CDU-Politiker fordert Zuckersteuer – Es droht ein Diabetes-Tsunami
Karies, Übergewicht, Bluthochdruck: Zucker macht krank. Vor allem aber die Zunahme der Diabetes-Erkrankungen durch hohen Zuckerkonsum beunruhigt Experten. Nun fordert auch ein Politiker der Regierungsfraktion Gesetzesänderungen, um mehr Druck auf die Lebensmittelindustrie auszuüben.
Jeder vierte Deutsche könnte 2030 Diabetes haben
Immer mehr Bundesbürger leiden an Diabetes. Der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) zufolge sind bundesweit mehr als sechs Millionen Menschen wegen der Stoffwechselkrankheit in Behandlung. Auch immer mehr Kinder sind betroffen. Wie der CDU-Gesundheitspolitiker Dietrich Monstadt gegenüber dem ZDF-Magazin „Frontal 21“ sagte, gehen Schätzungen davon aus, dass bis 2030 ein Viertel aller Deutschen an Diabetes Typ II erkrankt sein könnten. Der Bundestagsabgeordnete fordert die Einführung einer Zuckersteuer.
Gesundheitspolitiker warnt vor „Diabetes-Tsunami“
„Es rollt ein Diabetes-Tsunami auf uns zu“, so Monstadt. „Ich bin ein Befürworter der Zuckersteuer, um das Bewusstsein für diese Problematik zu schüren“, erklärte der Gesundheitspolitiker, der selbst an Diabetes erkrankt ist.
Er greift damit die Politik des Bundesministers für Ernährung und Landwirtschaft, Christian Schmidt (CSU), an, der dieses Mittel zur Reduzierung des Zuckerkonsums ablehnt und seit Jahren auf freiwillige Vereinbarungen der Branche setzt – trotz scharfer Kritik von Ärzteverbänden und Verbraucherschützern.
Monstadt meinte jedoch: „Freiwillige Selbstverpflichtungen funktionieren nicht. Dann bleibt nur gesetzgeberisch einzugreifen.“ Zudem erläuterte der Politiker: „Die Besteuerung von Alkopops hat funktioniert und auch beim Rauchen sind wir mit gesetzgeberischen Maßnahmen erfolgreich.“
Viele Deutsche gegen Zuckersteuer
Die Diabetes-Prävention durch höhere Steuern wird schon seit Jahren diskutiert. In manchen Ländern gibt es bereits eine Zuckersteuer. Die Mehrheit der Deutschen lehnt die Zuckersteuer aber ab, wie eine Umfrage der DAK-Gesundheit zeigte.
Letztes Jahre hatte sich auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) gegen eine Fett- und Zuckersteuer ausgesprochen.
Europäische Empfehlungen viel zu hoch
Problematisch ist auch, dass sich Zucker in vielen verarbeiteten Produkten versteckt, in denen man ihn nicht erwartet. Monstadt forderte, dass Lebensmittel – entgegen der bisherigen Regelungen – klarer gekennzeichnet werden sollen.
Für die Nährwerttabelle, die ab Dezember 2016 verpflichtend auf der Verpackung abgedruckt sein muss, gibt die EU eine empfohlene Tageszufuhr an Zucker von 90 Gramm vor. „Das halte ich für viel zu hoch, 50 Gramm sind angemessen, besser sind sogar 25 Gramm“, so Monstadt. Er orientiert sich damit an den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Nicht mehr als sechs Teelöffel Zucker pro Tag
Die WHO hatte erst im Oktober Sondersteuern auf zuckerhaltige Getränke gefordert, um Übergewicht weltweit zu bekämpfen. Nach Angaben von Ärzten und Forschern sind solche Softdrinks oft Ursache für Übergewicht und Fettleibigkeit.
Die WHO, die lange empfohlen hatte, dass maximal zehn Prozent der täglichen Kalorienzufuhr aus Zucker bestehen sollte, spricht sich inzwischen dafür aus, die Grenze auf fünf Prozent zu senken. Dies entspreche etwa 25 Gramm, rund sechs kleinen Teelöffeln Zucker pro Tag. Ein herkömmlicher Softdrink enthält im Durchschnitt etwa zehn Teelöffel Zucker. (ad)
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