Somnambulismus: Schlafwandler leben gefährlich
Schlafwandeln (Somnambulismus) ist eine Schlafstörung, bei der Betroffene das Bett verlassen, umher gehen und teilweise auch komplexere Tätigkeiten verrichten. Eine neue Studie zeigt nun, dass sich offenbar mehr Schlafwandler bei ihren nächtlichen Ausflügen verletzen, als bislang angenommen.
Somnambulismus kann gefährlich werden
Schlafwandler verlassen nachts das Bett, gehen umher oder verrichten in manchen Fällen kompliziertere Tätigkeiten wie Essen zubereiten oder gar Autofahren. Und das alles ohne dabei aufzuwachen. Daher ist die Schlafstörung, die in der Fachsprache als Somnambulismus bezeichnet wird, für die Betroffenen gefährlich. Eine Untersuchung von Wissenschaftlern aus der Schweiz zeigte nun, dass sich längst nicht alle, die sich bei den nächtliche Ausflügen verletzen, bewusst sind, dass sie Schlafwandler sind.
Verletzungen bei nächtlichen Unfällen
Die meisten Gesundheitsexperten weisen darauf hin, dass die Annahme, dass man Schlafwandler wirklich nicht wecken darf, falsch ist. Denn bei den nächtlichen – unbewussten – Aktivitäten kann es auch zu Unfällen kommen.
Laut einer neuen Studie des universitären Notfallzentrums des Inselspitals Bern sind sich viele Betroffene vor den Verletzungen durch nächtliche Unfälle nicht darüber bewusst, dass sie Schlafwandler sind.
Nur wenige Verletzte wussten dass sie Schlafwandler waren
Wie das Notfallzentrum in einer Pressemitteilung berichtet, zeigte die Studie, dass sich Schlafwandler auf ihren nächtlichen Ausflügen durchaus auch schwer verletzen können.
Für die Untersuchung identifizierte das Notfallzentrum über 15 Jahre unter insgesamt 620.000 behandelten Patienten elf, welche sich beim Schlafwandeln verletzt hatten. „Sie waren aus dem Bett, von der Treppe oder sogar aus dem Fenster gestürzt. Vier mussten mit orthopädischen Verletzungen für weitere Abklärungen im Spital bleiben – zwei davon waren schwerer verletzt. Nur zwei Patienten wussten, dass sie Schlafwandler waren“, schreiben die Experten.
Wichtige Hinweise für das Notfallpersonal
Den Angaben zufolge war dies die erste systematische Erfassung von Verletzungen bei dieser Patientengruppe aus einem Einzugsgebiet von zwei Millionen Personen. Die Studie wurde im „Journal of Western Emergency Medicine“ veröffentlicht.
Wie es in der Mitteilung heißt, zeichnete sie „Medscape“, ein Informationsportal für Ärztinnen und Ärzte, im Bereich der Notfallmedizin als „Top Story“ aus, weil die Ergebnisse Notfallpersonal wichtige Hinweise auf die Ursache sonst unerklärlicher Verletzungen liefern können.
„Nur wenige Notfallmediziner kennen bisher die Verletzungen, die sich Schlafwandler zuziehen können. Dazu gehören Stürze, Schnitte und andere Wunden. Es gibt Menschen, die durch Veranlagung oder Medikamente besonders gefährdet sind. Unsere Studie soll auch helfen, sie zu beraten, Selbstverletzungen in der Nacht vorzubeugen“, so Erstautor Dr. med. Thomas Sauter.
Für eine bessere Schlafhygiene sorgen
Etwa zwei bis drei Prozent der Erwachsenen schlafwandeln. Bei Kindern sind es, wegen des noch unreifen zentralen Nervensystems, zwischen 15 (bis sechs Jahre) und elf Prozent (sechs bis elf Jahre).
Ausgelöst wird Schlafwandeln laut Forschern durch eine genetische Veranlagung gepaart mit Stress. Außerdem könne das Risiko durch manche Medikamente, Fieber oder eine überfüllte Harnblase erhöht werden.
Alle Faktoren, die den Schlaf stören, sollten möglichst beseitigt werden. Einfache Tipps und Hausmittel die bei Schlafstörungen wirken: Vor dem Schlafengehen Nikotin, Koffein, Alkohol, schwere Mahlzeiten und Aufregung beispielsweise in Form spannender Filme, meiden. Das Schlafzimmer sollte dunkel gehalten werden.
Da gerade auch psychische Einflüsse wie Ärger oder Stress häufig Auslöser für Schlafstörungen sein können, empfehlen Gesundheitsexperten Entspannungsübungen zum Stressabbau wie autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder Yoga. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.