Blattgemüse stärkt die Zähne
Nitratreiches Blattgemüse gilt bislang als problematisch. Doch der verfemte Inhaltsstoff hat auch gesundheitsfördernde Eigenschaften. Das belegt eine kürzlich veröffentlichte Studie. Nitrat aus einem handelsüblichen Gemüsesaft kann den Verlauf chronischer Zahnfleischentzündungen bereits nach nur zwei Wochen spürbar verbessern.
Blattgemüse wie Rucola, Spinat, Mangold und verschiedene Blattsalate gehören zu den bedeutsamsten Nitratquellen in der Ernährung des Menschen.
„Nitrat an sich ist nicht gesundheitsschädlich“, erklärt Lebensmittelwissenschaftler Prof. Dr. Reinhold Carle von der Universität Hohenheim. Allerdings habe der Verzehr von nitratreichen Lebensmitteln bisher als kritisch gegolten, weil Verdauungsprozesse Nitrat unter gewissen Umständen zu Nitrit, Stickoxiden und sogenannten Nitrosaminen umsetzen. Insbesondere Nitrosamine gelten als stark krebserregend und werden mit der Entstehung von Speiseröhren- und Magenkrebs in Verbindung gebracht. Dass dieses Nitrat aus Gemüsepflanzen sogar gesundheitsfördernde Eigenschaften entfalten kann, zeigte das Wissenschaftlerteam.
Pflanzliches Nitrat gegen Zahnfleischentzündung
Die Forscher teilten insgesamt 44 Teilnehmer mit chronischer Zahnfleischentzündung zunächst in zwei Gruppen. Die erste Gruppe von 21 Personen verzehrte dabei über einen Zeitraum von zwei Wochen dreimal täglich ein Placebo-Salatsaftgetränk.Aus dem Placebo-Getränk war das natürlicherweise enthaltene Nitrat durch ein spezielles Adsorberverfahrens entfernt worden.
Die zweite Gruppe von 23 Personen erhielt in gleichen zeitlichen Abständen das identische Testgetränk mit der ursprünglich enthaltenen Menge an Nitrat.
Die Probanden wurden jeweils vor Beginn der Studie sowie erstmals nach 14 Tagen untersucht. Bereits nach zwei Wochen waren deutliche und statistisch signifikante Verbesserungen bei den Zahnfleischentzündungen der Verumgruppe zu beobachten. In der Placebogruppe, also in der Gruppe, in der das Nitrat im Testgetränk entfernt wurde, konnten hingegen keine Verbesserung festgestellt werden.
Nitratreicher Gemüsesaft stimuliert natürlichen Nitrat-Nitrit-NO-Stoffwechsel
Den Wirkmechanismus erklären die Forscher folgendermaßen: Mit der Nahrung aufgenommenes Nitrat wird rasch im Magen und dem oberen Dünndarm aufgenommen und anschließend über das Blut zu den Speicheldrüsen transportiert.
Ein gutes Viertel des aufgenommenen Nitrats wird dort in den Speichel abgegeben. Auf diese Weise ist die Nitratkonzentration im Mundraum nicht nur beim Trinken des Salatsaftgetränks, sondern auch über einen längeren Zeitraum danach deutlich messbar erhöht.
Bestimmte Bakterien, die im gesamten Rachenraum und insbesondere in den Zahnzwischenräumen vorkommen, wandeln das Nitrat in Nitrit um. Dieses wirkt einerseits selbst antimikrobiell und könnte durch die Hemmung schädlicher Bakterien direkt einen Beitrag zur Linderung der Zahnfleischentzündung leisten. Andererseits wird es zu Stickstoffmonooxid (NO) umgewandelt. Letzteres gilt als blutdrucksenkend, durchblutungsfördernd und kann im Körper entzündungshemmende Prozesse auslösen.
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