Je länger die täglich im Sitzen verbrachte Zeit, desto geringer die Wahrscheinlichkeit eines gesunden Alterns. Insbesondere lange Zeiten vor dem Fernseher scheinen dabei besonders nachteilig. Wird die Sitzzeit hingegen durch leichte körperliche Aktivität ersetzt, kann dies auch das Risiko für einen vorzeitigen Tod reduzieren.
Eine neue Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Harvard T.H. Chan School of Public Health untersuchte den Zusammenhang zwischen im Sitzen verbrachten Aktivitäten, leichter körperlicher Aktivität und gesundem Altern. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „JAMA Network Open“ veröffentlicht.
Daten der Nurses’ Health Study
Für die neue Studie wertete das Team die Daten von insgesamt 45.176 Teilnehmerinnen der sogenannten Nurses’ Health Study aus. Diese Frauen waren im Jahr 1992 mindestens 50 Jahre alt und litten laut dem Team zu diesem Zeitpunkt an keiner schweren chronischen Erkrankung.
Die Daten reichten über einen Nachbeobachtungszeitraum von 20 Jahren und die Forschenden versuchten herauszufinden, wie sich die im Sitzen verbrachte Zeit und die körperliche Aktivität auf das Altern der Teilnehmerinnen auswirkten.
Zudem schätzte das Team ab, wie sich ein Ersatz der im Sitzen verbrachten Zeit durch leichte körperliche Aktivität, mittlere körperliche Aktivität oder Schlaf auswirken würde.
Gesundes Altern wurde in der Studie als Überleben der Teilnehmerinnen bis zu einem Alter von mindestens 70 Jahren definiert.
Außerdem durften die Teilnehmerinnen bei gesundem Altern keine schweren chronischen Krankheiten und keine Beeinträchtigungen des subjektiven Gedächtnisses, der körperlichen Funktion oder der geistigen Gesundheit aufweisen, erläutern die Forschenden.
Zeit im Sitzen schadet
Die Fachleute stellten fest, dass die im Sitzen verbrachte Zeit die Wahrscheinlichkeit für ein gesundes Altern deutlich verringert, während leichte körperliche Aktivität die Wahrscheinlichkeit, gesund zu altern, erhöht.
Außerdem zeigte sich, dass durch leichte und mäßige bis starke körperliche Aktivität ersetzte Sitzzeit mit einer verbesserten Wahrscheinlichkeit für eine gesunde Alterung verbunden ist, berichtet das Team.
Wenn die Teilnehmerinnen generell unter unzureichendem Schlaf litten, konnte sogar das Ersetzen der Zeit, die sie im Sitzen verbrachten, durch Schlaf ihre Chancen auf ein gesundes Altern verbessern, fügen die Forschenden hinzu.
Maximal zwei Stunden Fernsehen am Tag
Wie schädlich insbesondere die täglichen Fernsehzeiten sind, hat auch eine andere Studie bestätigt, die in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Mayo Clinic Proceedings“ veröffentlicht wurde.
Die beteiligten Fachleute berichten, dass die vor dem Fernseher verbrachte Zeit mit verschiedenen Gesundheitsrisiken verbunden ist, darunter beispielsweise ein erhöhtes Risiko für Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Eine Beschränkung des Fernsehkonsums auf maximal zwei Stunden pro Tag könnte daher das Risiko für Gesundheitsprobleme und einen vorzeitigen Tod verringern, berichtet das Forschungsteam.
Erhöhtes Demenzrisiko durch Fernsehen
Viel Zeit vor dem Fernseher erhöht aber nicht nur das Risiko für körperliche Beschwerden und Krankheiten, sondern schadet auch den kognitiven Fähigkeiten.
So zeigt eine in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlichte Studie, dass die vor dem Fernseher verbrachte Zeit mit einem deutlich erhöhten Risiko für das Auftreten von Demenz verbunden ist.
Obwohl Computerspiele in der Regel auch im Sitzen gespielt werden, beobachteten die Forschenden bei diesen allerdings eine Reduzierung des Demenzrisikos, was dafür spricht, dass es einen Unterschied macht, ob im Sitzen passiv Inhalte konsumiert oder kognitive Herausforderungen absolviert werden.
Fernsehverzicht für die Gesundheit
Insgesamt deuten die Studien darauf hin, dass die täglichen Sitzzeiten und insbesondere die vor dem Fernseher verbrachte Zeit einen erheblichen Einfluss auf die körperliche und geistige Gesundheit und die Lebenserwartung haben.
Glücklicherweise ist es jedoch möglich, negativen Effekten vorzubeugen, indem die normalerweise vor dem Fernseher verbrachte Zeit durch Bewegung und körperliche Aktivität ersetzt wird. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Hongying Shi, Frank B. Hu, Tianyi Huang, Eva S. Schernhammer, Walter C. Willett, et al.: Sedentary Behaviors, Light-Intensity Physical Activity, and Healthy Aging; in: JAMA Network Open (veröffentlicht 11.06.2024), JAMA Network Open
- Hamish M.E. Foster, Frederick K. Ho, Naveed Sattar, Paul Welsh, Jill P. Pell, et al.: Understanding How Much TV is Too Much; in: Mayo Clinic Proceedings (veröffentlicht November 2020), Mayo Clinic Proceedings
- David A. Raichlen, Yann C. Klimentidis, M. Katherine Sayre, Pradyumna K. Bharadwaj, Mark H. C. Lai, et al.: Leisure-time sedentary behaviors are differentially associated with all-cause dementia regardless of engagement in physical activity; in: Proceedings of the National Academy of Sciences (veröffentlicht 22.08.2022), PNAS
Wichtiger Hinweis:
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