Krankheitsübertragende Stechmücken breiten sich aus
Globaler Waren- und Reiseverkehr und der Klimawandel haben dazu beigetragen, dass Stechmücken, die gefährliche Infektionskrankheiten übertragen, sich stark verbreiten konnten. Insbesondere die Tiger- und der Gelbfiebermücke haben sich bereits im südlichen Europa etabliert und dehnen sich weiter gen Norden aus. Deutsche Forscher haben die Verbreitung dieser gefährlichen Mücken in einer Studie genauer unter die Lupe genommen. Eine Verbreitung dieser Arten ist auch in Deutschland in naher Zukunft wahrscheinlich.
Wissenschaftler der Goethe-Universität und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung haben kürzlich die ökologischen Nischen der Tiger- und der Gelbfiebermücke auf verschiedenen Kontinenten verglichen. Das Resultat der Forscher: In den nächsten zehn bis 50 Jahren werden Infektionen, die durch diese Insekten übertragen werden, zunehmen. Ursprünglich waren diese Insekten in tropischen und subtropischen Gebieten heimisch. Mit zunehmender Ausbreitung dieser Arten weitet sich auch das Risikogebiet für die Tropenkrankheiten aus, die sie übertragen. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem Fachjournal „Nature Scientific Reports“ veröffentlicht.
Infektionskrankheiten werden zunehmen
„In den nächsten ein bis fünf Dekaden werden durch Vektoren übertragene Infektionskrankheiten zunehmen“, berichtet das Studienteam um Prof. Dr. Sven Klimpel in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen. Bei Vektoren handelt es sich um Krankheitsüberträger, die auslösende Erreger auf einen anderen Wirt übertragen können, ohne dabei selbst zu erkranken. Die Tiger- und Gelbfiebermücke gehören zu den Vektoren. Wenn solche Arten Erreger in ihren neuen Verbreitungsgebieten vorfinden, tragen sie auch zu deren Verbreitung bei und weiten das Risikogebiet dieser Krankheiten aus.
Über die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti)
„Aufgrund ihrer längeren Einwanderungsgeschichte von 300 bis 400 Jahren füllt die Gelbfiebermücke ihre Nische in nicht-heimischen Gebieten fast vollständig aus“, erläutert Klimpel. Die Gelbfiebermücke gilt als Hauptüberträger von Gelbfieber, Dengue-Fieber und Zika-Viren sowie einigen anderen Viruserkrankungen. Die Ausbreitung dieser aus Afrika stammenden Mücke begann bereits vor mehreren hundert Jahren. Die Wissenschaftler vermuten, dass die verbreiteten Zuckerrohrplantagen und der Sklavenhandel diese Ausbreitung begünstigte.
Über die Tigermücke (Aedes albopictus)
Im Gegensatz zu der Gelbfiebermücke ist die Einwanderungsgeschichte der Tigermücke noch relativ jung. Den Forschern zufolge verbreitet sich diese erst zunehmend seit 30 bis 40 Jahren und ist noch nicht überall dort angekommen, wo sie geeignete Umweltbedingungen vorfinden würde, so Klimpel. Die Tigermücke könne ebenfalls das Zika-Virus und das Dengue-Virus übertragen, aber auch weitere Erreger wie das West-Nil- oder das Chikungunya-Virus.
Im Bambus und alten Autoreifen über das Meer
Die Tigermücke zählt zu den 100 schlimmsten invasiven Arten. Sie kommt ursprünglich aus Süd- und Südostasien. Fernreisen und der Warentransport trugen zur massiven Ausbreitung bei. Insbesondere im Wasser, dass sich in alten Autoreifen gesammelt hat oder in dem Bambuspflanzen gehandelt werden, finden Eier, Larven und Puppen der Tigermücke gute Überlebensbedingungen.
Neue ökologische Nischen
Die Wissenschaftler untersuchten die ökologischen Nischen beider Arten, in denen die Insekten vorkommen können. Beide Arten besitzen den Forschern zufolge eine breite Nische und können unter einer Vielzahl verschiedener Umweltbedingungen vorkommen. Den größten Unterschied fanden die Wissenschaftler in dem Verbreitungszeitraum. Während die Gelbfiebermücke aufgrund ihrer längeren Einwanderungsgeschichte bereits alle für sie möglichen Nischen in ihren neuen Verbreitungsgebieten belegt hat, kommt die Tigermücke noch nicht überall dort vor, wo sie gute Lebensbedingungen vorfinden würde.
Großes Ausbreitungspotential für die Tigermücke
Daraus leiten die Forscher in naher Zukunft eine starke Ausbreitung für diese Art ab. „Mittlerweile ist die Asiatische Tigermücke in Südeuropa fast flächendeckend verbreitet“, so Klimpel. Aufgrund der breiten Nische, die dieses Insekt belegt, sieht der Fachmann eine Verbreitung nach Nordeuropa als unaufhaltsam an. Auch weitere Exoten unter den Mücken wie Aedes japoniucs (Asiatische Buschmücke), Aedes koreicus oder Aedes atropalpus werden nach Ansicht des Experten folgen, beziehungsweise haben sich bereits im zentralen Europa etabliert. (vb)
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