Wenn COVID-19 zu Gedächtnislücken führt
Manche Betroffene entwickeln nach einer Erkrankung an COVID-19 Gedächtnisstörungen, die sie in ihrem Alltag stark beeinträchtigen können. Das Universitätsklinikum Jena (UKJ) berichtet in einer aktuellen Mitteilung, dass mehr als 50 sogenannte Post-COVID-Patientinnen und -Patienten bereits wegen entsprechender Probleme im Gedächtniszentrum des UKJ behandelt wurden (seit Januar 2021).
Die bekanntesten neurologischen Symptome bei Infektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 sind der Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns, doch bei abklingender Erkrankung kommen diese Sinneseindrücke bei den meisten Betroffenen schnell zurück, erläutert das UKJ. Manche Erkrankte würden allerdings bleibende Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen entwickeln.
Zehn Prozent der Genesenen betroffen
Diese Konzentrations- und Gedächtnisstörungen äußern sich auf vielfältige Weise „und können auch nach leichten Verläufen auftreten – und bei jüngeren Patienten“, betont Dr. Stefan Brodoehl, ärztlicher Leiter des Gedächtniszentrums am UKJ. Etwa zehn Prozent aller COVID-19-Genesenen seien von derartigen Störungen betroffen. Im Fokus der Behandlung stehe zu Beginn die Bestimmung der Ursache der Symptome.
Umfängliche Untersuchung der Betroffenen
„Die meisten Patienten schildern uns ihre Beschwerden zunächst in der Telefon- oder Videosprechstunde“, berichtet Dr. Brodoehl weiter. Anschließend erfolge bei Bedarf in einem tagesklinischen Aufenthalt im Gedächtniszentrum eine umfangreiche Untersuchung durch Expertinnen und Experten verschiedener Fachrichtungen.
„Gemeinsam mit unseren neuropsychologischen Kollegen beurteilen wir die geistige Leistungsfähigkeit der Betroffenen hinsichtlich Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Sprache und Konzentration“, ergänzt Prof. Dr. Kathrin Finke, psychologische Leiterin des Gedächtniszentrums am UKJ.
Weiterhin werde die psychische Belastung der Betroffenen ermittelt und „zusätzlich können neurologische Tests wie Ultraschall-, CT- oder MRT-Aufnahmen des Kopfes, Blutuntersuchungen oder Nervenwasseruntersuchungen notwendig sein – abhängig von den jeweiligen Beschwerden und vom Alter des Patienten“, so die Mitteilung des UKJ.
Beratungsangebote via Video oder Telefon
Im Gedächtniszentrum werden vor allem ältere Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf Demenzentwicklung behandelt „und genau diese Patienten haben auch ein besonders hohes Risiko, an Corona zu erkranken, beispielsweise, weil sie sich die wichtigen AHA-Regeln nicht merken können“, betont Dr. Brodoehl. Daher werde auch ein Beratungsangebote via Video oder Telefon ermöglicht.
„Viele unserer Patienten haben aufgrund ihrer geistigen Einbußen auch Probleme dabei, sich einen Termin für die Corona-Impfung zu besorgen. Deshalb unterstützt unsere Sozialarbeiterin sie in einigen Fällen auch hierbei“, so Dr. Brodoehl weiter.
Individuell angepasste Therapie
Auch die Behandlung im Gedächtniszentrum wird laut Mitteilung des UKJ individuelle auf die Betroffenen zugeschnitten. „Vielen Betroffenen helfen spezielle ergotherapeutische Übungen dabei, die Hirnleistung gezielt zu trainieren. Aber auch neuropsychologische computergestützte Trainings können sinnvoll sein“, erläutert der Experte einige Therapieoptionen. Die Therapie erfolge dabei in enger Zusammenarbeit mit der Post-COVID-Ambulanz am UKJ, so dass allen Corona-Genesenen ganz individuelle Hilfestellungen angeboten werden können. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universitätsklinikum Jena (UKJ): Wenn Corona zu Gedächtnislücken führt (veröffentlicht 30.03.2021), uniklinikum-jena.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.