Führt eine Stadtplanung für den Automobilverkehr zu mehr Adipositas und Diabetes?
Bewegungsmangel ist ein maßgeblicher Risikofaktor für Gewichtsprobleme und Diabetes. Schon 30 Minuten moderate Bewegung am Tag würden ausreichen, um das Risikofaktor von Adipositas und Diabetes maßgeblich zu reduzieren. Im Alltag sind viele Menschen jedoch zu bequem, was den Ergebnissen einer aktuellen Studie zufolge auch mit ihrem urbanen Umfeld im Zusammenhang steht. Fußgängerfreundlichen Stadtteilen motivieren demnach zur Bewegung und der Anteil von Personen mit Adipositas und Diabetes fällt deutlich geringer aus. Ein Aspekt, der von Stadtplaner künftig mehr berücksichtigt werden sollte.
Das Forscherteam um Gillian Booth vom St. Michael’s Hospital in Toronto hat in seiner aktuellen Untersuchung den Zusammenhang zwischen dem städtebaulichen Umfeld und dem Auftreten von Fettleibigkeit und Diabetes bei der Bevölkerung untersucht. Sie widmeten sich insbesondere der Fragestellung, ob in fußgängerfreundlichen Stadtteilen das Adipositas- und Diabetes-Risiko möglicherweise geringer ausfällt. Ihre Ergebnisse haben die Forscher in dem Fachmagazin „JAMA“ veröffentlicht.
Auswirkungen der Stadtplanung auf die Gesundheit
In den vergangenen Jahren ist die Anzahl der Menschen mit Übergewicht, Adipositas und Diabetes drastisch gestiegen. In diesem Zusammenhang werden auch die Auswirkungen des städtebaulichen Umfelds beziehungsweise insbesondere der Ausrichtung auf den Automobilverkehr in der Stadtplanung diskutiert. Die kanadischen Forscher überprüften nun anhand der vorliegenden allgemeinen Gesundheitsdaten von mehr als drei Millionen Kanadiern und der detaillierteren Daten aus dem „Canadian Community Health Survey“ (Stichprobe:5.500 Erwachsene im Alter zwischen 30 und 64 Jahren aus 15 Städten der Provinz Ontario) von 2001 bis 2012 möglich Zusammenhänge zwischen Adipositas, Diabetes und einer fußgängerfreundlichen Nachbarschaft.
Index für die Fußgängerfreundlichkeit
Die Wissenschaftler bildeten anhand eines speziellen Index fünf Kategorien für die Fußgängerfreundlichkeit in den einzelnen Stadtteilen und analysierten die jeweilige Verbreitung von Übergewicht, Fettleibigkeit und Diabetes bei der Bevölkerung. Der Index basierte auf vier gleich gewichteten Faktoren: Bevölkerungsdichte (Anzahl der Personen pro Quadratkilometer ), Wohndichte (Anzahl der besetzten Wohnhäuser pro Quadratkilometer ), fußläufig erreichbare Ziele (Anzahl der in zehn Minuten zu Fuß erreichbaren Einzelhandelsgeschäfte, Dienstleistungseinrichtungen wie z.B. Bibliotheken, Banken, Gemeindezentren und Schulen) sowie Anzahl der Straßenkreuzungen.
Fußgängerfreundliche Stadtplanung gefordert
Im Rahmen der Studie wurde deutlich, dass eine „fußgängerfreundliche Nachbarschaft mit einer verringerten Prävalenz von Übergewicht und Adipositas und verringerter Inzidenz von Diabetes“ verbunden war, berichten Booth und Kollegen. Zwar könne anhand der statistischen Korrelation noch kein Kausalzusammenhang abgeleitet werden, doch vieles spreche dafür, dass eine fußgängerfreundliche Stadtplanung die Bevölkerung zu mehr Bewegung motiviert und so das Risiko für Adipositas und Diabetes sinkt. Weitere Forschung sei nun notwendig, um festzustellen , ob die beobachteten Assoziationen kausal sind. (fp)
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