Zukünftiger therapeutischer Einsatz der Droge nicht ausgeschlossen
Der Missbrauch der Droge LSD kann zu ernsthaften Folgen für unsere Gesundheit und Psyche führen. Forscher haben nun erstmals Bilder vom menschlichen Gehirn gemacht, wenn dieses unter dem Einfluss der Droge LSD steht. Die Mediziner erklärten, dass LSD durchaus ein Potential für die Entwicklung von Medikamenten hat.
Wissenschaftlern vom Imperial College London ist es jetzt zum ersten Mal gelungen, bei einer Untersuchung Bilder von unserem Gehirn zu machen, wenn dieses unter dem Einfluss von LSD steht. Die Droge könnte in Zukunft verwendet werden, um psychische Erkrankungen zu behandeln. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „Nature“.
LSD könnte in Zukunft als therapeutisches Werkzeug eingesetzt werden
In Zukunft könnte die psychedelische Droge LSD dazu eingesetzt werden, um psychische Erkrankungen zu behandeln. Die Forscher sind der Meinung, dass LSD für therapeutische Zwecke nutzbar ist. Psychedelische Drogen wie LSD verändern den normalen Zustand des menschlichen Gehirns, sagen die Mediziner. Die Hirnforscher untersuchten die Auswirkungen dieses biologischen Phänomens auf unser Bewusstsein, erläutert der Hauptautor Professor David Nutt vom Imperial College London. Die Droge LSD könnte letztlich als ein therapeutisches Werkzeug eingesetzt werden. Neurowissenschaftler haben 50 Jahre auf einen solchen Durchbruch gewartet, so Prof. Nutt. Für die Neurowissenschaften selbst sind die neuen Erkenntnisse das, was das Higgs-Boson (Higgs-Teilchen) für die Teilchenphysik war, fügt der Experte hinzu. Bisher war unbekannt, wie die Droge diese profunden Effekte in unserem Gehirn produziert. Es war somit unmöglich die Auswirkungen nachzustellen, sagt Prof. Nutt. Zudem seien viele Wissenschaftler zu ängstlich gewesen, um Experimente mit LSD zu wagen und außerdem habe es enorme Hürden zu überwinden gegeben, um überhaupt solche Forschungen durchzuführen.
Forscher konnten erstmals Ursachen für LSD-Halluzinationen untersuchen
Für ihre Studie scannten die Forscher die Gehirne von zwanzig gesunden Freiwilligen, die zuvor im Namen der Wissenschaft vereinbart hatten, dass ihnen LSD injiziert wird. Somit hatten die Mediziner erstmals die Möglichkeit, die neuronale Grundlage für jene wilden Halluzinationen zu untersuchen, die durch die Nutzung von LSD ausgelöst werden, sagen die Experten. Die Freiwilligen wurden an zwei verschiedenen Tagen getestet. An einen Tag erhielten die Probanden eine Injektion von LSD, am anderen Tag erhielten sie ein Placebo. Unter der Verwendung von drei verschiedenen Bildgebungstechniken, einschließlich einem MRI im Ruhezustand, maßen die Wissenschaftler die Durchblutung, die Gehirnwellen und die funktionellen Verbindungen im Inneren des menschlichen Gehirns.
LSD lässt Regionen in unserem Gehirn kommunizieren, die so etwas normalerweise nicht tun
Unter normalen Bedingungen werden Informationen aus unseren Augen in einem Teil des Gehirns auf der Rückseite des visuellen Kortex verarbeitet, sagt Prof. Nutt. Wenn die Freiwilligen jedoch LSD einnahmen, wurden viele zusätzliche Hirnareale, nicht nur der visuelle Kortex, bei der visuellen Verarbeitung miteinbezogen. Gehirn-Netzwerke die beispielsweise unsere Aufmerksamkeit, das Hören und die Bewegung betrafen, wurde mehr verbunden als üblich, erläutert der Professor. Dadurch entstand ein Zustand, der von den Forschern als einheitlicheres Gehirn bezeichnet wird. Unter dem Einfluss von LSD kommunizierten unterschiedliche Regionen in unserem Gehirn miteinander, die so etwas in der Regel nicht tun, erklärt Prof. Nutt.
Ideen für therapeutische Verwendung von LSD gibt es schon seit Jahrzehnte
Insbesondere der visuelle Kortex erhöht seine Kommunikation mit anderen Bereichen des Gehirns, was die lebendigen und komplexen Halluzinationen unter dem Einfluss von LSD erklärt, sagen die Mediziner. Andere Scans zeigten, dass verschiedene Teile des Gehirns, die normalerweise ein Netzwerk darstellten, unter LSD-Einfluss getrennt wurden. Dadurch entstehen dann Gefühle , wie beispielsweise der Verlust der persönlichen Identität, erläutern die Experten. Diese Erfahrung können auch manchmal religiöse oder spirituelle Emotionen hervorrufen, so Dr. Robin Carhart-Harris vom Imperial College London weiter. Dr. Carhart-Harris wurde vor zwei Jahren bekannt, weil er als erste Person in England gesetzlich Dosen von LSD an menschliche Probanden verabreicht hatte. Die Droge wurde dort im Jahr 1971 verboten. Die Idee der Verwendung von LSD oder Lysergsäurediethylamid für therapeutische Zwecke, gibt es aber schon mehrere Jahrzehnte. Die Droge wurde zum ersten Mal um das Jahr 1930 n der Schweiz hergestellt, um psychiatrische Störungen zu behandeln, sagen die Mediziner.
Seit 1970 gab es Versuche mit LSD an Tieren aber keine an menschlichen Testpersonen
Irgendwann entdeckte die Hippie-Generation dann die halluzinogene Macht von LSD und nutzte die Droge, um psychedelische Erfahrungen zu machen. Das Medikament wurde deswegen in der ganzen Welt verboten. Dadurch wurde natürlich die weitere Forschung und das Studium der medizinischen Anwendungen behindert, erläutern die Experten. In den 1950er und 60er Jahren nahmen Tausende von Menschen LSD ein, um ihren Alkoholismus zu bekämpfen. Im Jahr 2012 zeigte eine retrospektive Analyse von einigen dieser alten Studien, dass die Droge tatsächlich half, weniger zu trinken, erklärt Prof. Nutt. Seit 1970 gab es viele Untersuchungen mit LSD an Tieren, aber keine an menschlichen Probanden.
Interessante Auswirkungen von Musik unter LSD-Einfluss
Die Auswirkungen auf die Netzwerke in unserem Gehirn könnten dazu eingesetzt werden, die negativen Denkmuster bei Depression und Suchtverhalten zu behandeln. Die Welt sollte ihre Ansicht über LSD überdenken, somit könnte die Droge vielleicht irgendwann als Medikament eingesetzt werden, sagen Mediziner. Eine weitere Erkenntnis der Studie war, dass das Hören von Musik während der Einnahme von LSD interessante Veränderungen in unserem Gehirn auslöst. Die Kombination von LSD und Musik verändert die Aktivität des visuellen Kortex, dieser erhält dann weitere Informationen von einem Bereich des Gehirns, der Parahippocampus genannt wird. Der sogenannte Parahippocampus wirkt sich auf unser Gedächtnis und die mentalen Bilder aus. Je mehr Einfluss er auf unsere Sehrinde nimmt, umso komplexere Visionen erlebten die Menschen, erklären die Wissenschaftler.
In Zukunft sollten leistungsfähige therapeutische Kombination mit LSD entwickelt werden
Dies ist das erste Mal, dass wir die Wechselwirkung von einer psychedelischen Verbindung und Musik mit dem Gehirn erlebt haben, sagt Doktorand Mendel Kaelen vom Imperial College London. Ein wichtiger Schwerpunkt für die zukünftige Forschung sei, wie wir die gewonnenen Erkenntnisse aus der aktuellen Forschung nutzen können, um effektivere Therapieansätze für Behandlungen von Depressionen zu entwickeln. Musik hören unter dem Einfluss von LSD kann durchaus eine leistungsfähige therapeutische Kombination sein, wenn sie in der richtigen Weise zur Verfügung gestellt wird, fügt der Experte hinzu. (as)
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