Auch „harmloser“ Heuschnupfen sollte immer erst genommen werden
Ob Birke, Kiefer oder Eiche: Anfang Mai stehen viele Bäume und Gräser in der Hauptblüte und werden daher zu einer Qual für Millionen von Allergikern. Dabei betrifft der so genannte „Heuschnupfen“ von Jahr zu Jahr mehr Menschen, die infolgedessen mit typischen Symptomen wie fließendem Schnupfen, ständigem Niesen und juckenden, tränenden Augen zu kämpfen haben.
Birke, Kiefer oder Eiche stehen in der Hauptblüte
Frühlingszeit bedeutet für viele Menschen endlich wieder mehr Zeit an der frischen Luft, lange Spaziergänge in der Natur und gemütliche Grillabende im eigenen Garten. Dabei stellen die wärmeren Temperaturen jedoch nicht für alle ein Vergnügen dar. Stattdessen beginnt für Millionen Allergiker nun die Leidenszeit, denn Bäume wie Birke, Kiefer oder Eiche sowie bestimmte Gräser stehen im April und Mai in der Hauptblüte. „Es jucken die Schleimhäute und die Haut, die Augen sind gerötet, die Nase läuft und Niesattacken schränken die Lebensqualität der Betroffenen erheblich ein”, erklärt Dr. Martin Männlein, Facharzt für Allergologie, Lungen- und Bronchialheilkunde.
Immunsystem reagiert übermäßig auf normalerweise harmlose Substanzen
Ausgelöst wird der so genannte „Heuschnupfen“ – ebenso wie andere Allergien auch – durch eine spezifische Reaktion des Immunsystems auf bestimmte, normalerweise harmlose Substanzen aus der Umwelt, die in diesem Fall als „Allergene“ bezeichnet werden. Doch anders als der Name vermuten lässt, handelt es sich hier nicht um Heu, sondern um die Eiweiße bestimmter Pollen, wie z.B. von Haselnuss, Birke oder bestimmten Gräsern und Kräutern. Dementsprechend wird der Heuschnupfen häufig auch als Pollenallergie, Pollinose oder saisonale allergische Rhinitis bezeichnet, da sie nur im Frühling, Sommer und je nach Region im Herbst vorkommt.
„Etagenwechsel“ kann zu Asthma bronchiale führen
„Oftmals entwickelt sich durch den Heuschnupfen nach einigen Jahren auch ein allergisches Asthma. Ein sogenannter Etagenwechsel, da sich die Beschwerden von den oberen Atemwegen tiefer in den Atemtrakt der Lunge und Bronchien ausbreiten”, so Dr. Martin Männlein weiter. Darum sollten Symptome wie ständiger Husten und Atemnot nicht bagatellisiert, sondern ernst genommen und im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung abgeklärt werden. Bei dieser könne durch Blutuntersuchungen oder Tests mit allergenhaltigen Lösungen („Prick-Test“) auf der Haut normalerweise gut erkannt werden, auf welche Substanzen der Patient reagiert.
Behandlung keinesfalls frühzeitig abbrechen
Doch nicht in jedem Fall könne das verantwortliche Allergen 100% identifiziert werden, „wenn die Symptome aber dafür sprechen, dann therapieren wir zunächst so, als ob und hoffen, dass der Patient eine Linderung verspürt”, erklärt Dr. Männlein weiter. Wichtig sei es hier laut dem Experten, dass die Behandlung keinesfalls unterbrochen werde, da ansonsten keine langfristige Besserung einsetzen könne. „Konsequent die Medikamente einnehmen und auf keinen Fall an beschwerdefreien Tagen gleich wieder absetzen.”
Generell könnten Betroffene den Kontakt mit „ihren“ Allergenen jedoch während der Saison nicht vermeiden. Dementsprechend steige der Bedarf an Heuschnupfenmedikamenten bereits merklich an. „Je nach Symptomen werden Nasen- und Augentropfen oder Antihistamin-Tabletten empfohlen”, so Milena Michael, Apothekerin in der Buhl’schen Apotheke in Gaildorf, gegenüber der Zeitung. Bestätigt wird Michael hier von ihrer Kollegin Marjovie Bach (Crailsheimer Jagst-Apotheke), denn auch diese erwarte „in den nächsten Tagen den Ansturm und eine größere Nachfrage, wenn es dann richtig warm wird und die Natur aufblüht”.
Körper lernt durch Desensibilisierung nicht mehr überzureagieren
Als weitere, sehr effektive Therapieform gilt bei Heuschnupfen die so genannte „Desensibilisierung“ (Spezifische Immuntherapie, kurz: SIT), welche derzeit die einzige Möglichkeit darstellt, die überschießende Immunreaktion bei einem Heuschnupfen abzumildern. „Hier werden zum Beispiel einem Birkenpollenallergiker natürliche Bestandteile von Birkenpollen verabreicht, um sein Immunsystem dazu zu bringen, wieder neutral zu reagieren, also ohne allergische Reaktion”, erläutert der Dr. Männlein weiter. Dabei wird dem Betroffenen im ersten Schritt zunächst eine minimale Menge „seines“ Allergens verabreicht, um zu prüfen, ob tatsächlich eine Allergie vorliegt. Ist dies der Fall, wird die Menge des SIT-Extrakts zunächst zur Gewöhnung des Körpers klein gehalten, normalerweise dann aber sukzessive erhöht. Ist die individuelle Höchstdosierung erreicht, wird diese normalerweise in regelmäßigen Abständen weiter verabreicht.
Treten jedoch starke Nebenwirkungen auf, wird die Dosis zunächst wieder verringert, wobei es in diesem Fall immer empfehlenswert ist, auch andere mögliche Ursachen abzuklären. Eine Linderung der Beschwerden ist bei einigen Patienten durch eine spezifische Immuntherapie schon im ersten Jahr möglich, in den meisten Fällen zeigt sich aber erst nach zwei bis drei Jahren ein deutlicher Effekt. Hilfreich sind aber auch natürliche Hausmittel bei Heuschnupfen. (nr)
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Bild: Günther Richter / pixelio.de
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