Gallensteine beeinträchtigen das Herz
20.11.2013
Menschen mit Gallensteinen haben anscheinend ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfall. Das zeigen Ergebnisse der deutschen EPIC-Kohorte. Mit etwa 50.000 Teilnehmern ist diese Studie die erste großangelegte Studie, die einen Zusammenhang von Herz – und Hirninfarkten geliefert hat.
Schon in der Vergangenheit hatten Mediziner Gallensteine als mögliche Auslöser von Schädigungen an Blutgefäßen vermutet. 1983 fanden Wissenschaftler bei der Auswertung der sogenannten „Farming Heart Studie“ Hinweise auf die Entstehung von Arteriosklerose durch Gallensteine. Ein Zusammenhang zeigte sich jedoch nur bei Männern, was die Forscher zu der Annahme führte, dass ein Lipoprotein die Gefäßerkrankungen begünstigen könnte.
Gallensteine entstehen durch eine Verklumpung von Cholesterin oder Eiweiß in der Gallenblase beziehungsweise im Gallengang und sind die Basis fast aller Krankheiten der Gallenwege.
Forscher aus Mexiko waren vor einigen Jahren zu ähnlichen Ergebnissen gekommen und hatten für beide Geschlechter ein steigendes Infarktrisiko infolge von Gallensteinen festgestellt.
Wissenschaftler aus Kanada hatten daraufhin eine Verbindung zwischen dem metabolischen Syndrom und dem Auftreten von Gallensteinen nachgewiesen. Das metabolische Syndrom wird heutzutage von der Medizin als ein entscheidender Risikofaktor für koronare Herzerkrankungen angesehen. Ein Problem bei den Analysen der epidemiologischen Daten ergab sich aber durch die zu geringe Anzahl von wirklich repräsentativen Studien.
Mit den europäischen EPIC-Studien (“European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition”), in die auch die Daten der beiden Subkohorten aus Potsdam und Heidelberg mit 46.486 Teilnehmern einflossen, können nun aussagekräftige Ergebnisse in die Analyse mit einfließen.
Nachuntersuchung beruht auf den Angaben der Patienten
Bei einer Nachuntersuchung nach knapp acht Jahren bei der 919 Patienten untersucht wurden, die entweder einen Myokardinfarkt (Herzinfarkt) oder einen Schlaganfall erlitten hatten, wurden in 134 Fällen auch Gallensteine festgestellt.
Insgesamt wurden 4828 Gallensteine entdeckt und bei 66,5 Prozent der Betroffenen wurde darauf hin die Gallenblase entfernt. Nach Angaben der Autoren liegt die Studie allerdings nicht vollends wissenschaftlichen Kriterien zu Grunde, denn die Informationen beruhen größtenteils auf den Aussagen der Patienten. Weitere Befunde über Gallensteine können eventuell nicht gemeldet worden sein, was zu einer Verfälschung der Prävalenz führen kann. Auffällig sind jedenfalls die Unterschiede zwischen den Geschlechtern und den Regionen.
Bei Frauen zeigte sich eine doppelt so hohe Gallenstein-Prävalenz wie bei Männern, was sich auch im Ost-West-Vergleich widerspiegelte: In Potsdam wurden deutlich mehr Gallenblasen entfernt als in Heidelberg.
Zudem hatten Patienten mit Gallensteinen einen fast um zwei Punkte erhöhten BMI-Index und waren fast fünf Jahre älter. Sie aßen mehr Fleisch und trieben weniger Sport als die Teilnehmer, bei denen es zu keinem Gallenstein-Befund gekommen war. Auch Bluthochdruck und Hyperlipidamien wurden bei Ihnen häufiger festgestellt.
Die Ergebnisse zeigen ein um bis zu 24 Prozent erhöhtes Risiko für Infarkte und Insulte bei Menschen mit Gallensteinen. Die durch frühere Studien aufgestellte Hypothese, dass durch eine Entfernung der Gallenblase eine vermehrte Cholesterinausscheidung in Gang gesetzt und dadurch auch positiv das Lipidprofil beeinflusst werde, konnte aber nicht bestätigt werden. Nach der Auswertung der Analyse kommen deutsche Forscher zu dem Schluss, dass dadurch eher noch die Fettanreicherung in den Organen begünstigt wird und sich das atherosklerotische Risiko sogar noch erhöht. Obwohl einige Fragen nicht geklärt werden konnten, sind die Ergebnisse der Analyse ein wichtiger Grund für Ärzte bei Patienten mit Gallensteinen, die Risiken für Herz und Gefäßerkrankungen noch stärker im Blick zu haben. (fr)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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