Gestörte Heilung: Zu den Ursachen chronischer Wunden
15.12.2014
Normalerweise besitzt die Haut sehr gute Heilkräfte. Das ändert sich allerdings, wenn beispielsweise die Durchblutung gestört ist. Die Entstehung einer chronischen Wunde ist dann häufig erst einmal unauffällig. Es beginnt mit einer kleinen Wunde, die dann immer größer wird und nicht heilen will. Nach sechs Wochen geht die Medizin dann von einer chronischen Wunde aus.
Zur bekanntesten Betroffenengruppe gehören die Diabetiker. Zum einen spüren sie infolge krankheitsbedingter Schädigungen von Gewebe und Nerven kleinere Verletzungen nicht sofort, zum anderen führen schlechte Durchblutung und der hohe Blutzuckerspiegel zu einer schlechteren Wundheilung vor allem an den Füßen. Mediziner sprechen in diesem Zusammenhang vom diabetischen Fuß.
Gefäßerkrankungen häufig Auslöser
Es kommen aber auch andere Erkrankungen als Ursache infrage. Vor allem geschädigte Gefäße sind häufig Auslöser von chronischen Wunden. Sie sind als „Ulcus cruris“, als offenes Bein bekannt. Es entsteht z.B. infolge der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) bei der sich die die Beinarterien stark verengen und den Blutfluss behindern während sich die Venen erweitern und zu Krampfadern werden. Es kommt zu Blut- und Wassereinlagerungen in den Beinen, die Haut verfärbt sich gelblich oder Braun und sie juckt und verdickt sich.
Außerdem gibt es seltene Hautkrankheiten wie etwa Pyoderma gangränosum sowie Vaskulitiden, die eine schlechte Wundheilung auslösen können. Auch Rauchen, mangelnde Bewegung und Übergewicht können zu Durchblutungsstörungen und damit zu chronischen Wunden führen.
Exakte Diagnose von zentraler Bedeutung
Hat sich eine solche erst einmal gebildet, hilft es nicht alleine die Wunde zu versorgen. Besonders wichtig sei eine gründliche Diagnose: „Man muss nach der Ursache suchen – und sie behandeln“, sagt Wundexperte Dr. Till Geimer. Andernfalls bilden sich neue Wundherde. Vor allem die Gefäße müssen untersucht werden. Auch eine Hautprobe sowie ein Test auf Bakterien kommen in Betracht, um den Ursachen der gestörten Wundheilung auf die Spur zu kommen.
Um solche Erkrankungen zu behandeln, kennt die Gefäßchirurgie heutzutage verschiedenste Therapiemethoden. Kranke Venen etwa lassen sich veröden, Krampfadern können „gestrippt“ werden. Engstellen können aufgedehnt werden, und wenn das nicht funktioniert, besteht immer noch die Möglichkeit eines Bypasses. Zudem gibt es Medikamente, die die Durchblutung fördern. Bei einer Vaskulitis wird eine Immuntherapie angewandt. Außerdem muss bei Diabetikern der Blutzuckerspiegel optimal eingestellt werden. „Nicht selten leiden ältere Patienten gleich an mehreren Erkrankungen“, sagt Geimer. Allerdings können Durchblutungsstörungen auch ergänzend mit Maßnahmen zur Anregung der Durchblutung behandelt werden. Bewegungstherapie und wechselwarme Bäder kommen dafür beispielsweise infrage. Zur Schmerzlinderung eignet sich gegebenenfalls Akupunktur.
Außerdem kann Homöopathie in der Anfangsphase von Durchblutungsstörungen Erfolg versprechend sein. Abhängig von den Beschwerden können dabei unter anderem Abrotanum, (Eberraute), Tabacum (Tabak), Espeletia grandiflora, Secale cornutum (Mutterkorn) und Kreosotum (Buchenholzteer) eingesetzt werden.
Wundtherapie ist wichtig
Neben der Ursachenforschung kommt der Wundtherapie eine wichtige Rolle zu. Dazu ist es unter Umständen zunächst nötig, beschädigtes Gewebe zu entfernen. Will die Wunde nicht abheilen, kann eine Vakuumpumpe zum Einsatz kommen. Sie fördert die Heilung durch Unterdruck und sorgt für eine Reduktion der Keime in der Wunde. Ist die Wunde zu groß, kann man mittels Hauttransplantation Abhilfe schaffen. Hier kommt sowohl die Verpflanzung von Eigenhaut des Köpers als auch im Labor gezüchteter Eigenhaut in Betracht. (jp)
Bild: Janusz Klosowski / pixelio.de
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