Futterinsekten als mögliche Allergie-Auslöser identifiziert
Allergien können zahlreiche Auslöser haben. Weit verbreitet sind hierzulande vor allem Pollenallergie und Heuschnupfen. Österreichische Wissenschaftler berichten nun über einen sehr ungewöhnlichen Auslöser. Bei einem kleinen Jungen stellten sich demnach allergische Reaktionen durch Futterheuschrecken für Reptilien ein.
Ungewöhnlicher Allergie-Auslöser
Fast 30 Millionen Haustiere leben Experten zufolge allein in deutschen Haushalten. Der Großteil davon sind Katzen und Hunde. Doch auch Schlangen oder Schildkröten sind bei vielen Bundesbürgern populär. Manche Haustiere können uns krank machen, wenn keine entsprechenden Hygienevorschriften eingehalten werden. Österreichische Forscher haben nun über einen sehr ungewöhnlichen Fall berichtet, bei dem Haustiere zur Gesundheitsgefahr wurden. Die Wissenschaftler aus Wien fanden heraus, dass Futterheuschrecken für ein als Haustier gehaltenes Reptil die Allergen-Quelle bei einem achtjährigen Jungen waren. Die Experten raten angesichts der zunehmenden Beliebtheit der Kriechtiere zur Vorsicht.
Reptilien als Haustiere werden immer beliebter
Reptilien als Haustiere werden in vielen Ländern immer beliebter. Da von manchen Tieren eine Infektionsgefahr ausgeht, haben Experten in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass Reptilien-Halter auf die Hygiene achten müssen. Laut einer Mitteilung der Veterinärmedizinischen Universität Wien hat sich die Zahl der Echsen, Schildkröten oder Schlangen in europäischen Haushalten in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Familien entscheiden sich demnach häufig gezielt für ein Reptil, wenn ein Allergierisiko beim Kontakt mit Hunden, Katzen oder Meerschweinchen besteht.
Kleiner Junge reagierte mit schweren Symptomen
Im Fall des kleinen Jungen aus Wien war das offenbar aber keine Lösung. Wie auf dem Internetportal des „ORF“ berichtet wird, traten bei dem 8-Jährigen vier Monate nach der Anschaffung einer Bartagame – eine Echsenart – nächtliche Anfälle von schwerer Atemnot auf. Die Ursache dafür wurde längere Zeit nicht entdeckt. Mediziner tippten bei einer ersten Diagnose auf Pseudokrupp, eine Infektion der Atemwege und starke Asthmaanfälle. Die Allergologin Erika Jensen-Jarolim und ihre Kollegen vom Messerli Forschungsinstitut der Vetmeduni zogen eine Haustierallergie in Betracht. Allerdings testeten sie auch das Futter für die Echse. „Wir waren mitten in einer Studie zur Untersuchung von Allergenquellen in Zoohandlungen. So sind wir durch Zufall auf das Futter der Reptilien gestoßen“, erläuterte Jensen-Jarolim.
Heuschrecken-Allergene als Auslöser identifiziert
Durch einen Allergietest und einen Nachweis spezifischer Antikörper konnten schließlich Heuschrecken-Allergene als Auslöser identifiziert werden. Das Team berichtete nun im Fachblatt „World Allergy Organization Journal“ über die neuen Erkenntnisse. Auf Anraten der Forscher wurde das Reptil aus dem Haushalt entfernt, die Symptome legten sich. Vier Jahre später setzte sich das Kind durch Zufall erneut dem Allergen aus und reagierte auch dann wieder mit einer allergisch asthmatischen Reaktion. Dass von Futter-Insekten ein gewisses Allergierisiko ausgeht, sei Jensen-Jarolim zufolge bisher „noch zu wenig bekannt“. Möglicherweise sei der beschriebene Fall nur die Spitze eines Eisberges.
Reptilien nicht in Wohnräumen halten
„Zunehmend bemerkt man, dass sich die Einstellung gegenüber Reptilien von der Hobbyhaltung und biologischem Interesse zu einer Mensch-Tier-Beziehung mit emotioneller Komponente verändert. Die Anzahl von Reptilien und zugehörigen Futtertieren in Haushalten kann nur geschätzt werden und die Dunkelziffer ist hoch“, so die Forscherin. Reptilien-Futter sollte außerhalb der Wohnung aufbewahrt werden. Die Tiere selbst sollte man nach Empfehlung der Wissenschaftler nicht in Wohnräumen halten, da unverdaute Insekten über die Ausscheidungen der Reptilien ins Terrarium gelangen. „Wir möchten mit unserer Publikation die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren. Es geht uns insbesondere um Tierhalter, um Angestellte in Zoofachhandlungen, aber auch um Ärztinnen und Ärzte, die eine Frage nach Reptilienhaltung und zugehörigen Futtertieren routinemäßig in ihr Allergiediagnosegespräch aufnehmen sollten“, sagte Jensen-Jarolim. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.