Welchen Einfluss hat die Tageszeit bei der Fettverbrennung?
Wenn man durch sportliche Aktivität möglichst viel Fett verbrennen und Gewicht abnehmen möchte, scheint laut neusten Forschungsergebnissen auch die Tageszeit des Trainings von Bedeutung. Doch wann sollte das Training erfolgen, um optimale Ergebnisse zu erzielen?
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Copenhagen wurde untersucht, welche Auswirkungen der Zeitpunkt eines sportlichen Trainings auf den Stoffwechsel des Fettgewebes hat. Die Studienergebnisse können in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) nachgelesen werden.
Einfluss der zirkadianen Uhr
Die sogenannte zirkadiane Uhr bezeichnet einen Mechanismus, welcher die Physiologie und das Verhalten an die verschiedenen Tagesphasen anpasst. Dabei können viele Faktoren wie Hormone, Temperatur, Nahrungsaufnahme und Bewegung auf gewebespezifische periphere Uhren einwirken, die Expression von Genen verändern und den Stoffwechsel beeinflussen, erläutert das Forschungsteam.
Einfluss der Tageszeit auf die Fettverbrennung untersucht
Daher sind die Forschenden in ihrer aktuellen Studie der Frage nachgegangen, wie es sich auf den Stoffwechsel des Fettgewebes auswirkt, wenn man zu verschiedenen Zeiten des Tages ein sportliches Training absolviert.
Dafür wurde eine RNA-Sequenzierung am Leistenfettgewebe von Mäusen durchgeführt, welche für die Studien zu zwei verschiedenen Tageszeiten ein hoch-intensives Training absolvierten. So zeigte sich, dass ein frühes Training zu einem unmittelbaren Anstieg der nicht veresterten Fettsäuren im Serum führte, ein spätes Training dagegen nicht.
Was sind nicht veresterte Fettsäuren?
Dabei handelt es sich um Fettsäuren, die im Blutkreislauf zirkulieren, ohne an Glycerin gebunden zu sein. Diese Fettsäuren sind die Bausteine von Triglyceriden, welche als Energiespeicher im Fettgewebe und in anderen Geweben des Körpers dienen. Triglyceride sind die am häufigsten vorkommende Art von Fett im Körper.
Freie Fettsäuren können als Energiequelle für die Organe und Gewebe des Körpers dienen, aber hohe Konzentrationen von freien Fettsäuren im Blutkreislauf sind mit verschiedenen Krankheiten wie Insulinresistenz, Diabetes, Fettleber und Herzkrankheiten verbunden.
Morgendliches Training besonders effektiv
Wenn sich die untersuchten Mäuse in einer frühen aktiven Phase bewegten, was morgendlicher Aktivität beim Menschen entspricht, regte dies ihren Stoffwechsel stärker an, verglichen mit Mäusen, welche sich zu einer Zeit bewegten, in der sie sich normalerweise ausruhten. Den stärksten Effekt hatte dabei eine spätmorgendliche Aktivität.
Das Team untersuchte verschiedene Marker für den Fettstoffwechsel und analysierte, welche Gene im Fettgewebe nach dem Training aktiv waren. So wurde festgestellt, dass frühe körperliche Aktivität die Expression von Genen erhöht, die am Abbau von Fettgewebe, der Thermogenese und der Funktion der Mitochondrien im Fettgewebe beteiligt sind.
Verbesserte Stoffwechselraten bei frühem Training
Zusammengenommen deuten die Ergebnisse darauf hin, dass ein früheres Training mit einer höheren Stoffwechselrate verbunden zu sein scheint. Der beobachtet Effekt trat nur bei früh aktiven Mäusen auf, wobei die Nahrungsaufnahme selber keine Rolle spielte, erläutern die Forschenden.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Bewegung am späten Morgen den Stoffwechsel und die Fettverbrennung effektiver ankurbeln könnte als am späten Abend, und wenn dies der Fall ist, könnten sie für Menschen mit Übergewicht von Nutzen sein“, berichtet Studienautorin Professorin Juleen R. Zierath in einer Pressemitteilung.
Auch wenn Mäuse und Menschen viele grundlegende physiologische Funktionen gemeinsam haben und die Nager ein bewährtes Modell für die menschliche Physiologie und den menschlichen Stoffwechsel darstellen, gibt es jedoch zumindest den wichtigen Unterschied- denn Mäuse sind nachtaktiv.
„Das richtige Timing scheint für den Energiehaushalt des Körpers und für die Verbesserung der gesundheitlichen Vorteile von Bewegung wichtig zu sein, aber es sind weitere Studien erforderlich, um verlässliche Schlussfolgerungen über die Relevanz unserer Ergebnisse für den Menschen zu ziehen“, fügt Professorin Zierath hinzu.
Die Ergebnisse der neuen Studie stehen im Einklang mit einer früheren Forschungsarbeit, in der festgestellt wurde, dass morgens trainierende Menschen erfolgreicher Gewicht abnehmen und zu dieser Tageszeit Sport daher am effektivsten zum Gewichtsabbau ist.
Bewegung wichtig für Körper und Geist
Dies bedeutet aber nicht, dass man sich nicht mehr sportlich betätigen braucht, wenn man morgens keine Zeit zum Training findet. Generell sollte nicht vergessen werden, dass Sport und Bewegung wichtig für sehr viele verschiedene Faktoren der Gesundheit sind, unabhängig davon, zu welcher Tageszeit man sein Training absolviert.
Ausreichend Bewegung kann beispielsweise vor Übergewicht, Rückenschmerzen, Herz-Kreislauf- oder verschiedenen Formen von Krebs schützen. Doch laut dem Robert Koch-Institut (RKI) erreichen viele erwachsene Menschen und auch immer mehr Kinder in Deutschland nicht die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für eine körperliche Mindestaktivitätszeit. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Logan A. Pendergrast, Leonidas S. Lundell, Amy M. Ehrlich, Juleen R. Zierath : Time of day determines postexercise metabolism in mouse adipose tissue; in: Proceedings of the National Academy of Sciences (veröffentlicht 03.01.2023), PNAS
- Karolinska Institutet: Time of day may determine the amount of fat burned by exercise (veröffentlicht 14.02.2023), Karolinska Institutet
- Leah M. Schumacher, J. Graham Thomas, Hollie A. Raynor, Ryan E. Rhodes, Kevin C. O’Leary, et al.: Relationship of Consistency in Timing of Exercise Performance and Exercise Levels Among Successful Weight Loss Maintainers; in: Obesity (veröffentlicht 03.07.2019), Obesity
- Robert Koch-Institut: Körperliche Aktivität (Stand: 04.01.2023), RKI
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.