Bislang umfangreichste Gesichtstransplantation abgeschlossen
28.03.2012
Im Zuge der umfangreichsten Gesichtstransplantation, die bis heute durchgeführt wurde, hat ein Team aus multidisziplinären Ärzten am Medical Center der Universität von Maryland, das Gesicht eines 37-jährigen US-Amerikaners wieder hergestellt.
Mit Unterstützung durch über 150 Krankenpflegerinnen und -pfleger haben Prof. Eduardo D. Rodriguez und sein Team in einem 72-stündigen Eingriff dem 37-jährigen Richard Norris, ein komplett neues Gesicht, einschließlich beider Kiefer, Zähne und Zunge gegeben. Wie die Universität von Maryland mitteilte, war dies die bis dato umfangreichsten jemals durchgeführte Gesichtstransplantation.
Gesichtstransplantation mit neuem Kiefer, neuen Zähnen und neuer Zunge
Laut Angaben der University of Maryland wurde das Gesicht des Transplantatempfängers 1997 mit einer Schusswaffe verletzt. Seither erfolgten „mehrere Rettungs- und rekonstruktive Operationen“, doch der Verlust von Nase und Lippen sowie die Schäden im Bereich des Mundes konnten nicht behoben werden, berichtet die Universität. Im Zuge einer extrem komplizierten Operation hat das multidisziplinäre Ärzteteam um Prof. Rodriguez nun, das bisher für Richard Norris kaum vorstellbare, vollbracht. In mühseliger Kleinarbeit konstruierten die Mediziner ihm ein neues Gesicht, mit neuem Kiefer, neuen Zähne und neuer Zunge. „Wir verwendeten innovativen chirurgischen Praktiken und computergestützten Techniken“, um möglichst „genau zu transplantieren“, erklärte Dr. Rodriguez. Der Eingriff beinhaltete auch die Transplantation „aller Gesichts-Weichteile von der Kopfhaut bis zum Hals, einschließlich der zugrunde liegenden enthaltenen Muskeln“ sowie „der sensorischen und motorischen Nerven“, um nicht nur die Funktion und das Gefühl wieder herzustellen, sondern auch „ästhetisch ansprechende Ergebnisse“ zu erzielen, so der Leiter des multidisziplinären Ärzteteams weiter.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit für den Erfolg der Gesichtstransplantation entscheidend
Eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg der bisher umfangreichsten Gesichtstransplantation war nach Ansicht von Dr. Rodriguez die Zusammensetzung seines Teams aus plastischen und rekonstruktiven Chirurgen „mit Spezialausbildung und Erfahrung in der kraniofazialen Chirurgie und rekonstruktive Mikrochirurgie.“ Albert E. Reece, Dekan der School of Medicine an der Universität von Maryland, ergänzte, dass die Gesichtstransplantation „ein perfektes Beispiel für die Optionen“ sei, die Mediziner den „Patienten bieten können, wenn die Kompetenz unserer Forschungs- und klinischen Teams“ gebündelt werden. So profitierte das Team stark von den Erfahrungen der Beteiligten bei der Behandlung ballistischer Verletzungen mit hoher Schussgeschwindigkeit im Gesichtsbereich. Aber auch die Kenntnisse der beteiligten Wissenschaftler und Ärzte aus der Abteilung für „Transplantationschirurgie Maryland, die Wege erforscht haben, um eine Abstoßung der gespendeten Organe zu reduzieren und minimieren“, waren von erheblichem Vorteil, so die Mitteilung der University of Maryland. Der ebenfalls an der Operation beteiligte Professor für Unfallchirurgie, Thomas M. Scalea, erläuterte, dass die Gesichtstransplantation im „Shock Trauma Center“ am Medical Center der Universität von Maryland erfolgte, weil hier gezielt „eine Infrastruktur zur multidisziplinären Betreuung aufgebaut“ wurde und „ein Projekt wie die Gesichtstransplantation multidisziplinäre Zusammenarbeit zwischen zahlreichen klinischen Dienstleistungen“ erfordere.
Erfolgreiche Gesichtstransplantation der Höhepunkt jahrelanger Forschung
In dem Artikel „University of Maryland completes most extensive fullface transplant to date“ verweist Prof. Stephen T. Bartlett, Vorsitzender der Abteilung für Chirurgie an der School of Medicine der Universität von Maryland darauf, dass die nun erbrachte „Leistung der Höhepunkt von mehr als 10 Jahren“ Forschung sei. Derzeit schreite die Genesung von Richard Norris gut voran und der 37-Jährige habe bereits Gefühl im Gesicht, könne sich die Zähne putzen und sich rasieren, berichtet die University of Maryland weiter. Für den Patienten bestehe nach der erfolgreich überstandenen Gesichtstransplantation nun aller Grund zur Hoffnung auf eine Rückkehr zum normalen Leben, so das Fazit von Dr. Rodriguez und Kollegen. (fp)
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Bild: Martin Büdenbender / pixelio.de
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