Nutzen des HPV-Tests zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs wird erneut überprüft
26.03.2014
Humane Papillomviren (HPV) bilden den Hauptauslöser für Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom). Trotzdem ist der HPV-Test kein Bestandteil des gesetzlichen Früherkennungsprogramms, nicht zuletzt weil Zweifel an seiner Aussagekraft bestehen und er den sogenannten PAP-Test (spezielle Abstrich-Untersuchung) als Untersuchungsmethode nicht ersetzen kann, berichtet der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg. Frauen, die dennoch einen HPV-Test durchführen lassen möchten, müssen diesen in der Regel selbst bezahlen. „Ob sich der Nachweis humaner Papillomviren nicht doch sinnvoll zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs einsetzen lassen könnte“, wird derzeit erneut geprüft, so die Mitteilung des Krebsinformationsdiensts.
Schon heute übernehmen einige Krankenkassen unter bestimmten Voraussetzung die Kosten für einen HPV-Test, obwohl dieser nicht zu den gesetzlich vorgesehenen Früherkennungsuntersuchungen zählt. Meist wird der Test indes von Frauenärzten als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) angeboten, für die bis zu 70 Euro fällig werden. Selbst ein positiver Befund sagt hierbei im Zweifelsfall allerdings wenig über das Krebsrisiko aus. Denn HPV-Infektionen sind keine Seltenheit und sie müssen nicht zwangsweise zu Gebärmutterhalskrebs führen. Unter bestimmten Voraussetzungen kann der Test nach Einschätzung der Experten der Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe dennoch einen wichtigen Beitrag zur Krebsfrüherkennung und -vorsorge leisten. Auch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat laut Angaben des Krebsinformationsdiensts Anhaltspunkte dafür erkannt, dass Frauen von einem HPV-Test im Rahmen der Krebsfrüherkennung profitieren können. Allerdings lasse sich aus den vorliegenden Forschungsergebnissen bislang keine Empfehlung für eine bestimmte Untersuchungsstrategie ableiten.
Positiver HPV-Test alleine mit wenig Aussagekraft
Ein positiver Befund des HPV-Tests hat laut Angaben des Krebsinformationsdiensts „bei gesunden Frauen mit unauffälligem Befund in der Abstrichuntersuchung derzeit noch keine Bedeutung für die Früherkennung.“ Denn dieser lasse nicht erkennen, ob die Infektion nur vorübergehend ist oder langfristig Gewebeveränderungen drohen. Insbesondere bei Frauen im Alter unter 30 Jahren sei das Testergebnis wenig aussagekräftig, da „ein heute positives Ergebnis kurz darauf schon wieder negativ ausfallen“ könne. Auch sei leicht eine Infektion nach dem Test möglich, so dass dieser keine verlässliche Aussage biete. Zudem lassen sich aus dem Test keine unmittelbaren therapeutischen Maßnahmen ableiten, da keine Medikamente zur Behandlung der Viren bekannt sind. Erst wenn sich tatsächlich Gewebeveränderungen bilden, besteht die Möglichkeit, diese zu therapieren. Hier kann der HPV-Test unter Umständen durchaus wichtige Hinweise für die Früherkennung liefern und so die Behandlung deutlich erleichtern. Auch im Nachgang einer Operation wegen eines Zervixkarzinoms bieten sich regelmäßige HPV-Tests an, um den Erfolg der Behandlung zu überwachen.
Krankenkassen zahlen HPV-Test unter bestimmten Voraussetzungen
Obwohl bislang keine umfassende Kostenübernahme des HPV-Tests durch die gesetzlichen Krankenversicherungen vorgesehen ist, tragen die Krankenkassen unter bestimmten Voraussetzung schon heute die Kosten für die Untersuchung. Dies gilt laut Angaben des Krebsinformationsdiensts zum Beispiel, „wenn der Arzt bei der Untersuchung auffällige Zellen findet, die nicht eindeutig zu beurteilen sind.“ Hier helfe der Test, „die Befunde genauer abzuklären und die weitere Behandlung festzulegen.“ Auch zahlen die Krankenkassen den HPV-Test „bei Patientinnen, die aufgrund eines Gebärmutterhalstumors oder einer Krebsvorstufe operiert wurden“, berichte der Krebsinformationsdienst weiter. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe empfiehlt den HPV-Test allerdings generell für Frauen ab einem Alter von 30 Jahren, da sie einem erhöhten Risiko unterliegen, dass die Erreger länger im Körper verbleiben und so Zellveränderungen herbeiführen. Fällt der Test negativ aus, lassen sich also keine Erreger nachweisen, müssten die Frauen unter Umständen „nicht mehr jährlich, sondern möglicherweise erst nach zwei bis fünf Jahren zur nächsten Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung“, so die Mitteilung des Krebsinformationsdiensts. Hier ist eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen bisher jedoch nicht gewährleistet.
Erfolgreichster Krebstest aller Zeiten
Zwar stellt der HPV-Test unter Umständen eine durchaus sinnvolle Ergänzung zur herkömmlichen Früherkennung des Gebärmutterhalskrebs dar, doch bleibt der PAP-Test als Standarduntersuchung weiterhin unerlässlich. „Mit Hilfe dieses einfachen Abstrichs von Gebärmutterhals und Muttermund lassen sich krankhaft veränderte Zellen aufspüren, die sich zu Krebsvorstufen entwickeln können“, berichtet der Krebsinformationsdienst. Auch bei einem auffälligen Ergebnis im PAP-Test muss allerdings nicht unbedingt Gebärmutterhalskrebs vorliegen. Oftmals sind Entzündungen Ursache der Gewebeveränderungen. Weitere Untersuchungen müssen in diesem Fall folgen, um zu einer sicheren Diagnose zu gelangen. Der Pap-Test gilt laut Aussage des Krebsinformationsdiensts „als erfolgreichster Krebstestaller Zeiten.“ Auch er hat allerdings Schwächen. Mitunter werden leichtere Gewebeveränderungen übersehen, weshalb die Untersuchungen regelmäßig wiederholt werden sollten. Zudem ergebe der Test in seltenen Fällen fälschlicherweise einen positiven Befund.
Deutlicher Rückgang der Todesfälle
Insgesamt hat sich Anzahl der Gebärmutterhalskrebs-Todesfälle in den vierzig Jahren seit Einführung des PAP-Tests halbiert. Im Jahr 2010 starben laut Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) noch 1.524 Frauen an einem Zervixkarzinom. Die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen liegt bei rund 4.600 Fällen. Seit den 1980er Jahren ist dem RKI zufolge ein kontinuierlicher Rückgang der Sterberate zu beobachten und die „relative 5-Jahres-Überlebensrate mit einem invasiven Zervixkarzinom liegt bei 69 Prozent.“ Die gestiegene Überlebenschance sei nicht nur ein Ergebnis der verbesserten medizinischen Möglichkeiten, sondern auch Resultat der umfassenden Früherkennungsprogramme, berichtet das RKI. (fp)
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