Gesundheitsgefahr: An der roten Ampel wird man mit Abgasen eingenebelt
15.02.2015
Langes Warten an roten Ampeln führt bei Autofahrern nicht nur zu Stress, sondern birgt auch erhebliche Gesundheitsrisiken. Durch eingeatmeten Feinstaub steigt die Gefahr für Atemwegs-Erkrankungen sowie Herz-Kreislauf-Probleme.
Beim Anfahren schnellen Werte in die Höhe
Sowohl für Autofahrer als auch für andere Verkehrsteilnehmer stellt das Stehen an roten Ampeln wegen der Feinstaubbelastung eine erhebliche Gesundheitsgefahr dar. Einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa zufolge zeigt eine englische Studie, dass Pendler durchschnittlich zwar nur zwei Prozent ihrer Fahrzeit vor solchen Lichtsignalen verbringen, dabei aber einem Viertel der bei der gesamten Fahrt anfallenden Schadstoffe ausgesetzt sind. Wie Anju Goel und Prashant Kumar von der University of Surrey in Guildford in der Fachzeitschrift „Atmospheric Environment“ schreiben, schnellen die Werte gerade beim Anfahren enorm in die Höhe.
Gesundheitliche Risiken durch Feinstaub
Auch Manfred Boltze von der Technischen Universität Darmstadt betont in der Meldung, dass das Thema bislang zu sehr vernachlässigt wurde. In Deutschland sterben den Angaben zufolge etwa dreimal mehr Menschen vorzeitig durch abgasbedingten Feinstaub als durch Verkehrsunfälle. Nicht nur die Autofahrer, Radler und Fußgänger, sondern auch Fahrgäste in Bussen sind Nanopartikeln aus dem Straßenverkehr ausgesetzt. Die eingeatmeten winzigen Teilchen steigern das Risiko für Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich. So haben verschiedene Studien gezeigt, dass durch eine hohe Feinstaubbelastung die Gefahr von kardioveskulären Ereignissen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall deutlich steigt. Auch das Risiko für Arteriosklerose (Arterienverkalkung) erhöht sich. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass durch Feinstaub auch Diabetes begünstigt wird.
Pendler verbringen 1,5 Stunden pro Tag am Steuer
Wie die Forscher schreiben, verbringen britische Pendler im Durchschnitt 1,5 Stunden pro Tag am Steuer. Um möglichst realitätsnah zu messen, welchen Konzentrationen Autofahrer auf dem Weg zur Arbeit ausgesetzt sind, fuhren die Wissenschaftler eine sechs Kilometer lange Strecke mit insgesamt zehn Ampeln unter verschiedenen Bedingungen ab, beispielsweise mit offenen oder geschlossenen Fenstern oder mit ein- oder abgeschalteter Lüftung. Dabei wurden die Konzentrationen der Partikel zwischen fünf und 560 Nanometern Durchmesser in der Außen- und Innenluft gemessen.
Geringere Belastung bei abgeschalteter Lüftung
Es zeigte sich, dass die Teilchenkonzentrationen an Ampeln deutlich anstiegen und zwar gerade beim Anfahren, wenn die Fahrzeuge mehr Treibstoff verbrennen. Im Vergleich zum fließenden Verkehr schnellte die Belastung der Innenluft dabei bis um den Faktor 29 in die Höhe. Die Forscher maßen generell an den Signalanlagen beim Durchstarten etwa sechsmal höhere Werte als beim Stehen. Außerdem war die Belastung der Innenluft an den Ampeln weit unter jener der Außenluft, wenn die Lüftung abgeschaltet war.
Luftverschmutzung zählt zu den Hauptrisiken
Luftverschmutzung werde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den zehn Hauptrisiken gezählt, wird Kumar in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. „Unsere Zeit im Auto ist im vorigen Jahrzehnt ziemlich gleich geblieben, aber mit mehr Fahrzeugen auf den Straßen werden wir beim täglichen Pendeln einer steigenden Luftverschmutzung ausgesetzt. Fahrer sollten sich der erhöhten Risiken an viel frequentierten Ampeln bewusst sein“, so der Experte. Er rät: „Am besten senkt man die Belastung, indem man die Fenster schließt, die Lüftung abstellt und eine möglichst große Distanz zum Vorderfahrzeug lässt.“ Fußgänger sollten viel frequentierte Ampeln möglichst meiden, da auch sie einem erhöhten Risiko ausgesetzt seien.
10.000 Tote durch verkehrsbedingte Feinstaubbelastung
Verkehrsingenieur Boltze, der nicht an der Studie beteiligt war, meint, die Studienresultate seien absolut plausibel, die Situation in Großbritannien ähnele der in Deutschland. Hierzulande sterben laut Schätzungen jedes Jahr etwa 10.000 Menschen durch verkehrsbedingte Feinstaubbelastung. Das sind etwa dreimal mehr als durch Unfälle. „Das ist eine erhebliche Dimension“, so der Forscher. Er fordert zur Prävention eine Modernisierung der Ampelanlagen, damit der Verkehr besser fließt. Die Anlagen seien häufig nicht miteinander vernetzt. Zudem benutze man veraltete Steuergeräte und Software.
Routen für Radler abseits großer Straßen
Des weiteren könnten Autofahrer durch gute Wartung der Lüftungsfilter zu ihrem eigenen Schutz beitragen. Außerdem betonte Boltze, dass die Gesundheitsrisiken bei der Planung für die verschiedenen Verkehrsmittel besser beachtet werden müssten. So sollten beispielsweise Planer die Routen für Radfahrer abseits der großen Straßen anlegen. Dies deshalb, weil Radfahrer nicht nur die Abgase im Gegensatz zu Autofahrern ungefiltert einatmen, sondern auch weil sie an vielbefahrenen Straßen einem erhöhten Unfallrisiko ausgesetzt seien. (ad)
Bild: Gabi Eder / pixelio.de
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