Wer beim Übergang vom mittleren ins hohe Alter unbeabsichtigt an Gewicht verliert, hat vermutlich ein höheres Risiko für leichte Gedächtnisschwierigkeiten und später auch eine Demenz. So lautet das Resultat einer Studie der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota, mit knapp 2.000 Teilnehmern. Zu Untersuchungsbeginn waren die Probanden mindestens 70 Jahre alt und zeigten normale kognitive Leistungen. Die Wissenschaftler führten regelmäßige neuropsychologische Tests durch, um ihre Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Handlungsplanung und Sprache zu prüfen. Das aktuelle Gewicht beziehungsweise der Körpermassenindex (BMI) wurde mit maximalen Werten des mittleren Alters von 45 bis 65 Jahren verglichen.
Im Laufe einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von vier Jahren wurden in 524 Fällen milde kognitive Einschränkungen festgestellt, die in der Regel auch vom Umfeld bemerkt wurden. Nach Schätzungen entwickelt sich bei 5 bis 15 Prozent der Betroffenen aus diesen leichten Schwierigkeiten eine fortschreitende Demenz.
Die Auswertung der Daten zeigte, dass Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen schneller abnahmen als Vergleichspersonen. Ein stärkerer Gewichtsverlust war mit einem höheren Risiko für Gedächtniseinschränkungen verbunden: Pro fünf Kilogramm in einem Jahrzehnt stieg die Wahrscheinlichkeit um 24 Prozent – unabhängig von weiteren Faktoren wie Geschlecht, Bildung und genetischer Veranlagung.
Es bleibt allerdings offen, ob Interventionen zur Gewichtsstabilisierung einer Demenz entgegenwirken können, betonen die Autoren in der Fachzeitschrift JAMA Neurology. Weitere Studien sollen folgen, um die Hintergründe dieses Zusammenhangs aufzudecken. Möglicherweise werden aufgrund von mangelnder Nährstoffaufnahme bestimmte Hormone nicht mehr ausreichend produziert, was den Gedächtnisverlust begünstigt. Andererseits können Depression und Apathie einer beginnenden Demenz vorausgehen und zu Appetitlosigkeit und einer Gewichtsabnahme führen. (Heike Kreutz, aid)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.