Endlich möglich: Gebärmutter-Transplantation könnte tausenden Frauen helfen
Vielen Paaren ist nichts wichtiger, als endlich ein eigenes Kind zusammen zu haben. Doch manchen Frauen bleibt die Erfüllung dieses Wunsches verwehrt, weil sie ohne Gebärmutter geboren wurden. Mittlerweile sind aber Transplantationen möglich.
Wenn der Kinderwunsch unerfüllt bleibt
Paaren wird bei unerfülltem Kinderwunsch oft zu den merkwürdigsten Methoden geraten. So meinen einige Menschen, es helfe, nach dem Sex die Beine in die Luft zu strecken. Niederländische Wissenschaftler beichteten jedoch, dass dies die Chance, ein Kind zu bekommen, nicht erhöht. Manche Frauen können ohnehin nur schwer oder gar nicht schwanger werden. Etwa die, die aufgrund einer genetischen Veränderung von Geburt an keine oder eine zu kleine Gebärmutter haben. Eine Transplantation könnte ihnen jedoch helfen.
Erste Gebärmutter-Transplantation in Deutschland
Ärzte an der Uniklinik in Tübingen haben vor kurzem mit Unterstützung schwedischer Experten die erste Gebärmutter-Transplantation in Deutschland durchgeführt. Die 23-jährige Patientin mit absoluter uteriner Infertilität aufgrund eines Mayer-Rokitanski-Küster-Hauser (MRKH) –Syndroms hat das Transplantat als Lebendspende erhalte und die mehrstündige Operation ist komplikationslos verlaufen, heißt es in einer Mitteilung des Klinikums.
Frau mit Spender-Gebärmutter brachte Baby zur Welt
Dass solche OPs möglich sind und dazu führen können, Frauen ihren Kinderwunsch zu erfüllen, hat der Gynäkologe Mats Brännström mit Transplantationen in Schweden gezeigt. In Göteborg hat eine Frau mit Spender-Gebärmutter im Jahr 2014 ein gesundes Baby bekommen. Mittlerweile sind fünf Kinder auf diese Weise geboren worden.
Von Experten wird die Zahl der weltweit gelungenen Transplantationen auf rund 20 geschätzt, die Dunkelziffer der Misserfolge dürfte aber deutlich höher liegen.
Die Planungen für den Eingriff in Tübingen liefen nach Klinikangaben seit Jahren. Auch in weiteren deutschen Krankenhäusern soll eine Gebärmutter-Transplantation durchgeführt werden, unter anderem von Medizinern der Universitätsklinik Erlangen.
Welchen Frauen geholfen werden kann
In einer Mitteilung der Nachrichtenagentur dpa erläuterte Sara Brucker, Ärztliche Direktorin des Forschungsinstituts für Frauengesundheit der Universität Tübingen, dass Frauen mit dem Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom (MRKHS) die größte Gruppe potenzieller Patientinnen sind.
Den betroffenen Mädchen fehlten demnach von Geburt an Scheide und Gebärmutter. Eierstöcke, Brüste, Klitoris und Schamlippen seien hingegen normal ausgebildet. „Die einzigen Möglichkeiten für diese Frauen, Mütter zu werden oder sogar genetisch eigene Kinder zu bekommen, waren die Adoption oder die Leihmutterschaft, die wiederum in Deutschland nicht erlaubt ist“, schreibt das Universitäts-Klinikum Tübingen in der Pressemitteilung.
Bis zu 10.000 Frauen könnte geholfen werden
Bruckner erklärte auch, wie viele Frauen betroffen sind. Demnach werde etwa eines von 5.000 weiblichen Babys mit MRKHS geboren. Allein in Deutschland gebe es derzeit 6.000 bis 8.000 Betroffene.
Hinzu kämen Frauen mit Kinderwunsch, die zwar bereits Mütter sind, denen jedoch bei der Entbindung die Gebärmutter entfernt wurde. Und auch Patientinnen, denen das Organ wegen Gebärmutterhalskrebs entnommen wurde. Laut dpa schätzen andere Experten die Gesamtzahl der potenziellen Patientinnen für eine Uterus-Transplantation auf bis zu 10.000 Frauen.
Transplantation von Organen von lebenden Verwandten am erfolgversprechendsten
Experten zufolge gilt die Transplantation von Organen von lebenden Verwandten – etwa die Gebärmutter der Mutter oder der Schwester – als am erfolgversprechendsten. In solchen Fällen seien die Eingriffe zudem besser planbar als bei Organspenden von hirntoten Unfallopfern.
Für eine Transplantation geeignet sind auch Organe älterer Personen. So berichtete das britische Fachmagazin „The Lancet“, dass die Gebärmutter, in der das Baby in Schweden heranwuchs, von einer 61-jährige Freundin der Familie stammte, die bereits sieben Jahre vor der Operation die Wechseljahre durchlaufen hatte.
Wie Brucker erklärte, lasse sich eine Gebärmutter – anders als die Eierstöcke – wieder verjüngen. Voraussetzung für eine Eignung sei, dass die Spenderin mindestens einmal schwanger war. (ad)
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