Wie sich unsere Gene auf das Risiko für Diabetes auswirken
Eine uralte Mutation in unserem Körper könnte die Menschen vor zu hohem Blutzucker und Diabetes schützen. Die Mutation wurde entdeckt, als ein Gen mit der Bezeichnung CLTCL1 untersucht wurde, welches an der Entfernung von Zucker aus der Blutbahn beteiligt ist.
Bei einer aktuellen Untersuchung des University College London (UCL) wurde festgestellt, dass eine Mutation Menschen vor Diabetes schützen kann. Die Ergebnisse der Studie wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „eLife“ publiziert.
Welche Aufgabe hat Blutzucker?
Während eine bestimmte Menge Blutzucker notwendig ist, um das Gehirn und andere Organe mit Energie zu versorgen, führt zu viel Zucker im Blut zu Typ-2-Diabetes. Die Forschenden fanden bei ihrer Untersuchung heraus, dass etwa die Hälfte der Weltbevölkerung eine Mutation in sich trägt, die dem Körper hilft, Zucker wirksamer aus dem Körper zu entfernen.
Wann verbreitete sich die Mutation des Gens?
Die mutierte Form des Gens ist weit verbreitet, seit der Mensch sich vor fast einer halben Million Jahren dem Kochen zuwandte, vermuten die Autoren der Studie. Es könnte auch möglich sein, dass das Gen im Zusammenhang mit der Einführung der Landwirtschaft vor 12.500 Jahren steht. Kochen und Landwirtschaft bedeuteten mehr Zucker in der Nahrung, daher musste dieser auch leichter im Körper beseitigt werden. Dies ist ein Beispiel für die Evolution, die den menschlichen Stoffwechsel beeinflusst und umgekehrt. Durch den Vergleich der DNA von Menschen und verschiedenen anderen Spezies konnten die Wissenschaftler das CLTCL1-Gen fast 500 Millionen Jahre zurückverfolgen, bis zu einem Zeitpunkt, als sich die ersten Wirbeltiere mit Kiefer entwickelten.
Seitdem haben mehrere Arten das Gen verloren, darunter Mäuse, Schafe und Schweine, was darauf hindeutet, dass das Gen nicht für alle Organismen wichtig ist. In Menschen blieb das Gen aber nicht nur erhalten, sondern es entwickelten sich verschiedene Formen davon. Die mutierte Variante war erst nach dem Kochen und der Einführung der Landwirtschaft weitverbreitet. Bei modernen kohlenhydratreichen Formen der Ernährung könnte die mutierte Form des Gens durchaus vorteilhaft sein, berichten die Forschenden. Wenn wir Kohlenhydrate zu uns nehmen, werden diese in Zucker umgewandelt, der im Blut zirkuliert, um Energie zu liefern, oder der Zucker wird als Fett gespeichert.
Wie verarbeitet der Körper aufgenommen Zucker?
Nach einer Mahlzeit reagiert der Körper auf den Anstieg des Blutzuckers, indem er kleine Poren in den Membranen von Muskel- und Fettgewebe öffnet, damit der Zucker eindringen kann. Diese Öffnungen werden durch sogenannte Glukosetransporter erzeugt, die zwischen den Mahlzeiten durch ein Protein im Gewebe festgehalten werden, das unter Verwendung des CLTCL1-Gens hergestellt wurde.
Wir nehmen zu viel Zucker zu uns
In der Vergangenheit war die ältere Form des Gens für Menschen nützlich, da das Protein, welches es herstellte, Glukosetransporter fest in Muskel und Fett hielt, was bedeutete, dass der Blutzuckerspiegel hoch blieb. Dies war besonders nützlich, als die Menschen ihr großes und komplexes Gehirn entwickelten. Kochen und Landwirtschaft bewirkten, dass die Menschen allmählich mehr Zucker in ihrer Ernährung zu sich nahmen. Dies begünstigte die neuere Mutation, die ein Protein codiert, welches die Glukosetransporter weniger effektiv im Muskel und Fett versteckt hält. Dadurch fließt mehr Zucker in das Gewebe und der Blutzuckerspiegel sinkt.
Gene können auf Risiko für Diabetes hindeuten
Test an Zellen zeigten, dass die neuere Variante zu einer wirksameren Entfernung von Zucker aus dem Körper führt. Es gibt also einen messbaren Effekt, erläutern die Autoren der Studie. Zu wissen, welche Genvarianten Menschen in sich tragen, könne helfen, ihr Risiko für Typ-2-Diabetes besser zu verstehen. Personen mit einer oder zwei Kopien der älteren Form müssen möglicherweise stärker auf ihre Aufnahme von Kohlenhydraten achten und würden mit höherer Wahrscheinlichkeit an Diabetes erkranken. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.