Ärzte bieten oft keine Hilfe bei der Umstellung des Lebensstils
13.02.2012
Die Umstellung des Lebensstils könnte bei zahlreichen Patienten maßgeblich zur Verbesserung ihrer Gesundheit beitragen. Doch die behandelnden Ärzte versuchen offenbar nur selten, Einfluss auf die Lebensweise ihrer Patienten zu nehmen.
Zwar werden im Gespräch mit den Patienten meist die Risikofaktoren eines ungesunden Lebensstils und die Vorteile einer Umstellung genannt, doch Angebote zur Unterstützung durch gezielte Programme gegen Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, übermäßigen Alkoholkonsum oder Tabakrauchen werden den Betroffenen nur selten unterbreitet. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage von Studienleiterin Christina Huy und Kollegen des Mannheim Institute of Public Health an der Universität Heidelberg. Die Forscher haben die Ergebnisse ihrer Umfrage in dem Fachjournal „DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift“ veröffentlicht.
Ungenutzte Möglichkeiten zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Im Rahmen ihrer aktuellen Untersuchung befragten die Wissenschaftler des Mannheim Institute of Public Health 260 Hausärzte in Baden-Württemberg nach deren Einschätzung der eigenen Möglichkeiten zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei ihren Patienten und danach, ob sie diese den Betroffenen tatsächlich anbieten. Dabei fanden die Forscher um Studienleiterin Christina Huy heraus, dass die Hausärzte nur selten versuchen, den Lebensstil ihrer Patienten zu beeinflussen. Zwar führen vier von zehn Ärzten bei der Mehrheit ihrer Patienten eine Lebensstilberatungen bezüglich Ernährung, körperlichen Aktivitäten, Tabak- und Alkoholkonsum durch. Doch unterstützende Angebote zur Umstellung der Lebensweise, wie Bewegungs- oder Ernährungstherapien, bieten die Ärzte ihren Patienten nur sehr zögerlich an. Als Grund für die mangelnde Unterstützung ihrer Patienten bei der Umstellung des Lebensstils nennen die Ärzte Zeitmangel, wenig Vertrauen in die Motivation der Betroffenen und die geringen Erfolgsaussichten. Auch eine unzureichende Vergütung wurde von zahlreichen Medizinern als Grund für die unterlassene Unterstützung ihrer Patienten bei der Umstellung des Lebensstils genannt.
Ärztinnen eher zur Unterstützung der Patienten bereit als männliche Kollegen
Da viele Ärzte ohnehin nicht an eine erfolgreiche Umstellung des Lebensstils der Patienten glauben, beschränken sie sich in den Beratungsgesprächen darauf, die Risikofaktoren zu nennen und die Vorteile eines gesunden Lebensstils darzustellen. Darüber hinausgehende Informationen sind der aktuellen Umfrage zufolge eher die Ausnahme. So haben lediglich 20 Prozent der Hausärzte ihren Patienten schriftliches Informationsmaterial zur Verfügung gestellt und Kontakte zu anderen Hilfsangeboten wurden noch deutlich seltener hergestellt, berichten Christina Huy und Kollegen. Auffällig war laut Aussage der Forscher auch der Unterschied zwischen der Beratungsbereitschaft der Medizinerinnen und Mediziner. So waren Ärztinnen rund doppelt so häufig wie ihre männlichen Kollegen dazu bereit, die Patienten auch im Hinblick auf eine Umstellung des Lebensstils zu unterstützen.
Verbesserung des Präventionsangebotes gefordert
Die Bereitschaft zur umfassenderen Unterstützung war den Ergebnissen der aktuellen Umfrage zufolge bei den Ärzten auch abhängig vom jeweiligen Krankheitsbild der Patienten. So zeigten sich die Mediziner am ehesten bei Bluthochdruck, Schwierigkeiten mit dem Cholesterinspiegel und bei Diabetes dazu bereit, ihre Patienten eingehender zu beraten. Bei diesen Krankheiten hielten sich die Ärzte nicht nur in der Behandlung für kompetent, sondern waren mehrheitlich auch der Auffassung, ihre Patienten erfolgreich zu einer Umstellung des Lebensstils motivieren zu können. Generell haben die befragten Ärzte nach eigener Einschätzung eine positive Einstellung zur Gesundheitsförderung und Prävention. Laut Aussage der Forscher um Christina Huy herrscht hier „eine Diskrepanz zwischen dem Potenzial und der Umsetzung von kardiovaskulär-präventiven Maßnahmen im hausärztlichen Setting.“ Die Mediziner könnten ihre Patienten deutlich besser bei der Umstellung des Lebensstils unterstützen, als dies derzeit der Fall ist. Die Ärzte sollten daher spezielle Schulungen erhalten, aber auch die finanziellen und organisatorischen Rahmenbedingungen müssten im Sinne einer Verbesserung des Präventionsangebotes deutlich ausgebaut werden, so das Fazit der Forscher vom Mannheim Institute of Public Health. (fp)
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