Richtige Ernährung für Senioren so wichtig wie Medizin
Mit zunehmendem Alter ändern sich die Ernährungsgewohnheiten und der Stoffwechsel. Senioren sind in der Regel weniger aktiv als Jüngere und benötigen nicht mehr so viele Kalorien. Der Bedarf an Vitaminen und Spurenelementen bleibt jedoch unverändert hoch. Experten erläutern, wie eine optimale Ernährung vor Mangel- und Fehlernährung schützen kann.
Kalorienbedarf und Appetit sinken
Mit dem Alter ändern sich die Ernährungsgewohnheiten und der Stoffwechsel. Senioren über 70 sind meist körperlich nicht mehr so aktiv wie in jüngeren Jahren, Grundumsatz und Kalorienbedarf sinken, Appetitlosigkeit ist weit verbreitet. Doch der Bedarf an Vitaminen und Spurenelementen bleibt unverändert hoch. Gesundheitsexperten warnen daher vor Mangel- und Fehlernährung in den höheren Lebensjahren und erklären, wie eine optimale Ernährung im Alter aussieht, was Senioren stärkt und was ihnen schadet.
Vitamin-D-Mangel bei Senioren weit verbreitet
Wie die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) im Vorfeld ihres Jahreskongresses berichtet, werden die Besonderheiten des Alters am Beispiel des Vitamin D besonders deutlich.
Der Körper kann das Vitamin, das für den Kalziumhaushalt und den Knochenaufbau wichtig ist, zwar selbst herstellen, benötigt hierfür aber den UV-B-Anteil des Sonnenlichts.
Bei Senioren kommen nun zwei Probleme zusammen: Zum einen kann gealterte Haut weniger Vitamin D produzieren, zum anderen halten sich ältere Menschen in der Regel weniger oft im Freien auf – besonders, wenn sie pflegebedürftig oder gar bettlägerig sind.
„Dann ist es unmöglich, den Bedarf aus natürlichen Lebensmitteln zu decken“, erklärt Professor Dr. med. Jürgen M. Bauer, Ärztlicher Direktor des Agaplesion Bethanien Krankenhauses Heidelberg und rät Senioren daher zur Einnahme von Vitamin D-Präparaten.
Wie verbreitet Vitamin-D-Mangel bei Senioren ist, zeigte vor kurzem auch eine Studie von Forschern des Helmholtz Zentrums München.
Laut den Experten ist etwa die Hälfte der über 65-Jährigen betroffen.
Ausreichende Proteinversorgung
Der DGIM zufolge sollte die Ernährung jenseits des 70. Lebensjahres zudem so ausgelegt sein, dass das Körpergewicht weitgehend stabil bleibt.
Eine starke Gewichtsabnahme betrifft bei Senioren überwiegend die Muskeln und birgt die Gefahr einer Sarkopenie in sich, also eines übermäßigen Verlusts an Muskelmasse und –kraft. In der Folge nehmen die Sturzneigung und das Frakturrisiko zu.
„Muskelmasse, die einmal abgebaut ist, kann im Alter nur schwer wieder antrainiert werden“, so Bauer.
Muskelerhalt ist aber bis ins hohe Alter umsetzbar, wenn dem Abbau frühzeitig begegnet wird – zum einen durch Bewegung, zum anderen durch eine gute Proteinversorgung.
Um diese zu gewährleisten, sollten Senioren täglich 1,0 bis 1,2 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht zu sich nehmen. Wenn die Muskelmasse bereits stark abgenommen hat, werden sogar 1,4 Gramm empfohlen.
Dabei muss nicht unbedingt auf Fleisch als Eiweißquelle zurückgegriffen werden. Hochwertige Milchprodukte mit hohem Leucingehalt – wie etwa Hartkäse – und pflanzliche Proteine können den Bedarf ebenfalls decken. Letztere sind laut Fachleuten auch erheblich gesünder als tierische.
Den individuellen Bedürfnissen angepasste Ernährung
Für die Abnahme der muskulären Fitness im Alter kommt neben dem Proteinmangel weiteren
Mechanismen wesentliche Bedeutung zu. Hier scheinen auch entzündliche Prozesse und oxidativer Stress eine wesentliche Rolle spielen.
Ernährungsmediziner raten Senioren daher, auch ausreichend Obst und Gemüse als Quelle von Antioxidantien, sowie Fisch als Quelle von Omega-3-Fettsäuren zu sich zu nehmen.
„In einer Zeit, in der Nahrung praktisch immer und überall zur Verfügung steht, haben wir den Luxus, uns aussuchen zu können, was wir essen“, sagt DGIM-Vorsitzender Professor Dr. med. Cornel C. Sieber.
Hier klug zu entscheiden könne helfen, in jungen Jahren Übergewicht zu vermeiden und einer Mangelernährung im Alter vorzubeugen.
In jedem Alter sei eine hochwertige, den individuellen Bedürfnissen angepasste Ernährung die wichtigste Gesundheitsvorsorge – möglichst kombiniert mit Bewegung. “Eine bessere Medizin gegen das Altern haben wir ganz einfach nicht.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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