Musik kann das Essverhalten beeinflussen
Das persönliche Essverhalten hat einen wesentlichen Einfluss auf das Körpergewicht. Wer abnehmen will, muss sich nicht nur körperlich betätigen, sondern auch weniger essen. Helfen kann dabei Musik. Darauf weist eine neue Studie aus Dänemark hin.
Neuere Forschungen haben gezeigt, dass das Essverhalten nicht nur von psychologischen oder physiologischen Faktoren beeinflusst wird, sondern auch von externen Faktoren, die die Umgebung bestimmen, in der man isst (beispielsweise Beleuchtung, Farbe oder Temperatur). Auch Musik kann sich darauf auswirken, wie schnell und wie viel wir essen.
Essgeschwindigkeit verringern
Morgens in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit, mittags zwischen zwei Terminen am Schreibtisch und abends vor dem Fernseher – für viele Menschen ist Essen zur Nebensache geworden. Wer seine Mahlzeiten jedoch langsam und bewusst genießt, merkt besser, wann die Sättigung eintritt. Wie das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) in einer aktuellen Mitteilung erklärt, reduziert sich auf diese Weise die Kalorienaufnahme, und die Gewichtskontrolle wird erleichtert.
Laut einer aktuellen Studie der dänischen Universität Aarhus kann Hintergrundmusik bei den Mahlzeiten die Essgeschwindigkeit verringern und somit zu einem gesünderen Essverhalten beitragen. Besonders deutlich war der Effekt demnach bei einem langsamen Legato-Stück. Beim Legato (italienisch=gebunden) werden aufeinander folgende Töne einer Stimme ohne Unterbrechung gespielt, erläutert das BZfE.
Die Ergebnisse der Forschenden aus Dänemark wurden in der Fachzeitschrift „Appetite“ veröffentlicht.
Dauer der Nahrungsaufnahme
An den Experimenten nahmen insgesamt knapp 300 Probandinnen und Probanden teil. Die Teilnehmenden hatten die Aufgabe, den Geschmack einer bestimmten Schokoladensorte in einem Online-Fragebogen zu bewerten. Den Frauen und Männern war nicht bewusst, dass es tatsächlich um die Dauer der Verkostung ging.
Beim Essen hörten sie über Kopfhörer die gleiche Musik in unterschiedlichen Versionen: ein langsames Klavierstück mit 45 Schlägen und eine schnelle Aufnahme mit 180 Schlägen pro Minute. Die aufeinanderfolgenden Töne waren laut dem BZfE entweder miteinander mehr oder weniger verbunden (legato) oder durch Lücken voneinander getrennt (staccato). Bei den Teilnehmenden der Kontrollgruppe wurde keine Musik eingespielt.
Wenn die Probandinnen und Probanden Musik hörten, aßen sie das Schokoladenstück um 30 Prozent langsamer als in Stille. Besonders hoch war die Dauer der Nahrungsaufnahme laut den Forschenden beim langsamen Legato. Der Unterschied lag im Vergleich zu einer schnellen Staccato-Musik bei ungefähr zehn Prozent.
Weitere Untersuchungen sollen folgen
Musikhören und Essen sind komplexe Phänomene, die von zahlreichen Faktoren beeinflusst werden, geben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu bedenken. Vermutlich passt sich der Rhythmus des Kauens laut den Fachleuten dem Takt der Musik an. Daher könnte schnelle Musik neben anderen Maßnahmen auch gegen mangelnden Appetit bei älteren Menschen – etwa in Seniorenheimen – eingesetzt werden.
Ob eine langsame Hintergrundmusik tatsächlich zu einer geringeren Essensmenge und damit Kalorienaufnahme beitragen kann, bleibt aber offen.
Den Angaben zufolge sollen weitere Untersuchungen in realen Lebenssituationen mit vollständigen Mahlzeiten folgen, etwa beim Mittagessen in der Kantine. Dann können auch weitere Faktoren wie etwa die Portionsgröße einbezogen werden. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): Essen wir langsamer mit Musik? (Abruf: 15.08.2020), Bundeszentrum für Ernährung (BZfE)
- Signe Lund Mathiesen, Line Ahm Mielby, Derek Victor Byrne, Qian Janice Wang: Music to eat by: A systematic investigation of the relative importance of tempo and articulation on eating time; in: Appetite (veröffentlicht: 16.07.2020), Appetite
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.