Forscher verändern die Gene von Schweinen
Die Massentierhaltung in der heutigen Zeit führt zu vielen verschiedenen Problemen. Eines dieser Probleme sind Krankheiten, welche unter den Tieren ausbrechen, die sehr hohe Geldbeträge zur Behandlung benötigen. Forscher veränderten Schweine jetzt gentechnisch so, dass sie eine Immunität gegen eine der am meisten Kosten verursachenden Tierkrankheiten entwickelten. Die grundsätzliche Kritik an gentechnisch veränderten Lebensmitteln bleibt jedoch bestehen und es ist äußerst fragwürdig, ob Verbraucherinnen und Verbraucher überhaupt bereit wären, Fleisch von gentechnisch veränderten Schweinen zu konsumieren.
Die Wissenschaftler der University of Edinburgh veränderten Tiere genetisch so, dass diese immun gegen die weit verbreitete Tierkrankheit sind. Die Experten veröffentlichten die Ergebnisse ihrer aktuellen Untersuchung in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Journal of Virology“.
Was ist PRRS?
Das sogenannte Porzine Reproduktive und Respiratorische Syndrom (PRRS) ist eine gefürchtete virusbedingte Erkrankung und nicht mit Medikamenten zu behandeln. PRRS verursacht Fruchtbarkeitsstörungen und Erkrankungen der Atemwege bei den Tieren. Die Symptome sind leider oft nur sehr schwer zu erkennen. PRRS kostet Schweinezüchter jedes Jahre etliche Millionen Euro, zusätzlich verringert die Erkrankung die Produktivität der Betriebe.
Gentechnik ist ein umstrittenes Thema
Die sogenannte Gen-Editing-Technologie ist bei vielen Menschen zu Recht äußerst umstritten. Die gentechnische Veränderung der Schweine zum Schutz vor PRRS könnte aber bereits innerhalb von fünf Jahren in kommerziellen landwirtschaftlichen Betrieben in Großbritannien eingesetzt werden, berichten die Experten.
30 Prozent der Schweine leidet an PRRS
Schweine, welche mit PRRS infiziert sind, können gefahrlos verzehrt werden, aber das Virus verursacht bei den Tieren Atemprobleme und verursacht Todesfälle bei Ferkeln. Es gibt keine wirksame Heilung oder Impfung und trotz umfangreicher Biosicherheitsmaßnahmen wird angenommen, dass etwa 30 Prozent der Schweine in England infiziert mit PRRS sind, erläutern die Autoren der Studie.
Tiere entwickelten vollständige Immunität
Nach dem Löschen eines kleinen DNA-Abschnitts, der die Schweine für die Krankheit anfällig macht, zeigten die Tiere keine Symptome oder Spuren einer Infektion, auch dann nicht, wenn sie absichtlich dem Virus ausgesetzt wurden und wenn sie für längere Zeit mit infizierten Tieren zusammenlebten. Dies kann durchaus als vollständige Immunität bezeichnet werden, erklärt Studienautorin Christine Tait-Burkard vom Roslin Institute der University of Edinburgh.
Wird Fleisch von gentechnisch veränderten Tieren im Supermarkt verkauft?
Die Ergebnisse der Forschungsarbeit könnten enorme Vorteile für den Tierschutz haben, zusätzlich würden auch starke wirtschaftliche Vorteile für die Landwirtschaft entstehen, so die Studienautoren. Allerdings könne es noch einige Jahre dauern, bevor Schweinefleisch von PRRS-resistenten Schweinen in den Handel kommt. Bisher sind genetisch veränderte Tiere in ganz Europa aus der Nahrungskette ausgeschlossen. Es bleibt auch abzuwarten, ob die Öffentlichkeit genetisch bearbeitetes Fleisch überhaupt verwenden würde, fügen die Experten hinzu.
Was ist Genbearbeitung?
Die eingesetzte Technik zur Genbearbeitung unterscheidet sich von älteren genetischen Modifikationstechniken, bei denen oft Gene von einer Spezies auf eine andere Spezies übertragen wurden. Im Gegensatz dazu verwendet die Genbearbeitung präzise molekulare Werkzeuge, um kleine DNA-Abschnitte zu entfernen oder einzelne Teile im genetischen Code zu verändern, erklären die Mediziner. Dies beschleunigt Prozesse, welche auch auf natürliche Weise über viele Generationen hinweg auftreten können.
Landwirte werden begeistert sein
In der Studie zeigten die Tiere keine Anzeichen dafür, dass die Veränderung ihrer DNA einen negativen Einfluss auf ihre Gesundheit, Fruchtbarkeit oder ihr Wohlbefinden hat. Landwirte werden von der Möglichkeit zum Schutz vor PRRS begeistert sein, weil sie wissen, dass diese Erkrankung zu sehr hohen Kosten führt und die Lebensqualität der Schweine erheblich verschlechtert, so die Hoffnung der Forscher. Doch auch unter den Landwirten ist das Thema Gentechnik durchaus umstritten.
Weitere Forschung wird in den USA stattfinden
Es werden jetzt weitere Untersuchungen in den USA durchgeführt, weil der Regulierungsrahmen dort klarer ist, erläutern die Studienautoren. Außerdem sei es einfacher in den USA eine öffentliche Akzeptanz zu erreichen, was sich in der EU als schwierig gestaltet, erklären die Experten weiter. Hier drängt sich ein wenig der Eindruck auf, dass unbedingt eine kommerzielle Anwendung erreicht werden soll und dass nicht die Grundlagenforschung im Fokus der Studienautoren steht.
Übermäßiger Einsatz von Antibiotika muss vermieden werden
Während es keine aktuelle Behandlung für das Virus gibt, ist eine seiner Wirkungen, dass das Virus das Immunsystem behindert. Dies erhöht das Risiko, dass die Tiere sogenannte Sekundärinfektionen entwickeln. Auch aus diesem Grund werden Antibiotika in der Regel als flächendeckende Behandlung von Schweinen bei Nachweis der Erreger in einem landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt, sagen die Forscher. Hier sehen sie einen weiteren Vorteil der getechnischen Veränderung, da es bekanntermaßen äußerst wichtig sei, den übermäßigen Einsatz von Antibiotika in landwirtschaftlichen Betrieben zu reduzieren, um eine Ausbreitung von resistenten Bakterien zu vermeiden. (as)
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