Zusammenhang zwischen Gehirnerschütterung und Schlaf
Wenn Menschen eine Gehirnerschütterung erleiden, können anhaltende Symptome sich nachteilig auf den Schlaf auswirken, beispielsweise durch eine erhöhtes Schlafbedürfnis und eine schlechtere Schlafqualität.
Bei einer Studie an der Norwegian University of Science and Technology und der University of California stellten die Forschenden fest, dass Gehirnerschütterungen langfristigen Einfluss auf den Schlaf haben können. Die Ergebnisse wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „Journal of Neurotrauma“ publiziert.
Menschen mit Gehirnerschütterung untersucht
Die Studie umfasste 378 Personen, welche eine Gehirnerschütterung erlitten hatten. Diese wurden nach ihrer Verletzung ein Jahr lang medizinisch überwacht. Die Personen mit Gehirnerschütterung wurden mit zwei Kontrollgruppen verglichen: Menschen, die andere Arten von Verletzungen aufwiesen, welche nicht den Kopf betrafen, und freiwillige Teilnehmende ohne Verletzungen.
Wie entstehen Gehirnerschütterungen?
Jedes Jahr landen Tausende Menschen in der Notaufnahme oder im Krankenhaus mit leichten Kopfverletzungen, die oft als Gehirnerschütterung diagnostiziert werden. Gehirnerschütterungen sind meist die Folge von Stürzen, Gewalt, Fahrradunfällen oder Sportverletzungen.
Übliche Beschwerden nach einer Gehirnerschütterung
In den ersten Tagen nach einer schweren Gehirnerschütterung kommt es häufig zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Müdigkeit, erhöhtem Schlafbedürfnis oder Schlafstörungen. Die meisten Menschen erholen sich bereits nach kurzer Zeit vollständig von ihren Problemen, aber einige Personen leiden unter langfristigen Beschwerden, die ihre Lebensqualität stark beeinträchtigen.
Langfristige Probleme im Bezug auf den Schlaf
Wenn langfristige Symptome nach einer Gehirnerschütterung bestehen bleiben, kann sich dies besonders nachteilig auf den Schlaf auswirken. „Wir stellten fest, dass Probleme wie erhöhtes Schlafbedürfnis, schlechte Schlafqualität, Tagesmüdigkeit und Müdigkeit nach Gehirnerschütterungen viel häufiger auftraten und länger anhielten als nach anderen Arten von Verletzungen”, berichtet Studienautor Simen Berg Saksvik von der Norwegian University of Science in einer Pressemitteilung.
Bei 53 Prozent hielten Probleme über drei Monate an
Während der Studie hatten 136 Teilnehmende zwei Wochen nach der Verletzung Schlafprobleme. Von diesen Menschen hatten 72 Personen (53 Prozent) Beschwerden, die drei Monate oder länger anhielten.
Auswirkungen von Schlafproblemen
Schlafschwierigkeiten sind oft mit Problemen wie einem schlechten Gedächtnis, Konzentrationsschwierigkeiten, Depressionen und Angstzuständen verbunden. Die Behandlung von Schlafproblemen so früh wie möglich nach einer Gehirnerschütterung könnte helfen, die Entwicklung solcher Folgebeschwerden zu verlangsamen oder zu verhindern, fügt Studienautor Simen Berg Saksvik hinzu.
Warum gibt es keine effektive Standardbehandlung?
Laut Aussage der Forschenden gibt es bisher keine Standardbehandlung, von der bekannt ist, dass sie bei allen Personen mit Langzeitbeschwerden nach einer Gehirnerschütterung wirkt. Einer der Gründe dafür sei, dass nicht genug darüber bekannt ist, warum manche Menschen diese Probleme nach einer Gehirnerschütterung entwickeln und andere nicht. Ein anderer Grund ist, dass betroffene Personen oft mehrere Beschwerden gleichzeitig aufweisen, wodurch es erschwert wird einzuschätzen, welche Beschwerden mit auftretenden Problemen zusammenhängen, erläutern die Forschenden.
Spezifische Behandlung für verschiedene Beschwerden
Wahrscheinlich sollten nicht alle Menschen mit Gehirnerschütterung auf die gleiche Weise behandelt werden. Es wäre vielleicht sinnvoller, eine Behandlung anzubieten, von der bekannt ist, dass sie bei den verschiedenen spezifischen Beschwerden wie beispielsweise Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Angstzuständen wirksam ist, unabhängig von der Ursache, solange diese nicht vollständig bekannt ist, erklären die Forschenden.
Verständnis könnte effektive Behandlung ermöglichen
Es ist interessant, dass vor allem Schlafprobleme nach einer Gehirnerschütterung so häufig auftreten und bei vielen betroffenen Personen so lange anhalten, betont Olsen. Durch ein besseres Verständnis dieses Zusammenhangs könne eine effektivere und noch individuellere Nachsorge und Behandlung ermöglicht werden.
Gleichzeitige Behandlung von mehreren Beschwerden
Nach und nach wurden wirksamere Behandlungsmethoden für Schlafprobleme entwickelt, aber sie wurden bei Personen mit Gehirnerschütterung noch in keiner Weise systematisch getestet, so das Forschungsteam weiter. Bei anderen Personen in Behandlung habe sich bereits gezeigt, dass eine erfolgreiche Behandlung von Schlafproblemen, gleichzeitig betroffene Personen von anderen Beschwerden befreit, wie beispielsweise Konzentrationsschwierigkeiten, Müdigkeit, Angst und Depression, auch wenn diese eigentlich nicht der spezifische Schwerpunkt der Behandlung waren. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Simen Berg Saksvik , Migle Karaliute , Håvard Kallestad , Turid Follestad , Robert Asarnow et al.: The Prevalence and Stability of Sleep-Wake Disturbance and Fatigue throughout the First Year after Mild Traumatic Brain Injury, in Journal of Neurotrauma (veröffentlicht 08.07.2020), Journal of Neurotrauma
- Norwegian University of Science: Concussions can cause long-term sleep problems (veröffentlicht 20.08.2020), Norwegian University of Science
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.