Gesundheitsgefährdende Kunststoffbestandteile können auf Lebensmittel übergehen
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weist in einer Stellungnahme darauf hin, dass bestimmte Kunststoffbestandteile aus Küchenutensilien in die Lebensmittel übergehen und zu einem möglichen gesundheitlichen Problem werden können.
Küchenhelfer aus Kunststoff können zum Gesundheitsrisiko werden
Küchenutensilien aus Kunststoff sind heutzutage weit verbreitet. Längst nicht alle davon sind unbedenklich. So wiesen etwa Verbraucherschützer in der Vergangenheit darauf hin, dass beim Erhitzen von Küchenhelfern aus Kunststoff wie Melamin oder Silikon unter Umständen gesundheitsschädliche Substanzen freigesetzt werden können. Beim Backen mit Silikonformen sollte daher darauf geachtet werden, die Formen vorher ausgasen zu lassen, um das Gesundheitsrisiko zu reduzieren. Auch Küchenutensilien aus Polyamid (PA) können zu einer gesundheitlichen Gefahr werden.
Polyamid-Bestandteile können in Lebensmittel übergehen
Zwar leisten Küchenhelfer aus Polyamid (PA) beim Backen, Braten und Kochen vielfältige Dienste, doch Bestandteile dieses Kunststoffs können aus den Utensilien in die Lebensmittel übergehen und zu einem möglichen gesundheitlichen Problem werden.
Das ergab eine Bewertung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), in der untersucht wurde, wie das Risiko von ringförmigen Oligomeren einzustufen ist, die aus Polyamid der Sorten PA6 und PA66 auf Lebensmittel übertragen werden.
Wie die Experten in einer Mitteilung erklären, sind Oligomere Verbindungen, die sich aus wenigen gleichartigen Molekülen einfacher Kunststoffbausteine zusammensetzen, etwa aus Caprolactam (PA 6) oder Adipinsäure (PA 66) und Hexamethylendiamin.
Den Angaben zufolge entstehen solche Oligomere unabsichtlich beim Aushärten (Polymerisieren) des Kunststoffs. Aufgrund ihrer geringen Molekülgröße können sie durch den Kunststoff diffundieren und auf Lebensmittel übergehen.
Maximale tägliche Aufnahmemenge
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des BfR bedienten sich mangels experimenteller toxikologischer Daten zu den PA-Oligomeren der TTC-Methode.
TTC steht für „Threshold of toxicological concern“, zu Deutsch etwa „Schwelle toxikologischer Bedenklichkeit“.
Laut den Wissenschaftlern ermöglicht es die Methode, Stoffe, zu denen keine toxikologischen Informationen vorliegen, anhand ihrer chemischen Struktur in (Cramer-)Klassen einzuteilen, wobei jeder Klasse eine maximale tägliche Aufnahmemenge zugeordnet ist, bis zu der eine Gefährdung durch die zugehörigen Stoffe unwahrscheinlich ist.
Dazu wird auf umfangreiche Daten zu chemischen Verbindungen, für die bereits ausreichend Informationen über gesundheitliche Risiken vorliegen, zurückgegriffen.
Noch keine abschließende Risikobewertung
Dem BfR zufolge stehen die PA-Oligomere nicht im Verdacht, krebserregend zu sein. Nach dem TTC-Konzept ist daher bis zu einer täglichen Aufnahmemenge von 90 Mikrogramm (0,09 Milligramm) der einzelnen ringförmigen PA-Oligomere (bezogen auf eine 60 Kilogramm schwere Person) ein Risiko für die Gesundheit unwahrscheinlich.
Untersuchungen der Lebensmittelüberwachung und des BfR zeigen aber, dass aus Küchenutensilien nicht selten höhere Mengen an ringförmigen PA-Oligomeren in Lebensmittel übergehen können.
Aus Sicht des BfR kann eine abschließende Risikobewertung erst erfolgen, wenn ausreichende Informationen aus toxikologischen Studien vorliegen.
Das BfR empfiehlt deshalb, dass die Hersteller toxikologische Daten nach den Vorgaben der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) erarbeiten und dem BfR zur Verfügung stellen. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.