Frauen mit Diabetes kommen früher in die Wechseljahre
Nach Angaben der Deutschen Diabetes Gesellschaft leiden über sechs Millionen Menschen hierzulande an Diabetes. Gesundheitsexperten zufolge ist der Verlauf der Krankheit bei Frauen insgesamt etwas schlechter als bei Männern. Frauen mit Diabetes kommen nicht nur schneller in die Wechseljahre, sondern haben auch ein deutlich höheres Risiko für tödliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Fachleute erklären, was Diabetikerinnen beachten sollten.
Geschlechterunterschied auch bei Diabetes
Gesundheitsexperten weisen immer wieder darauf hin, dass der Geschlechtsfaktor bei Diabetes von erheblicher Bedeutung ist. So ist etwa bekannt, dass Frauen mit Diabetes im Vergleich zu männlichen Diabetikern deutlich anfälliger für Herzinfarkte und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind. Diabetikerinnen kommen auch frühzeitiger in die Wechseljahre als Frauen ohne Diabetes. Die Gründe sind das sinkende Östrogen, die dadurch schwankenden Blutzuckerwerte und die Neigung zur Gewichtszunahme. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) erklärt in einer Mitteilung, was Diabetikerinnen beachten sollten.
Was Diabetikerinnen beachten sollten
Die DDG rät Frauen mit Diabetes grundsätzlich zu einer engmaschigen Blutzuckerkontrolle und empfiehlt, die Therapie gegebenenfalls der neuen Hormonlage anzupassen. Bei einer Hormontherapie sollten Vor- und Nachteile individuell abgewogen werden.
„Bei Frauen mit Diabetes erschöpft sich der Eizellenvorrat schneller. Das führt dazu, dass sie früher in die Wechseljahre kommen“, erklärt DDG Expertin Professor Dr. med. Petra-Maria Schumm-Draeger.
Wissenschaftler nehmen an, dass diabetesbedingte Gefäßveränderungen die Ursache für diesen beschleunigten Alterungsprozess sind. Mit dem Versiegen der Eierstöcke schwindet auch das Hormon Östrogen, das die Insulinempfindlichkeit beeinflusst.
„Viele Patientinnen kennen diesen Zusammenhang allerdings nicht und werden von plötzlichen Blutzuckerschwankungen überrascht“, berichtet die Ärztliche Direktorin des Zentrums für Innere Medizin Fünf Höfe in München.
Schwankende Blutzuckerwerte in den Wechseljahren
Dabei gilt: Auch Patientinnen mit einem bislang gut eingestellten Diabetes leiden im Klimakterium unter schwankenden Blutzuckerwerten, da das Östrogen nicht kontinuierlich, sondern oftmals sprunghaft abnimmt.
„Der vermehrte Stress, verursacht durch Schlafstörungen und Hitzewallungen, tut sein Übriges, um den Blutzuckerspiegel negativ zu beeinflussen“, betont Schumm-Draeger.
Die Münchener Internistin empfiehlt Diabetes-Patientinnen daher, sich rechtzeitig mit dem Thema Wechseljahre auseinanderzusetzen.
„Es ist ratsam, sich beizeiten vom behandelnden Diabetologen beraten zu lassen“, meint die DDG Expertin. Denn Östrogenmangel setzt nicht nur die Insulinempfindlichkeit herab, sondern steigert auch die Gefahr für Herz-Kreislauferkrankungen.
„Zudem darf man nicht vergessen, dass die hormonelle Umstellung bis zu zehn Jahre dauern kann – da ist ein gut eingestellter Blutzuckerstoffwechsel für ein gesundes Altern unabdingbar“, ergänzt DDG Präsident Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland.
Ausreichend bewegen und bewusst ernähren
Generell sollten Patientinnen sowohl mit Diabetes Typ 2 als auch mit Typ 1 dringend ihren Lebensstil an die neue Situation anpassen.
Regelmäßige Bewegung kann auf natürliche Weise dazu beitragen, den hohen Blutzucker zu senken.
Wichtig ist vor allem auch eine bewusste Ernährung, wobei darauf geachtet werden sollte, weniger Kalorien als bisher zu sich zu nehmen.
„Die Wenigsten wissen, dass in diesem Lebensabschnitt der Grundbedarf an Kalorien deutlich reduziert ist, so dass leider deutlich weniger Kalorien nötig sind, um das Körpergewicht stabil zu halten“, so Schumm-Draeger.
Passt die Patientin ihre Ernährungsgewohnheiten nicht an, drohen Übergewicht und daraus resultierende Folgeerkrankungen wie Herzkreislaufleiden.
Wechseljahresbeschwerden werden oft mit Symptomen für Unterzuckerung verwechselt
Darüber hinaus werten Diabetes-Patientinnen typische Wechseljahresbeschwerden wie Herzrasen und Schweißausbrüche häufig fälschlicherweise als Symptome für Unterzuckerung und begegnen dem mit erhöhter Nahrungsaufnahme.
„Auch das führt zu Übergewicht und einer schlechteren Blutzuckereinstellung“, so Schumm-Draeger. Häufigere Blutzuckermessungen helfen, das Missverständnis zu umgehen.
Ob eine Frau von einer Hormontherapie profitiert, lässt sich nicht pauschal beantworten. „Wir empfehlen, bei starkem Übergewicht und Bluthochdruck eine Hormontherapie sorgfältig zu überdenken“, so Schumm-Draeger.
Bei Patientinnen mit Gebärmutter- oder Brustkrebs eigne sich die Behandlung eher nicht. „In jedem Fall sollten Vor- und Nachteile zwischen Arzt und Patientin individuell abgewogen werden“, betont auch DDG Präsident Müller-Wieland. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.