Wie wirken sich Probiotika auf Ängste aus?
Die Einnahme von Probiotika kann bei Nagetieren Angstgefühle verringern. Forscher versuchten jetzt herauszufinden, ob eine solche Einnahme auch dazu beitragen kann auftretende Angstgefühle bei Menschen zu reduzieren.
Die Wissenschaftler der University of Kansas stellten bei ihrer aktuellen Untersuchung fest, dass die Einnahme von Probiotika bei Mäusen Angstgefühle reduzieren kann. Die Studie sollte jetzt herausfinden, ob diese Wirkung auch bei Menschen beobachtet werden kann. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit in dem medizinischen Fachblatt „Plos One“.
Was sind Psychobiotika?
Es gibt kein klares Anzeichen dafür, dass die Einnahme von Probiotika dazu beitragen kann Angstgefühle beim Menschen zu verringern, obwohl die neuen Forschungsergebnisse belegen, dass Angstgefühle bei Nagetieren reduziert werden, erklären die Experten. Eine breite Palette von Erkrankungen, von Fettleibigkeit bis hin zu Asthma, wurde bereits mit den Bakterien in Verbindung gebracht, die in unseren Eingeweiden leben. Eine Reihe von Studien deutet auch auf eine Verbindung zu Stimmung und Verhalten hin. Infolgedessen wächst das Interesse an sogenannten Psychobiotika: Nützliche Bakterien (Probiotika), die über Veränderungen der Darmflora auch die Gesundheit des Gehirns beeinflussen.
Menschen mit Ängsten sollten sich professionelle Hilfe suchen
Bei der Analyse der Ergebnisse von früheren Studien gab es bereits Hinweise darauf, dass Probiotika Angst bei Nagetieren zu reduzieren scheinen. Es gibt aber nur wenig Beweise dafür, dass Probiotika ähnliche Vorteile beim Menschen bewirkt, fügen die forscher hinzu. Wenn Menschen unter Ängsten leiden, sollten diese sich nicht auf Probiotika verlassen, erläutern die Wissenschaftler. Betroffene sollten sich auf jeden Fall professionell Hilfe suchen, es stehen verschiedene Therapien zur Verfügung, fügt der Studienautor Daniel Reis von der University of Kansas hinzu.
Es wurden insgesamt 36 Studien ausgewertet
Reis und seine Kollegen untersuchten 22 Studien mit insgesamt 743 Ratten und Mäusen. Außerdem wurden auch 14 Untersuchungen analysiert, an denen insgesamt 1.527 Menschen teilgenommen hatten. So wollten die Mediziner herausfinden, ob Probiotika generell die Angst reduzieren.
Lactobacillus rhamnosus reduzierte Ängste bei kranken Mäusen
Eine solche Verbindung konnte bei kranken Nagetieren beobachtet werden, welche unter Stress im frühen Leben, Infektionen oder anderen speziell induzierten Beeinträchtiungen litten. Bei gesunden Tieren konnte eine solche Verbindung allerdings nicht beobachtet werden. Die positiven Ergebnisse bei Tieren waren durchweg mit einer Art von Bakterien (Lactobacillus rhamnosus) verbunden, obwohl einzelne Studien nahelegten, dass auch andere Arten und Stämme eine Angst reduzierende Wirkung haben könnten. Es konnte allerdings bei der Auswertung der Studien keine positive Wirkung bei Menschen beobachtet werden, egal ob sie gesund waren oder unter Beeinträchtiungen wie Krebs, Reizdarmsyndrom oder Stimmungsstörung litten, erklären die Wissenschaftler.
Helfen Probiotika nur bei ausgeprägten Angststörungen?
Die Forscher merken an, dass bei keiner der nachträglich ausgewerteten Studien Personen mit einer diagnostizierten Angststörung beteiligt waren. Probiotika könnten eventuell nur helfen, wenn bereits bestimmte Angstzustände erreicht wurden, vermuten die Mediziner. Die erlebte Angst beruhte zudem auf der Selbsteinschätzung der Teilnehmenden und diese Einschätzungen könnten unzuverlässig gewesen sein. Möglicherweise waren auch die Nachfolgeuntersuchung nicht lange genug, um alle Auswirkungen festzustellen, sagen die Mediziner. Bevor irgendwelche Schlussfolgerungen getroffen werden, müsse erst getestet werden, wie sich Probiotika bei Menschen mit klinisch signifikanter Angst auswirken, fügt Reis hinzu.
Weitere Forschung ist nötig
Das Forscherteam erläutert weiter, dass die verabreichten Dosen an Probiotika bei den Nagetieren im Verhältnis zum Körpergewicht bis zu 100-mal größer waren als die an Menschen verabreichten Dosen. Dies lege nahe, das Experten untersuchen sollten, ob der beim Menschen beobachtete Mangel an Wirkung zumindest teilweise auf nicht ausreichend hohe Dosen zurückzuführen ist. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.