US-Forscher vergleichen Aktivitätsmuster von Frisch- und Langzeit-Verliebten
Wer frisch verliebt ist, erlebt die verrücktesten Dinge: Ob „Schmetterlinge im Bauch“, Herzklopfen oder das unstillbare Bedürfnis nach der Nähe des Partners: Die Hormone sorgen dafür, dass Verliebtsein zu einem emotionalen und geistigen Ausnahmezustand führt. Doch gilt das nur für den Anfang einer neuen Liebe? US-amerikanische Forscher von der Stony Brook University im US-Staat New York haben die Gehirnaktivität von Menschen in glücklichen Langzeitbeziehungen und frisch Verliebten untersucht und entdeckten dabei erstaunlicherweise sehr ähnliche Muster.
Im Rahmen einer Studie haben US-Wissenschaftler die Gehirnaktivität von Menschen in einer langjährigen glücklichen Partnerschaft mit der von frisch Verliebten verglichen, mit erstaunlichem Ergebnis: Lange verheiratete Menschen, welche sich selber als immer noch glücklich verliebt bezeichnen, weisen die gleichen Aktivitätsmuster im Gehirn auf wie „Frischverliebte“. Zudem zeigten die Langzeitverliebten weniger Aktivitäten in Hirnarealen, die für Angst und Furcht zuständig sind, jedoch erhöhte Aktivitäten in Hirnregionen, die für Zuneigung und Paarbindung wichtig sind, erklärten die Psychologen der Stony Brook University.
MRT mach die Gehirnaktivitäten Verliebter sichtbar
Im Rahmen ihrer Studie hatten die US-Wissenschaftler zehn Frauen und sieben Männer untersucht, die durchschnittlich 21 Jahre verheiratet waren und angaben immer noch schwer verliebt in ihren Partner zu seien. Während sie den Probanden Fotos von Gesichtern ihrer Bekannten, guter Freunde und der Lebenspartner zeigten, machten die US-Forscher mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (MRT) die Aktivität in den unterschiedlichen Gehirnarealen sichtbar und zeichneten sie auf. Die gewonnen Daten wurde anschließende mit den Ergebnissen vorangegangener, gleichermaßen strukturierter Studie zu den Gehirnaktivitäten frischverliebter Menschen verglichen. Ihre Studie haben die Wissenschaftler im Fachmagazin „Social Cognitive and Affective Neuroscience“ veröffentlicht.
Forscher beweisen lebenslange Liebe anhand von Gehirnaktivitäten
Die mit Hilfe der MRT zu erkennende Reaktion der Probanden auf die gezeigten Bilder, habe „viele sehr starke Ähnlichkeiten zwischen denjenigen, die seit langer Zeit verliebt waren und solchen, die sich gerade erst wie verrückt frisch verliebt hatten“ gezeigt, erklärte Arthur Aron. Seine Aussage stützt der Experte dabei auf die gemessenen Aktivitäten in den Hirnarealen des vom Gehirnbotenstoff Dopamin gesteuerten Belohnungssystems und in den sogenannten Basalganglien, welche ebenfalls im Zusammenhang mit Belohnung und Motivation stehen. Die US-Wissenschaftler betonten, dass in diesen Gehirnarealen die Aktivität deutlich höher war, wenn den Probanden Bilder ihrer Partner gezeigt wurden anstatt Fotos von Freunden und Bekannten. Sowohl bei Frisch- als auch bei den Altverliebten seien dopaminreiche Hirnregionen besonders aktiv gewesen, erklärten die US-Forscher.
Erhöhte Aktivität in zahlreichen Hirnregionen
Arthur Aron erläuterte, dass die dopaminreichen Hirnregionen „interessanterweise (…) die stärkste Aktivität bei denjenigen aus der Gruppe der Langzeitpaare (zeigten), die in unserem Fragebogen besonders viele Punkte bei Fragen zur romantischen Liebe und der Nähe zum Partner erzielten.“ Außerdem seien Signale in Hirnregionen der Langzeitverliebten festzustellen gewesen, die bereits im Rahmen früherer Studien mit intensiven, grundlegenden Beziehungen und Bindungen in Zusammenhang gebracht wurden, erklärten die US-Forscher. So seien zum Beispiel in Hirnregionen, die an der Mutter-Kind-Bindung beteiligt sind, deutlich erhöhte Aktivitäten gemessen worden, berichten die US-Psychologen.
Glückshormone: Belohnungssystem wird durch Liebe aktiviert
Die Forscher gehen davon aus, dass durch die erhöhte Ausschüttung des sogenannten Glückshormons Dopamin in einer glücklichen langanhaltenden Beziehung der Belohnungscharakter dauerhaft erhalten bleibt. Über Jahre hinweg löse das Zusammensein mit dem Partner eine relativ gleichbleibende Aktivität im Belohnungszentrum des Gehirns aus und vermittle den Altverliebten ein Wohlgefühl, dass vergleichbar mit dem Frischverliebter ist, erklärten Bianca Acevedo und Arthur Aron. An diesem dauerhaften Wohlgefühl und der Erhaltung romantischer Liebe scheinen jedoch auch andere Gehirnbereiche beteiligt zu sein, die für grundlegende Bindungen und vertrauensvolle Zuneigung zuständig sind, so das Fazit der US-Forscher in Bezug auf ihre aktuelle Studie. (fp, nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.