Ist die Behandlung von Kindern mit Antibiotika sinnvoll?
Wenn Kinder zwei oder mehr Behandlungen mit Antibiotika pro Jahr erhalten, erhöht dies die Wahrscheinlichkeit für das Versagen von weiteren Antibiotika-Behandlungen um 30 Prozent.
Bei der aktuellen Untersuchung der international anerkannten University of Oxford wurde festgestellt, dass zwei oder mehr Behandlungen mit Antibiotika bei Kindern die Wahrscheinlichkeit für das Versagen von weiteren Antibiotika-Anwendungen massiv erhöhen. Die Ergebnisse der Studie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „British Journal of General Practice“ publiziert.
Überverschreibung von Antibiotika führt zu Problemen
Die Forschenden untersuchten bei ihrer Studie die Gefahren einer Überverschreibung von Antibiotika bei häufigen Infektionen der Atemwege wie Husten, Halsschmerzen oder Ohrenschmerzen. Kinder im Vorschulalter, denen mehr als zwei Antibiotika-Dosen pro Jahr verabreicht wurden, hatten demnach höhere Wahrscheinlichkeit, dass die nächste Antibiotika-Behandlung weniger wirksam war und eine zusätzliche Behandlung erforderlich wurde, einschließlich der Einweisung in ein Krankenhaus.
Eltern drängen häufig auf eine unnötige Behandlung mit Antibiotika
Die Untersuchung umfasste die Analyse der elektronischen Patientenakten von mehr als 250.000 Vorschulkindern. Die Forschenden vermuten, dass Antibiotikaresistenzen an den Ergebnissen schuld sein könnten und wiesen auch auf ein mangelndes Bewusstsein für die eingeschränkte Wirksamkeit von Antibiotika bei vielen Infektionen im Kindesalter hin. Dies führe dazu, dass Eltern unnötigerweise eine soclhe Behandlung beanspruchen.
Antibiotika nicht bei allen Infektionen wirksam
Insbesondere Eltern von Kleinkindern sollten verstehen, dass Antibiotika nicht bei jeder Infektion wirksam sind. Eltern sollten ihren Hausärzten vertrauen, wenn diese dazu raten, dass Antibiotika nicht benötigt werden. Die unnötige Verwendung von Antibiotika könne zu einer wachsenden Resistenz gegen diese wichtigen Arzneimittel beitragen, was mittlerweile zu einem globalen Problem geworden sei, berichten die Forschenden. Zwar seien Antibiotika bei bakteriellen Infektionskrankheiten lebensrettende Medikamenten, doch seien die Fälle, in denen Kinder mit einer Infektion tatsächlich Antibiotika benötigen, relativ selten. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Oliver van Hecke, Alice Fuller, Clare Bankhead, Sara Jenkins-Jones, Nick Francis, Michael Moore, Chris Butler, Kay Wang: Antibiotic exposure and ‘response failure’ for subsequent respiratory tract infections: an observational cohort study of UK preschool children in primary care, in British Journal of General Practice (Abfrage: 13.08.2019), British Journal of General Practice
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.