Dauerstress und viel Arbeit könnten in gewisser Weise unser Gehirn trainieren
Manche Menschen stehen einfach generell unter großem Stress. Zu diesen gehören beispielsweise alleinerziehende Mütter, Bereitschafts-Ärzte und Notärzte. Doch der hektische Lebensstil bringt tatsächlich einige Vorteile mit sich. Forscher fanden jetzt heraus, dass ein hektischer und stressiger Alltag unserem Gehirn gut tut. Menschen, die viel Stress ausgesetzt sind und immer viel zu tun haben, zeigten die besten Ergebnisse bei kognitiven Tests.
Meist wird ja behauptet, dass ein stressiger Alltag unserer Gesundheit schadet. Wissenschaftler von der University of Texas fanden jetzt aber heraus, dass durch viel Stress und Aktivität im Alltag unser Gehirn gefördert wird. Personen, die unter Dauerstress im Berufsleben oder zu Hause stehen, immer etwas zu tun haben und sehr aktiv sind, haben die besten Ergebnisse bei kognitiven Tests erzielt. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „Frontiers in Aging Neuroscience“.
Studie untersucht mehr als 300 ältere Probanden auf deren kognitive Funktionen
Die Forscher hatten für ihre Studie mehr als 300 Menschen im Alter zwischen 50 und 89 Jahren untersucht. Dabei achteten sie besonders auf die kognitiven Funktionen, einschließlich dem Gedächtnis, dem Denken und der mentalen Geschwindigkeit, erklärt Hauptautor Sara Festini von der University of Texas. Die Probanden mussten Fragebögen über ihre Geschäftigkeit und ihre Aktivitäten beantworten. Viele Menschen neigen dazu, ständige Beschäftigung als Stress einzuordnen, sagen die Mediziner. Solche Personen beklagen sich dann oft darüber, dass sie ja so viel zu tun haben. Chronisch gestresste Menschen belasten ihren Körper mit Stresshormonen, was auf die Dauer ungesund sein kann, fügt Festini hinzu.
Andauerndes Erfüllen von Aufgaben könnte ein Training für das Gehirn darstellen
Bei den kognitiven Tests erwarteten die Mediziner eigentlich, dass gestresste und und viel beschäftigte Menschen sich schlechter konzentrieren können, weil sie noch so viele andere Sachen im Kopf haben. Erstaunlicherweise waren die Tests besser bei den vielbeschäftigten Probanden, als bei den Teilnehmern, die weniger zu tun hatten, sagen die Wissenschaftler. Wir waren sehr überrascht durch diese Ergebnisse, sagt Denise Park von der University of Texas. Umso beschäftigter der Mensch normalerweise ist, umso höher waren die erzielten Testergebnisse. Es ist möglich das andauerndes Erfüllen von Aufgaben im Berufsleben wie eine Art Training für unser Gehirn wirkt und somit die mentalen Fähigkeiten verbessert, vermuten die Experten. Die Unterschiede in den Testergebnissen waren bei älteren Probanden besonders ausgeprägt, fügt Park hinzu.
Bewältigung von schweren geistigen Aufgaben verbessert bestimmte kognitive Funktionen
Frühere Untersuchungen hatten bereits gezeigt, dass geistige und auch körperliche Anstrengung uns hilft, im Alter das Risiko für Demenzerkrankungen zu vermindern. Die neuen Ergebnisse zeigen jetzt zusätzlich, dass die Bewältigung von schwierigen geistigen Aufgaben anscheinend bestimmte kognitive Funktionen verbessert, sagt Park. Allerdings sollten wir uns klarmachen, dass chronisch gestresste oder überlastete Menschen durchaus negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit erfahren können. Die Studie ist eine der wenigen, die sich mit der Geschäftigkeit und deren Auswirkungen auf unsere Gesundheit befasst, erläutert Park. Auch wenn ein viel beschäftigtes Leben positive Auswirkungen auf unsere kognitiven Fähigkeiten hat, könnte solch ein stressiger Lebensstil vielleicht weniger positive Folgen für unser Herz und unseren Stoffwechsel haben, vermutet Park. Es sei nun weitere Forschung nötig, um diese Zusammenhänge genauer zu untersuchen. (as)
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