Putzmittel schaden der Lunge so stark wie intensives Rauchen
Kaum jemand putzt gerne. Wer sich vor dem Saubermachen drückt, lebt offenbar gesünder. In einer neuen Studie hat sich gezeigt, dass aggressive Reinigungsmittel langfristig den Lungen von Frauen, die viel putzen, schaden können. Bei Männern wurden keine entsprechenden Auswirkungen auf die Gesundheit festgestellt. Sie leisten aber auch deutlich weniger Hausarbeit als Frauen.
- Häufiges Putzen laut Studie ähnlich gesundheitsschädlich wie Rauchen
- Reduzierte Lungenfunktion durch Reinigungschemikalien
- Reinigungskräfte haben höheres Asthma-Risiko
- Gesundheitliche Auswirkungen nur bei Frauen festgestellt
Putzen kann die Gesundheit gefährden
Im vergangenen Jahr lieferte eine Studie der Universität Brüssel Hinweise darauf, dass Putzen eine Gesundheitsgefahr für Männer sein soll.
Die Wissenschaftler berichteten damals, dass der Grund dafür sei, dass Männer beispielsweise seltener Atemmasken und Schutzhandschuhe benutzen und die Mischung von Chemikalien falsch einschätzen und aufgrund dieser Leichtsinnigkeit beziehungsweise Unkenntnis ein höheres Risiko unter anderem für chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen (COPD), Lungenkrebs und Lungenentzündungen haben.
Dass Putzen eine Gefahr für die Lunge darstellt, – und zwar für die von Frauen – zeigte sich nun auch in einer Studie norwegischer Forscher. Demnach beeinträchtigt es die Lungenfunktion ähnlich stark wie jahrelanges heftiges Rauchen.
Ähnlich stark reduzierte Lungenfunktion wie bei Rauchern
Wie die Wissenschaftler der norwegischen Universität Bergen im „American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine“ berichten, kann häufiges Putzen genau so schädlich für die Gesundheit sein wie Rauchen.
„Menschen, die 20 Jahre lang als Reinigungskräfte gearbeitet oder im Haushalt geputzt haben, haben eine ähnlich stark reduzierte Lungenfunktion, wie Raucher, die täglich 20 Zigaretten konsumierten“, erklärte Studien-Hauptautor Øistein Svanes vom Department of Clinical Science der Universität von Bergen in einer Mitteilung.
Um zu ihren Ergebnissen zu gelangen, analysierten die Forscher Daten von 6.235 Teilnehmern einer europaweiten Erhebung zur Atemwegsgesundheit (European Community Respiratory Health Survey, kurz: ECRHS).
Die Probanden, deren Durchschnittsalter bei Studienbeginn 34 Jahre betrug, wurden mehr als 20 Jahre lang beobachtet.
Höheres Asthma-Risiko
„Während die kurzfristigen Auswirkungen von Reinigungschemikalien auf Asthma immer besser dokumentiert werden, fehlt uns das Wissen über die langfristigen Auswirkungen“, sagte Cecile Svanes, MD, PhD, Professorin am Zentrum für internationale Gesundheit der Universität, laut einem Bericht des Fachmagazins „EurekAlert!“.
„Wir befürchteten, dass solche Chemikalien, indem sie Tag für Tag, Jahr für Jahr, die Atemwege stetig schädigen, die mit dem Alter auftretende Abnahme der Lungenfunktion beschleunigen könnten“, so die Forscherin.
Und in der Tat fanden die Autoren heraus, dass sich die Lungenfunktion bei Frauen, die als Reinigungskräfte arbeiteten, enorm verschlechterte. Ihre Lungenwerte seien ähnlich schlecht wie die von Personen, die rund 20 Jahre lang täglich eine Packung Zigaretten rauchten.
Zudem stellten die Wissenschaftler fest, dass Reinigungskräfte ein 40 Prozent höheres Risiko haben, an Asthma zu erkranken als andere.
Versprühte Chemikalien besonders gefährlich
Dieses Ausmaß der Lungenfunktionsstörung sei laut Øistein Svanes zunächst überraschend, doch: „Wenn man sich vorstellt, kleine Partikel aus Reinigungsmitteln zu inhalieren, die dazu bestimmt sind, den Boden und nicht die Lungen zu reinigen, ist das vielleicht gar nicht so überraschend.“
Vor allem Mittel, die versprüht werden, können gefährlich werden: „Die kleinen Partikel aus den Sprays können nach der Reinigung stundenlang in der Luft bleiben. Die kleinen Partikel können tief in die Lunge gelangen und Infektionen verursachen und die Alterung der Lungen beschleunigen“, erklärte Svanes.
Bei Männern konnten die Forscher keinen Unterschied zwischen Hobbyputzern, professionellen Reinigungskräften und Putzmuffeln feststellen.
Die Studienautoren wiesen allerdings darauf hin, dass unter den Probanden nur wenige putzende Männer waren, weshalb die Aussagekraft nur gering sei.
„Die Kernbotschaft dieser Studie lautet, dass chemische Reinigungsmittel auf lange Sicht sehr wahrscheinlich der Lunge großen Schaden zufügen“, fasste Svanes zusammen.
„Ich würde bei der Reinigung einen Eimer mit Wasser und Seife empfehlen. Sie brauchen nicht viel Chemikalien zum Putzen. Mikrofasertücher können genauso effektiv sein“, so der Experte. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.