Mechanismus zur Senkung des Krebsrisikos durch Aspirin entschlüsselt
02.07.2014
Forscher der Universität Bern glauben den Mechanismus entschlüsselt zu haben, der die Senkung des Krebsrisikos durch Aspirin verursacht. Dass die regelmäßige Einnahme von Acetylsalicylsäure die Gefahr der Entstehung von Tumoren reduzieren kann, ist bereits seit Jahren bekannt und durch Studien belegt. Wie das Mittel das Krebsrisiko verringert, konnte jedoch bis heute nicht geklärt werden. Schweizer Forscher glauben nun herausgefunden zu haben, dass Aspirin die Markierungen im Erbgut verjüngt, die der Zelle mitteilen, welche Funktion, wie beispielsweise als Haut- oder Muskelzelle, sie übernehmen soll. Von einer unkontrollierten Einnahme des Mittels raten die Wissenschaftler jedoch dringend ab.
Ursache der Krebsrisiko-senkenden Wirkung von Aspirin könnte entschlüsselt worden sein
Seit den 1990er Jahren ist bekannt, dass Aspirin bei regelmäßiger Einnahme das Krebsrisiko senken kann. Der genaue Wirkmechanismus des Mittels wurde dabei aber nie vollständig aufgeklärt. Forscher um den Molekulargenetiker Prof. Primo Schär vom Departement Biomedizin der Universität Basel und den Magen-Darm-Spezialisten PD Dr. Kaspar Truninger könnten nun einen möglichen Mechanismus entschlüsselt haben, wie sie im Fachmagazin „Journal of the National Cancer Institute" berichten.
Im Rahmen ihrer Studie untersuchten die Forscher Proben des Darmgewebes von 546 gesunden über 50-jährigen Frauen. Die Probanden mussten zudem Aussagen zu ihrem Lebensstil hinsichtlich der Einnahme von Aspirin, dem Body-Mass-Index (BMI), des Nikotinkonsums und der Anwendung von Hormonersatztherapien machen. Die Forscher verglichen diese Angaben anschließend mit den altersspezifischen Veränderungen der Erbgut-Markierungen, den sogenannten Methylgruppen der DNA.
Aspirin nicht regelmäßig ohne ärztlichen Rat zur Reduktion des Krebsrisikos einnehmen
„Das Erbgut in jeder Zelle ähnelt einer Bibliothek, die mit Lesezeichen gespickt ist“, erläutert Schär. Mit Hilfe dieser Lesezeichen könne die Zelle zwischen Genen differenzieren, die abgelesen werden müssten und denen, die für sie unwichtiger sind. Auf diese Weise wisse sie, welche spezialisierte Aufgabe als Haut-, Muskel- oder Darmwandzelle sie ausführen solle. „Diese Markierungen sind aber nicht stabil, sondern verändern sich mit dem Alter. Verändern sie sich an bestimmten Stellen des Erbguts zu stark, kann ein Tumor entstehen“, so Schär.
Im Rahmen ihrer Studie zeigten die Forscher, dass die regelmäßige Einnahme von Aspirin genau diese altersbedingten Veränderungen der Erbgut-Markierungen bremst. Ein weiteres Ergebnis: Rauchen hat den gegenteiligen Effekt, indem es den Alterungsprozess sogar beschleunigt. „Dabei sind besonders auch Gene betroffen, die bei der Entstehung von Krebs eine Rolle spielen“, sagt Dr. Faiza Noreen, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Departement Biomedizin und Erstautorin der Studie.
Obwohl die Forscher mit ihrer Untersuchung einen weiteren Beleg für die potentiell Krebsrisiko-senkende Wirkung von Aspirin erbracht haben, raten sie von einer unkontrollierten Einnahme des Mittels ab. Wer regelmäßig Acetylsalicylsäure zu sich nimmt, kann dadurch ein erhöhtes Risiko für Schleimhautreizungen, Blutungen im Magen-Darm-Trakt und Magengeschwüre provozieren. Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn kann das Mittel sogar schubauslösend wirken. (ag)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.