Haut von Säuglingen kann durch Cremes und Öle geschädigt werden
Das Angebot an speziellen Pflegeprodukten für Babys ist mittlerweile unüberschaubar geworden. Doch eigentlich braucht die Haut von Säuglingen nur klares Wasser. Teure Öle und Cremes sind also meist überflüssig. Oder sogar gefährlich, da manche Inhaltsstoffe der Gesundheit schaden können.
Gesundheitsgefährdende Inhaltsstoffe in Kosmetik
Erst im Mai hatte die Stiftung Warentest vor potentiell krebserregenden Schadstoffen in Kosmetik gewarnt. Zu den Produkten auf Mineralölbasis, die die Verbraucherschützer testeten, gehörten auch verschiedene Babypflegeprodukte. Experten raten ohnehin davon ab, Säuglinge mit spezieller Kosmetik zu waschen und zu pflegen. Für Babyhaut reicht normalerweise klares Wasser. In einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa haben Fachleute wichtige Informationen und Tipps zum Thema.
Für Babys reicht ein Bad pro Woche
Wie viele andere Kinder auch, wurde Nina Kruse (Name von der Redaktion geändert) als Baby mehrmals wöchentlich gebadet und zwar mit Waschlotion, Haarshampoo und anschließendem Eincremen. Für ihr eigenes Kind, das nun fünf Monate alt ist, verwendet die junge Mutter nicht viel mehr als klares Wasser, um es zu pflegen. Bei der Hautpflege von Säuglingen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten allgemein viel verändert. Zwar werden in Drogerien immer mehr spezielle Produkte angeboten, doch Hebammen raten heute: Weniger ist mehr. So auch die Hebamme Juliane Martinet aus Karlsruhe, die in einer dpa-Meldung vor einigen Monaten erklärte: Ein Bad pro Woche reicht für Babys aus. Die Haut, die bei den Kleinen viel dünner als bei Erwachsenen ist, werde ansonsten womöglich zu stark strapaziert.
Olivenöl im Badewasser bringt nichts
„Viele Babys schwimmen und baden gern“, sagte Peter Höger, Chefarzt der Abteilungen Pädiatrie und Pädiatrische Dermatologie/Allergologie am Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg. Laut dpa empfiehlt er, einen Säugling etwa zweimal pro Woche zu baden. Idealerweise in klarem Wasser. Er räumte aber ein: „Standards gibt es bei der Hautpflege von Säuglingen und Kleinkindern nicht.“ Wenn das Baby öfter gebadet wird, sollte man etwas Badeöl hinzugeben, damit die empfindliche Haut nicht austrocknet. „Manche Eltern versuchen zum Beispiel Olivenöl ins Badewasser zu geben – aber das bringt gar nichts“, so Höger. Da sich solche Öle nicht mit dem Wasser verbinden, bleiben sie beim Bad wirkungslos. Wie Nina Kruse erklärte, hat auch ihre Hebamme von Wasch- oder Duschgels abgeraten. „Auch wenn diese parfümfrei sind und auf der Packung steht, dass sie extra für sensible Babyhaut entwickelt wurden.“ Für Cremes gelte ähnliches: „Die Haut gesunder und reifer Babys muss nicht eingecremt werden“, erklärte Höger.
Pflanzliche Stoffe können Allergien auslösen
Eltern sollten zudem wissen, dass manche pflanzliche Stoffe in Cremes, wie beispielsweise Calendula, Allergien hervorrufen können. „Und es können chemische Stoffe enthalten sein, die wegen der geringen Menge nicht deklariert sein müssen“, so der Experte. Beispielsweise ist in manchen Cremes Triclosan enthalten. „Solche Stoffe können für Bakterienresistenzen auf der Haut sorgen und hormonelle Veränderungen hervorrufen.“ Zudem können enthaltene Emulgatoren auf Dauer die körpereigenen Lipide aus der Haut herauslösen und die Haut austrocknen. Da das Eincremen aber auch eine angenehme, sanfte Massage für das Baby sein kann, ist es hin und wieder völlig in Ordnung.
Hautpflege in der Windelregion
Vielen Babys macht häufig ein wunder Po zu schaffen. Die Pflege des von einer Windel gereizten Pos ist ein weiteres sensibles Thema. „Solange Kinder noch eine Windel tragen, stehen Reinigung und Hautpflege in der Windelregion im Vordergrund“, erläuterte Heike Behrbohm von der Deutschen Haut- und Allergiehilfe (DAH). Eltern müssen diesen Bereich täglich säubern. Nina Kruse und ihr Mann nutzen – wie von der Hebamme vorgeschlagen – beim Wickeln feuchte Wattepads und verzichten auf Puder bislang komplett. „Im Übrigen entgegen den Ratschlägen meiner Mutter“, so Kruse. Dass ihre Tochter weder Waschlotionen noch Cremes fürs das Enkelkind nutzt, könne sie nicht verstehen. „Sie kennt aus den Achtzigern eben nichts anderes.“
Klares Wasser für die Haarwäsche
„Auch für die Haarwäsche reicht bei Babys normalerweise klares Wasser“, so Höger. Zum einen haben viele Säuglinge noch gar nicht so viele Haare, dass ein Shampoo vonnöten wäre und zudem ist die Kopfhaut besonders empfindlich und reagiert schnell auch auf pflanzliche Wirkstoffe. Da Babys pro Quadratzentimeter Haut mehr Talgdrüsen als Erwachsene haben, entwickeln sie häufig den sogenannten Kopfgneis – ein verklebter Talg an der Kopfhaut. „Außerdem werden die Talgdrüsen durch mütterliche Hormone in der Schwangerschaft und Stillzeit stimuliert“, sagte der Experte. Um den Talg zu lösen, sollte am besten ein spezielles Mittel, das Jojobaöl und Gele enthält, benutzt werden. Höger warnte jedoch davor normales Olivenöl zu nutzen, wenn die Kleinen eingeölt werden. „Daraus entwickeln sich leicht Oxidationsprodukte, die die Haut reizen können.“
Muttermilch auf wunde Hautstellen
Die Haut von Babys unterscheidet sich bis ins zweite Lebensjahr hinein deutlich von der eines Erwachsenen, erklärte DHA-Expertin Behrbohm. „Unter anderem ist sie bis zu einem Fünftel dünner, Hornschicht und Säureschutzmantel sind noch nicht stabil.“ Eltern sind oft verunsichert, wenn Babyhaut gerade in den ersten Lebensmonaten gerötet oder etwas schuppig ist. Wichtig zu wissen ist, dass die Haut des Neugeborenen einen radikalen Wechsel durchmacht – von der komplett feuchten Umgebung im Fruchtwasser an die relativ trockene Luft der Außenwelt. Daher schuppt sich die Haut besonders von der zweiten Lebenswoche an oft stark. „Das ist normal und dauert etwa vier bis sechs Wochen“, so Höger. Nina Kruse behandelte gerötete und wunde Hautstellen bei ihrer kleinen Tochter auf Empfehlung der Hebamme mit Muttermilch. Die junge Mutter tränkte einen Wattepad für einige Minuten darin und legte das auf die betroffenen Stellen. Auch bei geröteten Achseln und in der Leistengegend habe dies gewirkt. (ad)
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