Gekühlte Spenderorgane länger haltbar
01.07.2014
Tausende Menschen warten auf eine lebensrettende Transplantation. Ein großes Problem der Medizin ist, dass sich Spenderorgane nur kurz halten lassen. US-amerikanischen Forschern ist es nun gelungen, die Haltbarkeit von Rattenlebern deutlich zu verlängern.
Lagerfähigkeit von Spenderorganen verlängern
Tausende Patienten warten hierzulande auf eine lebensrettende Transplantation. Doch passende Spenderorgane sind knapp. Zudem stellt der Faktor Zeit ein Problem dar, da ein entnommenes Organ relativ schnell transplantiert werden muss, um weiter zu funktionieren. Künftig könnte ein neues Verfahren die Lagerfähigkeit von Spenderorganen drastisch verlängern. US-Medizinern ist es gelungen, mit einer ausgeklügelten, auf extremer Kühlung basierenden Methode, Lebern vier Tage lang zu konservieren, bislang allerdings nur bei Ratten. Das Kühlen der Organe wird für dieses „Supercooling“ mit der Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff kombiniert. Wie die Forscher um Korkut Uygun von der Harvard Medical School in Boston in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ schreiben, könnte der Organmangel etwas entschärft werden, wenn sich der Erfolg auf den Menschen übertragen lasse.
Sinkende Spendenbereitschaft und kurze Haltbarkeit
Hunderttausende Menschen warten weltweit auf ein Spenderorgan. In Deutschland sind es rund 11.000 schwer kranke Patienten, denen eine Transplantation möglicherweise das Leben retten könnte. Doch die Spendenbereitschaft nimmt hierzulande stetig ab. Obwohl eine Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) kürzlich ergab, dass sich 68 Prozent der Bundesbürger einverstanden erklärten, ihre Organe nach dem Tod zu spenden, haben lediglich 28 Prozent der Deutschen einen Organspendeausweis. Neben dem Mangel an Spendern gibt es in der Transplantationsmedizin zudem das Problem der kurzen Haltbarkeit von entnommenen Organen. Diese werden seit den 1980er-Jahren bei Temperaturen um den Gefrierpunkt in Lösungen gekühlt, die den Stoffwechsel drosseln. Wie die US-Forscher schreiben, könne man Spenderlebern so bis zu zwölf Stunden erhalten.
Kühlen von Organen birgt auch Risiken
Wenn sich diese Zeitspanne ausdehnen ließe, könnten Empfänger aus einem größeren Umkreis ausgewählt und besser auf die Operation vorbereitet werden. Das Kühlen von Organen birgt jedoch auch etliche Risiken, von der Eisbildung bis zur Schädigung von Zellen. Die US-amerikanischen Forscher testeten nun an Ratten ein Verfahren, das die Konservierung von Lebern deutlich ausdehnt. Sie schlossen dabei die entnommenen Organe zunächst an ein Perfusionssystem an, das die Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen gewährt. Des Weiteren behandelten die Mediziner die Lebern zum Kälteschutz mit der Glukoseverbindung 3-OMG (3-O-Methyl-D-Glukose) und kühlten sie mit Polyethylenglykol als Frostschutz und einer weiteren Lösung auf vier Grad Celsius. Schließlich lagerten sie die Organe bei minus sechs Grad Celsius für 72 oder 96 Stunden, bevor sie die Temperatur stufenweise wieder erhöhten.
Lebern vier Tage lang transplantierbar
Alle Empfängertiere überlebten nach 72-stündiger Lagerung mindestens drei Monate. Die Überlebensrate lag bei der Konservierung von 96 Stunden nur noch bei 58 Prozent. Koautor Bote Bruinsma wird in einer Mitteilung der Universität zitiert: „Auch unter den vier Tage gelagerten Lebern hätten wir eine Überlebensrate von 100 Prozent erreicht, wenn wir nur jene genommen hätten, in denen Sauerstoffaufnahme, Flüssigkeitsbildung und Durchfluss der Perfusionslösung gut waren.“ Zudem schreiben die Autoren: „Dies ist nach unserem Wissen die erste Konservierungstechnik, die Lebern noch nach vier Tagen transplantierbar erhält.“
Langer Weg bis zur Anwendung am Menschen
Sie betonten, dass eine Übertragbarkeit des Verfahrens auf den Menschen die Zahl der erfolgreichen Lebertransplantationen erhöhen würde. „Je länger wir Spenderorgane lagern können, desto größer ist die Chance, dass ein Patient die bestmögliche Übereinstimmung bekommt und dass Ärzte und Empfänger optimal auf die Operation vorbereitet sind“, erklärte Rosemarie Hunziker von den Nationalen US-Gesundheitsinstituten (NIH). „Das ist ein entscheidender Schritt, um die Organlagerung für eine Transplantation zu verbessern.“ Allerdings ist es bis zur Anwendung am Menschen noch ein weiter weg, wie die Forscher einräumen. Zum einen liege dies daran, dass sich menschliche Leberzellen von solchen bei Nagetieren unterscheiden. Außerdem steige das Risiko für Frostschäden allein schon deshalb, weil menschliche Lebern wesentlich größer sind als die von Ratten.
(ad)
Bild: Karl-Heinz Laube, Pixelio
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