Frühgeburten sind häufigste Todesursache für Kleinkinder
17.11.2014
Erstmals in der Geschichte sind Frühgeburten die häufigste Todesursache für Kleinkinder. Weltweit sterben jeden Tag über 3.000 Kinder daran. Die Kindersterblichkeit ist international insgesamt jedoch stark gesunken.
Frühgeburten erstmals häufigste Todesursache
Zum ersten Mal in der Geschichte sind Frühgeburten und ihre Folgen die häufigste Todesursache für Kleinkinder. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, haben Wissenschaftler in einer Studie ermittelt, dass mehr als jedes sechste Kind,das keine fünf Jahre alt wird, an den Komplikationen und Folgen einer Frühgeburt stirbt. Weltweit sind es täglich über 3.000 Kinder, die daran sterben. Am Montag, den 17. November, ist der Welt-Frühgeborenen-Tag.
Die meisten überleben die ersten vier Wochen nicht
Wie die Experten in der Fachzeitschrift „The Lancet“ berichten, sei bei fast 1,1 Millionen der schätzungsweise 6,3 Millionen Kleinkinder, die 2013 starben, die zu frühe Geburt die Todesursache gewesen. Der Großteil von ihnen (965.000) überlebten die ersten vier Wochen nicht. Das Team um Robert Black von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health (USA) schreibt, dass damit durch die Folgen der Frühgeburt mehr Neugeborene und Kinder ums Leben kommen als durch Lungenentzündungen (935.000) und Komplikationen bei der Geburt (720.000).
Weltweite Kindersterblichkeit ist stark gesunken
Die Mitautorin Joy Lawn von der London School of Hygiene and Tropical Medicine sagte, dass diese Entwicklung neue Ansätze der Medizin und der öffentlichen Gesundheitsfürsorge verlange. „Die Erfolge im andauernden Kampf gegen Infektionskrankheiten zeigen, dass wir auch Erfolg haben können, wenn wir in die Vorsorge und Versorgung bei Frühgeburten investieren.“ Insgesamt ist die weltweite Kindersterblichkeit nämlich stark gesunken: Starben im Jahr 2000 noch 76 von 1.000 lebend geborenen Kindern, waren es 2013 im Schnitt 46. Vor allem ist dieser Fortschritt Impfungen, besserem Malariaschutz, Antibiotika und anderen Maßnahmen gegen Infektionskrankheiten zu verdanken.
Ursachen für frühe Geburten sollen erforscht werden
Die Sterblichkeit bei Frühgeburten ging in diesem Zeitraum lediglich um zwei Prozent zurück. Darüber hinaus steigt die Frühchen-Rate im weltweiten Schnitt. Bereits mehr als eines von zehn Babys wird zu früh geboren. In den kommenden Jahren sollen verschiedene Forschungsprogramme ermitteln, warum genau Babys zu früh geboren werden und wie das verhindert werden kann. Als Risikofaktoren gelten Adipositas (Fettleibigkeit) und Bluthochdruck. Doch die Wissenschaftler wollen auch den Einfluss von Faktoren wie Armut, Ernährung, Stress, und Umweltverschmutzung prüfen.
Zahlen in Deutschland weit über dem weltweiten Durchschnitt
Dem Bericht zufolge sterben wegen Frühgeburten am meisten Kleinkinder pro Jahr in absoluten Zahlen in Indien mit 361.600, gefolgt von Nigeria (98.300), Pakistan (75.000), dem Kongo (40.600) und China (37.200). Mazedonien ist prozentual am stärksten betroffen, dort sind 51 Prozent der Kleinkind-Tode die Folge von früher Geburt. Danach folgen Slowenien mit 47,5 Prozent und Dänemark mit 43 Prozent. Der weltweite Durchschnitt liegt bei 17,4 Prozent und in Deutschland gehen 29,1 Prozent der Kleinkind-Tode auf das Konto verfrühter Geburten.
Neun Prozent der Babys in Deutschland kommen zu früh
Bundesweit kommen etwa neun Prozent der Babys zu früh auf die Welt. Wie die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie in der vergangenen Woche in Berlin mitteilte, erhöhen immer ältere Mütter, Zwillinge oder Drillinge nach künstlichen Befruchtungen und Wohlstandskrankheiten wie Übergewicht, das Risiko. In Deutschland gab es demnach 2013 etwa 63.000 Frühgeburten. Da die Versorgung der besonders Frühgeborenen, die oft in einer Handfläche Platz finden, viel Erfahrung braucht und Eltern sowie Frauenärzte kaum Möglichkeiten haben, zu überblicken, welche Krankenhäuser routiniert in der Behandlung sehr leichter Babys sind, dürfte für viele ein neuer Klinik-Atlas für leichte Frühchen vorteilhaft sein. Das Internet-Portal, dass vor wenigen Monaten startete, soll dabei helfen, eine passende Klinik zu finden. (ad)
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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