Gefälschte Präparate im Internet boomen
12.09.2013
Ob Viagra, Blutdruckmittel oder Anti-Age-Produkte: Immer mehr Menschen bestellen Medikamente im Internet, angetrieben von dem Wunsch, schöner, schlanker und stärker zu werden. Doch bei den relativ günstigen Präparaten handelt es sich immer häufiger um gefälschte Produkte, die unter Umständen sogar tödlich sein können.
Vertrieb in den meisten Fällen über das Internet
Der Handel mit gefälschten Medikamenten im Internet boomt und sorgt unter Apothekern, Pharmaunternehmen und Ermittlern für große Unruhe. So gäbe es laut Peter Keller vom Zollkriminalamt "jedes Jahr gibt es mehr illegale Medikamente". Dabei sei "alles, was schön, schlank und stark macht", besonders gefragt, so der Experte im Rahmen eines Forums in Berlin weiter. Hergestellt beispielsweise in Osteuropa oder Indien, würden dem Experten nach die Medikamente in den meisten Fällen über das Netz vertrieben. Doch was auf den ersten Blick nach günstigen „Wundermitteln“ aussieht, kann für den Verbraucher schnell zu einer ernsthaften Gefahr werden und im schlimmsten Fall sogar tödlich enden.
Medikamentenfälschungen kein nationales Problem
Der Handel mit Medikamentenfälschungen ist dabei kein nationales Problem, stattdessen seien laut Wolfgang Schmitz vom Zollkriminalamt im Juni dieses Jahres bei einer weltweiten Razzia unter Leitung von Interpol in rund 100 Staaten 9,8 Millionen Plagiate beschlagnahmt worden. Doch auch mit diesem Erfolgs würde laut Peter Keller bislang lediglich „am Eisberg gekratzt“, denn nach Angaben des Zollkriminalamt wurden deutschlandweit im ersten Halbjahr 2013 mehr als zwei Millionen gefälschte Präparate sichergestellt, was im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von 20 Prozent bedeuten würde. Doch wie viele Plagiate tatsächlich produziert werden, bleibt unbekannt, "das wahre Ausmaß liegt im Dunkeln", so Experte Keller weiter.
Konventionelle Apotheke der sicherste Weg
Nach Ansicht der Experten sollten Verbraucher daher gerade bei Medikamenten aus dem Internet besonders vorsichtig sein, denn Präparate mit unklarer Herkunft könnten schnell lebensgefährlich werden. Gerade weil auch mit gefälschten Verhütungsmitteln, Medikamenten gegen Rheuma, Krebs oder Alzheimer mit zu vielen, zu wenigen oder falschen Wirkstoffen gehandelt werde, sei hier die Eigenverantwortung des Konsumenten besonders gefragt. Dementsprechend sei laut dem Vorsitzenden der Arzneimittelkommission Deutscher Apotheker, Martin Schulz, „der konventionelle Weg vom Hersteller direkt zur Apotheke sicherer“.
„Versandapothekenregister“ bietet Hilfestellung bei Internetkäufen
Wer dennoch im Internet bestellen möchte, der sollte auf Anraten des Bundesministeriums für Gesundheit (BmfG) darauf achten, eine zertifizierte Versandapotheke auszuwählen. Hilfestellung bietet hier „ein Versandapothekenregister und ein damit verknüpftes Sicherheitslogo“, welches das Deutsche Institut für medizinische Dokumentation (DIMDI) im Auftrag des BmfG erstellt hat. In diesem werden Apotheken erfasst, „die über eine behördliche Erlaubnis zum Versand von Arzneimitteln in Deutschland verfügen“, was für den Verbraucher auf einen Blick an einem „Sicherheitslogo“ auf der Internetseite zu erkennen ist.
Stärkerer Schutz durch Kontroll-System zur Erkennung von Plagiaten
Für noch mehr Sicherheit und Schutz des Verbrauchers wird momentan ein neues System getestet, welches im Laufe der nächsten vier Jahre in ganz Europa einsatzfähig sein soll: Dabei soll künftig mithilfe eines Barcodes kontrollierbar sein, ob Fläschchen und Schachteln samt Inhalt echt sind. (nr)
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