Candida auris: Resistenter Hefepilz bei Patient in Österreich nachgewiesen
In Österreich ist erstmals eine Infektion mit dem Hefepilz Candida auris nachgewiesen worden. Laut Gesundheitsexperten stellt der Pilz aufgrund seiner Resistenz gegen herkömmliche Pilzmittel eine „ernste globale Gesundheitsbedrohung“ dar.
Gefährlicher Pilz auf dem Vormarsch
Im Herbst 2016 hatte die US-Gesundheitsbehörde CDC erstmals über eine neue Pilzkrankheit berichtet, die in manchen Fällen tödlich verläuft. Der Hefepilz Candida auris war demnach in den USA mit mehreren Todesfällen in Verbindung gebracht worden. Der Pilz wurde zum ersten Mal 2009 bei einer 70-jährigen Patientin in Japan als Erreger einer Otomykose (Pilzerkrankung des äußeren Gehörganges) nachgewiesen. Doch mittlerweile grassiert er auch in zahlreichen anderen Ländern. Laut CDC stellt er inzwischen eine „ernste globale Gesundheitsbedrohung“ dar. Nun wurde Candida auris erstmals auch in Österreich nachgewiesen.
Infektion kann lebensgefährlich werden
Auf der Haut leben vielzählige Mikroorganismen, darunter auch Hefen. Pilze der Art Candida können bei etwa 75 Prozent der Menschen nachgewiesen werden.
Mit einem gesunden Immunsystem sind die Hefepilze auf der Haut und den Schleimhäuten meist kein Problem.
Sie leben auf der Haut, ohne dass man etwas davon bemerkt. Und selbst wenn sie zu Hefepilzerkrankungen der Haut führen, können oft einfache Hausmittel gegen Candida helfen.
Wenn jedoch der Hefepilz Candida auris in den Blutkreislauf gelangt, kann die häufig in Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen auftretende Infektion lebensgefährlich werden.
Nur schwer zu identifizieren
Seit seinem ersten Auftauchen hat Candida auris weltweit bereits hunderte Menschen infiziert, vorrangig in Krankenhäusern.
Der Hefepilz besiedelt Ohren und Atemwege, er kann allerdings auch im Blut oder in Wunden schwere Infektionen oder eine Sepsis (Blutvergiftung) verursachen.
Laut der US-Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) stellt Candida auris eine „ernste globale Gesundheitsbedrohung“ dar.
Die Behörde begründet dies vor allem damit, dass der Pilz bei den gängigen Routineuntersuchungen nur schwer zu identifizieren und aufgrund der weit verbreiteten Resistenzen schwer zu behandeln ist.
Gefährlich ist er auch, weil es vor allem in Gesundheitseinrichtungen zu Ausbrüchen kam.
Menschen mit geschwächtem Immunsystem sind gefährdet
Gesundheitsexperten zufolge ist der Pilz für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, Diabetiker oder Frühgeburten eine tödliche Gefahr – diese Personengruppen erleiden nach einer Ansteckung oft ein Multiorganversagen.
Basierend auf den bislang vergleichsweise wenigen Fällen hat die CDC festgestellt, dass etwa 40 bis 60 Prozent der mit Candida auris infizierten Patienten gestorben sind.
Allerdings lässt sich dabei meist nicht genau sagen, ob tatsächlich der Pilz die Ursache war, weil es sich jeweils um schwer kranke Patienten handelte.
Zwar stellt der Pilz laut Medizinern für einen gesunden Menschen keine Bedrohung dar, doch im vergangenen Jahr hatten deutsche und österreichische Experten in einer Stellungnahme im Zusammenhang mit Candida auris eine erhöhte Aufmerksamkeit empfohlen. Sie warnten gleichzeitig aber auch vor unnötiger Panikmache.
Candida auris erstmalig in Österreich nachgewiesen
Im Januar 2018 wurde Candida auris durch die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) erstmalig in Österreich nachgewiesen.
Wie es in einer Mitteilung heißt, hatte ein Patient in der Steiermark wegen langandauernder Gehörgangsentzündung einen niedergelassenen Arzt aufgesucht, der zwecks Untersuchung auf mikrobielle Krankheitserreger einen Ohrabstrich zur AGES einsandte.
Den Angaben zufolge wurde der Patient erfolgreich behandelt. Die österreichische Erstbeschreibung wird in der amerikanischen Fachzeitschrift „Emerging Infectious Diseases“ veröffentlicht.
Europaweites Risiko für Krankenhauspatienten
Laut dem Europäischem Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) wurden in Europa seit 2013 insgesamt 620 Fälle in sieben Staaten gemeldet (Spanien, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Belgien, Norwegen, Österreich).
Den Angaben zufolge waren drei Viertel dieser Fälle harmlose Besiedelungen; bei einem Viertel verursachte der Erreger aber Blutvergiftungen oder andere Infektionen.
Wahrscheinlich auch aufgrund verbesserter Diagnosemethoden wurden in den Jahren 2016 und 2017 deutlich mehr Fälle identifiziert als in den Jahren davor.
Im April 2018 hat das ECDC das Auftreten von Candida auris als europaweites Risiko für Krankenhauspatienten bezeichnet.
Begründet wird dies mit der Neigung dieses neuen Erregers, in Krankenanstalten Ausbrüche hervorzurufen, mit seiner Resistenz gegen herkömmliche Pilzmittel und mit labordiagnostischen Problemen.
Candida auris wird von Mensch zu Mensch und über kontaminierte Oberflächen weitergegeben. Die Übertragung erfolgt höchstwahrscheinlich als Schmierinfektion. Eine Ansteckung über die Luft, wie es bei Erkältungsviren oft der Fall ist, ist nach derzeitigem Wissensstand auszuschließen. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
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