langsam im afrikanischen Kongobecken aus. Doch ab den 1960er-Jahren gelangten die ersten Erreger der HIV-Gruppe M, welche heute weltweit vorherrschenden sind, vom westlichen Zentralafrika in weitere Teile der Welt. Forscher haben nun die frühe Geschichte des Aids-Erregers aus der statistischen Analyse genetischer HIV-Sequenzen rekonstruiert. Im Fachmagazin „Science“ erklären die Wissenschaftler die Ausbreitung mit den sozialen und historischen Lebensbedingungen im Kongobecken.
In den 1980er-Jahren wurden erste Berichte über Aids verbreitet
Es war bereits bekannt, dass Varianten des SI-Virus (Simian Immunodeficiency Virus) vermutlich im frühen 20. Jahrhundert mindestens 13-mal von Affen auf Menschen übertragen wurden. Viermal darunter war die häufigste und aggressivere Form HIV-1. Erstmals beschrieben wurde das HI-Virus, das unbehandelt die Immunschwäche Aids (Acquired Immune Deficiency Syndrome) verursacht, 1983 von den französischen Forschern Luc Montagnier und Françoise Barré-Sinouss, die 2008 für die Entdeckung mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet wurden. Parallel zu den beiden Franzosen machte der US-Wissenschaftler Robert Gallo ebenfalls diese Entdeckung. Erste Berichte über Aids wurden Anfang der 1980er-Jahre aus den USA verbreitet. Bis heute haben sich weltweit insgesamt fast 75 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert.
Wiege der Aids-Epidemie
Wie berichtet wird, stammen die ältesten HIV-Sequenzen aus zwei Blutproben, welche Ende der 1950er-Jahre in Léopoldville entnommen wurden, dem heutigen Kinshasa, Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo. Eine frühere Studie aus Kanada identifizierte die Städte Léopoldville und das benachbarte Brazzaville als die Wiege der Aids-Epidemie. Die Forscher der aktuellen internationalen Studie erstellten aus Analysen von Erreger-Varianten einen HIV-Stammbaum. Diesen glichen die Forscher um Oliver Pybus von der Universität Oxford (England) und Philippe Lemey von der Universität Löwen (Belgien) mit historischen Daten ab.
Ausbreitung entlang des Eisenbahnnetzes
Die zwei wichtigsten Virusvarianten M und O breiteten sich demnach zunächst im Kongobecken aus und zwar vor allem entlang des Eisenbahnnetzes. „Daten aus Kolonialarchiven zeigen, dass bis Ende der 1940er-Jahre mehr als eine Million Menschen jedes Jahr mit der Eisenbahn durch Kinshasa reisten“, erklärte Nuno Faria von der Universität Oxford Zeitungsberichten zufolge. Die Ausbreitung von M stieg von 1960 an um das Dreifache. Wie es heißt, wurden zwei Subtypen der M-Viren von Arbeitsimmigranten über Haiti in die USA beziehungsweise nach Sambia, Angola und in andere Länder Afrikas südlich der Sahara verbreitet. Eine wichtige Rolle bei der Ausbreitung habe auch die Zunahme von Sexarbeit und die Verwendung unsauberer Spritzen im Gesundheitssystem gespielt. (ad)
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