Vor Jahren absolvierte Trainings beeinflussen die Gesundheit noch immer
Dass Sport einen wesentlichen Einfluss auf unsere Gesundheit hat, ist lange bekannt. Was sich nun jedoch in einer neuen Studie gezeigt hat, ist erstaunlich. Forscher aus den USA stellten fest, dass selbst Trainings, die wir vor Jahren absolviert haben, noch heute unsere Gesundheit beeinflussen und verbessern können.
Sport hat nicht nur kurzfristig gesundheitliche Auswirkungen
Von Gesundheitsexperten wird immer wieder hervorgehoben, wie wichtig Sport für unseren Körper ist. So kann regelmäßige Bewegung beim Abnehmen helfen und dazu beitragen, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Herzinfarkt zu mindern. Wie Forscher nun herausgefunden haben, halten die gesundheitlichen Vorteile durch die körperlichen Aktivitäten deutlich länger an, als bislang vermutet. Selbst Jahre nach den Trainings bleiben die positiven Effekte erhalten.
Bewegung bringt nachhaltige Vorteile
Die Trainings, die wir vor Jahren absolviert haben, können unsere Gesundheit heute noch beeinflussen und verbessern.
Das zeigt eine neue Studie über das aktuelle Leben und die Gesundheit von Menschen, die vor Jahren an einer Sportstudie teilgenommen haben, deren Ergebnisse damals im Fachmagazin „Medicine & Science in Sports & Exercise“ veröffentlicht wurden.
Die neuen Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Vorteile von Bewegung nachhaltiger sein können, als viele erwarten würden, selbst wenn die Menschen nicht im gleichen Maße trainieren wie zuvor.
Wie die New York Times (NYT) berichtet, können die Auswirkungen jedoch auch von der Art und dem Umfang des Trainings abhängen.
Bleibt der positive Effekt des Trainings langfristig bestehen?
Laut dem Bericht sind in der Medizin anhaltende gesundheitliche Konsequenzen aus Experimenten häufig.
So hatten beispielsweise Teilnehmer früherer Diabetes-Versuche, deren Blutzucker durch Diät, Medikamente oder andere Methoden streng kontrolliert wurde, oft Jahre später eine bessere Herzgesundheit als Diabetiker außerhalb der Studie, obwohl der Blutzuckerspiegel der Probanden in der Zwischenzeit gestiegen war.
Es war jedoch nicht bekannt, ob auch bei Studien, die sich mit Bewegung beschäftigen, ähnlich langfristige Auswirkungen feststellbar sind.
Aus anderen wissenschaftlichen und entmutigenden persönlichen Erfahrungen wissen wir aber, dass ein Großteil unserer Fitness und der damit verbundenen gesundheitlichen Vorteile verloren geht, wenn wir den Sport reduzieren oder ganz aufhören zu trainieren.
Doch bleibt wirklich gar kein positiver Effekt des Trainings langfristig bestehen?
Mit dieser Frage beschäftigten sich Wissenschaftler der Duke University in Durham (US-Bundesstaat North Carolina). Der Großteil dieser Forscher war bereits an einer früheren Studie beteiligt, die von 1998 bis 2003 lief.
Damals nahmen Hunderte Teilnehmer mit Übergewicht im Rahmen der sogenannten Strride-Studie (Studies Targeting Risk Reduction Interventions through Defined Exercise) an verschiedenen Trainingsprogrammen teil und wurden von den Forschern überwacht.
Bei den Probanden zeigten sich – im Gegensatz zu Personen der nicht-aktiven Kontrollgruppe – Verbesserungen der gemessenen Gesundheitsmarker Fitness, Blutdruck, Insulinsensitivität und des Taillenumfangs.
Fortsetzung der Untersuchung nach zehn Jahren Pause
Nach den Experimenten wurden die Studienteilnehmer entlassen. Erst zehn Jahre später nahmen die Wissenschaftler wieder Kontakt zu ihnen auf.
Mehr als hundert dieser Personen kehrten für neue Tests ihrer aeroben Fitness und Stoffwechselgesundheit ins Labor zurück.
Sie füllten auch Fragebögen über ihren aktuellen Gesundheitszustand und ihre Medikation aus und wie oft sie jede Woche trainierten.
Die Ergebnisse der neuen Untersuchung wurden vor kurzem im Fachjournal „Frontiers in Physiology“ veröffentlicht.
Studienteilnehmer waren auch noch nach Jahren fitter
Wie die Forscher feststellten, hatten die meisten Männer und Frauen aus der Kontrollgruppe, die vor zehn Jahren noch nicht trainiert hatten, jetzt größere Taillen, während die Sportler im Vergleich zum Zeitraum der ersten Untersuchung wenig oder gar keine Taillen-Ausbreitung zeigten.
Zudem waren die Teilnehmer aus der Kontrollgruppe jetzt weniger fit. Die meisten hatten etwa zehn Prozent ihrer aeroben Kapazität verloren.
Laut NYT sei dies typisch, da die meisten Menschen ab einem Alter von 40 Jahren jährlich etwa ein Prozent ihrer Fitness verlieren.
Doch die Probanden, die während der ersten Studie acht Monate lang kräftig trainiert hatten, blieben wesentlich leistungsfähiger.
Im Durchschnitt war ihre aerobe Kapazität im Vergleich zu dem Zeitpunkt, als sie an der Strride-Studie teilgenommen hatten, nur um etwa fünf Prozent gesunken, und die wenigen, die angaben, mindestens viermal pro Woche trainiert zu haben, waren jetzt fitter als noch vor einem Jahrzehnt.
Interessanterweise schienen die Strride-Probanden, die moderates Training absolvierten, scheinbar nicht die gleichen dauerhaften Fitness-Vorteile zu haben wie diejenigen, die stärker trainiert hatten.
Die meisten von ihnen hatten im letzten Jahrzehnt etwa zehn Prozent ihrer aeroben Kapazität verloren, ähnlich wie die Personen der Kontrollgruppe.
Auf der anderen Seite zeigten sie überraschend anhaltende Verbesserungen ihrer Stoffwechselgesundheit, mehr als bei den intensiv Trainierenden.
Sie hatten immer noch einen gesünderen Blutdruck und eine höhere Insulinsensitivität als zuvor, bevor sie an Strride teilnahmen, selbst wenn sie jetzt selten trainierten.
Zudem hatten sie auch einen gesünderen Stoffwechsel als die Männer und Frauen, die vor all den Jahren intensiv trainiert hatten.
Dauerhafte Auswirkungen
Insgesamt gesehen deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass „Bewegung ein starker Modulator für die Gesundheit ist, und dass einige Auswirkungen von Dauer sein können“, sagt William Kraus, Professor für Medizin und Kardiologie an der Duke University, der die neue Studie beaufsichtigte.
Doch die Auswirkungen können sich auch unterscheiden, je nachdem, wie hart jemand trainiert, so der Fachmann.
Um eine hohe Ausdauer aufzubauen und aufrechtzuerhalten, müssen wir möglicherweise schwitzen und uns belasten. Aber um unsere Stoffwechselgesundheit zu verbessern, wird ein Spaziergang wahrscheinlich ausreichen.
Natürlich erklärt diese Studie nicht, wie Bewegung unseren Körper nachhaltig verändert. Laut Dr. Kraus könnten wir zum Teil eine physiologische Reserve aufbauen.
Wenn die aerobe Kapazität erhöht oder die Insulinsensitivität mit körperlichen Anstrengungen verbessert werden, lassen diese Effekte zwar später mit Inaktivität und dem Alter nach, doch man kann dadurch besser abschneiden, als wenn man nie trainiert hat.
Training hinterlässt wahrscheinlich auch einen bleibenden Einfluss auf unsere Gene und Zellen, die die Gesundheit beeinflussen, meint Dr. Kraus.
Er und seine Kollegen hoffen, die offenen Fragen in den kommenden Studien untersuchen zu können, damit wir besser einschätzen können, wie sich körperliches Training in der Vergangenheit in unseren Körpern bis weit in die Zukunft auswirkt. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.