Druckmassage der Fußreflexzonen-Punkte kann viele organische Beschwerden lindern
26.06.2013
Eine Druckmassage der Fußreflexzonen-Punkte soll bei vielen organischen Beschwerden Linderung verschaffen. Während die Fußreflexzonenmassage unter Schulmedizinern umstritten ist, hat das Verfahren in der Naturheilkunde längst Einzug erhalten. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wenden Menschen in den USA und Europa die der Akupressur ähnlichen Technik an den Füßen an, die wahrscheinlich auf uraltem Indianerwissen basiert. Kleine Studien belegen die positiven Effekte der Fußreflexzonenmassage.
Fußreflexzonen-Punkte bilden Organe ab
Die Fußreflexzonenmassage ähnelt dem Behandlungskonzept der Akupressur. Spürt der Behandelnde, dass eine Reflexzone verhärtet ist, weh tut oder allgemein auffällig ist, gilt das als Hinweis, dass ein Problem des zugehörigen Organs vorliegt. Die gezielte Massage an der betroffenen Fußreflexzone soll dann einen Reiz an das Organ senden und den Heilungsprozess anstoßen. Auf diese Weise sollen der Stoffwechsel und die Durchblutung angeregt werden. So wird bei Verdauungsproblemen beispielsweise insbesondere der Mittelfuß behandelt. „Das ist ein alternativmedizinisches Behandlungsprinzip, das schon vor tausenden von Jahren in China, Indien, Ägypten und bei einigen Indianerstämmen praktiziert wurde", erläutert Margarete Hermanns, Heilpraktikerin aus Gräfelfing, gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. „Es basiert auf der Theorie, dass sich der menschliche Körper in den Füßen widerspiegelt, wobei jeder Körperteil an eine bestimmte Stelle des Fußes gekoppelt ist."
Über Jahrtausende wurde das Wissen um die Fußreflexzonentherapie nur mündlich weitergegeben. Erst um 1913 systematisierte der US-amerikanische Arzt William Fitzgerald die Behandlungsmethode, nachdem er Ureinwohner seines Landes dabei beobachtete, wie sie Erkrankungen und Schmerzen durch Drücken und Massieren bestimmter Punkte am Fuß linderten. Darauf hin führte er Studien durch, um herauszufinden, welcher Punkt mit welchem Organ in Verbindung stand. „Ausgehend davon unterteilte er den Körper in zehn Längszonen, die er proportional auf die Füße übertrug", berichtet Rainer Stange, Leitender Arzt der Abteilung Naturheilkunde des Immanuel Krankenhauses Berlin, gegenüber der Nachrichtenagentur. Später wurde die Einteilung um Querzonen ergänzt, so dass ein Raster entstand, das die Fußreflexzonen genau abbildet und als Koordinatensystem in der Therapie eingesetzt werden kann.Die meisten Fußreflexzonen befinden sich an den Fußsohlen. Einige sind auch an den Seiten und auf dem Fußrücken bis hin zum Knöchel angeordnet.
Spezielle Griff- und Drucktechniken für Behandlung der Fußreflexzonen-Punkte
Die seitliche Fußansicht ähnelt der Silhouette eines sitzenden Menschen. „Die Zehen sind der Kopfbereich, der Vorfuß mit dem Ballen Schultern und Brustkorb, der Mittelfuß Bauch und Rücken, die Ferse der Beckenbereich und so weiter", erklärt Hermanns. Dabei repräsentiert der rechte Fuß die rechte Körperhälfte und der linke Fuß die linke Körperhälfte. Die Bezugspunkte aller Organe, Muskeln, Nerven, Knochen und Gelenke befinden sich spiegelbildlich an den Stellen, wo sie sich auch im Körper befinden.
Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte die Amerikanerin Eunice Ingham die grundlegenden Griff- und Drucktechniken, die von der deutsche Heilpraktikerin Hanne Marquardt weiterentwickelt und ergänzt wurden. „Gearbeitet wird mit den Fingerkuppen, vor allem mit der des Daumen und des Zeigefingers", erläutert Reinhard von Neipperg, Vorsitzender des Internationalen Lehrerverbandes für Reflexzonentherapie am Fuß nach Hanne Marquard, gegenüber der Nachrichtenagentur. „Mit ihnen setzt der Therapeut Impulse in die Reflexzonen, wobei die Kraft aus den Armen kommen sollte."
Die Behandlung mit der Fußreflexzonentherapie beginnt mit dem Erheben des Befundes. Dafür werden die Reflexzonen auf Verhärtungen, Schmerzen und andere Auffälligkeiten überprüft. Die Intensität und die Art der Griffe richtet sich nach der Diagnose und dem Ziel der Behandlung. So werden langsame und weiche Grifffolgen beispielsweise zum Beruhigen von Organen angewendet oder zum Stillen akuter Schmerzzustände. Schelle und kräftige Grifftechniken dienen unter anderem der Anregung und Stärkung der Funktionen von Körperteilen. „Das Spektrum von Krankheiten und Beschwerden, bei denen die Fußreflexzonentherapie zum Einsatz kommt und positive Effekte zeigt, ist weit", berichtet von Neipperg. Als Beispiele könnten Magen-Darm-Beschwerden, Schmerzzustände, Stoffwechselstörungen und Gelenkerkrankungen angeführt werden. Wie der Bund Deutscher Heilpraktiker e.V. informiert, dauert eine Sitzung in der Regel zwischen 30 und 45 Minuten. Insgesamt seien meist sechs bis zwölf Anwendungen erforderlich.
Studienlage zur Wirksamkeit der Fußreflexzonentherapie
„Dass die Fußreflexzonentherapie funktioniert, sieht man in der Praxis immer wieder. In der konventionellen Medizin ist sie aber nach wie vor umstritten", berichtet Stange. Die Forschungslage sei noch dürftig. Eine reflektorische Fuß-Körper-Verbindung wurde bisher nicht bewiesen. Eine Theorie besagt beispielsweise, dass die spezielle Verbindung durch Nervenbahnen oder Energieströme bestehe. Zudem wird immer wieder ein elektromagnetisches Resonanzphänom als Ursache diskutiert. Anatomische oder wissenschaftliche Beweise für die Zuordnung der Fußreflexzonen zu bestimmten Organen wurden bisher nicht erbracht.
Dennoch konnten in kleineren Studien positive Effekte der Fußreflexzonentherapie auf bestimmte Krankheitsbilder nachgewiesen werden. So belegten Forscher der Universität Innsbruck, eine erhöhte Durchblutung der Niere, wenn die zugehörige Reflexzone angeregt wurde. Dadurch wird die Entgiftung gefördert.
Eine andere Studie belegte die Wirksamkeit der Fußreflexzonentherapie bei Kniebeschwerden. Forscher der Universität Jena zeigten, dass Schmerzen und Funktionsbeeinträchtigungen bei moderater Kniearthrose durch die gezielte Behandlung der zugeordneten Fußreflexzone gelindert werden können. Im Rahmen der Studie erhielten die Probanden über einen Zeitraum von sechs Wochen jeweils 12 Behandlungen der dem Knie zugeordneten Fußreflexzonen. Um die Wirksamkeit zu überprüfen erfassten die Forscher auch sechs Wochen vor und acht Wochen nach der Behandlung als Vergleichszeiträume. Zum einen führten sie durchgängig Befragungen der Patienten zu ihrem subjektiven Schmerzempfinden durch. Zum anderen wendeten die Wissenschaftler mehrerer Erhebungsverfahren an, um die Schmerzintensität zu messen. Auch die Beweglichkeit des Knies wurde untersucht.
„In beiden Aspekten zeigten sich während und nach der Fußreflexzonentherapie deutliche Verbesserungen: Die Schmerzintensität ging um mehr als zwei Drittel zurück und die Beweglichkeit (Beugung) des Kniegelenks konnte um zwölf Grad verbessert werden", erklärte Frau Professor Christine Uhlemann vom Universitätsklinikum Jena, Abteilung Naturheilverfahren. 92 Prozent der Studienteilnehmer erklärten, dass sich ihr Zustand gebessert habe. „Das sind wirklich verblüffende Ergebnisse, denn faktisch haben wir damit erstmals nachvollziehbare Hinweise auf die Wirksamkeit der Fußreflexzonentherapie erbracht.“ (ag)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.