Aluminium in Deo kann zur Überschreitung der gesundheitlich unbedenklichen Dosis von führen
20.03.2014
Seit einigen Jahren wird eine erhöhte Aufnahme von Aluminium mit der Entstehung von Brustkrebs und Alzheimer in Verbindung gebracht. Da der Körper bereits über die Nahrung Aluminium aufnimmt, wird vor allem die Verwendung von aluminiumhaltigen Deos und andere Kosmetika kritisch gesehen. „Spiegel-Online“ sprach mit dem Toxikologen Detlef Wölfle über mögliche Gefahren.
Aluminium in Deo könnte neurotoxische Wirkung haben
Aluminium begegnet uns im Alltag in vielen Bereichen. So befindet sich das chemische Element in rostfreiem Baumaterial, in Leichtmetall im Autobau sowie in vielen Verpackungsmaterialien. Zudem ist Aluminium in Medikamenten und Impfstoffen sowie Kosmetikartikeln enthalten. „Es steckt natürlicherweise in Lebensmitteln, beispielsweise in Tee, Kakao, Schokolade, Salat und Gemüsen. Dann wird es auch noch als Lebensmittelzusatzstoff von der Industrie verwendet, beispielsweise als Farbstoff für Überzüge von Zuckerwaren, für die Dekoration von Kuchen und feinen Backwaren. Es kann auch von Alu-Töpfen oder Alufolie auf die Nahrung übergehen“, erläutert Wölfle gegenüber dem Online-Magazin. Ein Leben frei von Aluminium ist demnach fast unmöglich.
Fast jedes Deodorant enthält mittlerweile Aluminium, wobei Aluminiumsalze eine schweißhemmende Wirkung erzielen, indem sie die Ausgänge der Schweißkanäle für eine gewisse Zeit verschließen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) veröffentlichte im Februar diesem Jahres eine Stellungnahme zu aluminiumhaltigen Deos. Demnach führt die Verwendung derartiger Produkte zu einer vermehrten Aufnahme von Aluminium. Nach derzeitiger Studienlage ist noch aber nicht viel über die Wirkung der Aluminiumaufnahme über die Haut bekannt. Die Aufnahme über die Nahrung ist dagegen bereits untersucht worden. Wie verschiedene Studien belegen, haben hohe Aliuminiumdosen eine neurotoxische Wirkung beim Menschen und einen embryotoxischen Effekt in Tierversuchen.
Professor Chris Exley von der Keele University in England erforscht bereits seit den 80er Jahren die toxische Wirkung von Aluminium. Im Interview mit dem Fernsehsender „Arte“ spricht er von einem Nervengift, das den „Menschen krank machen und sogar töten“ kann. Hohe Mengen des Stoffs würden im Gehirn eine Enzephalopathie auslösen, durch die unzählige Gehirnzellen absterben würden. Zudem wirke Aluminium negativ auf die Knochenstruktur und -bildung.
Aluminiumhaltiges Deo könnte Brustkrebs verursachen
Exley ist auch von einem Zusammenhang zwischen der Verwendung aluminiumhaltiger Deos und der Entstehung von Brustkrebs überzeugt. Wölfle äußert sich dagegen vorsichtiger: „Die Studienlage ist widersprüchlich. In verschiedenen Studien an Brustkrebspatienten wurden die Aluminiumgehalte im Brustgewebe untersucht und gesundes mit krankem Gewebe verglichen. In manchen dieser Studien gab es Hinweise auf einen Zusammenhang, in anderen nicht. Auf dieser Basis kann man derzeit nicht beurteilen, ob aluminiumhaltige Deos das Risiko für Brustkrebs erhöhen. Wir brauchen mehr Forschung zu dem Thema.“
Die Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit Efsa hat Grenzwerte für die maximal tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge von Aluminium festgelegt. Dem BfR zufolge könnte diese Werte aber bereits durch die Nahrungsaufnahme bei einigen Personen erreicht werden. „Mit anderen Worten: Durch den Gebrauch von aluminiumhaltigen Deos liegt man über den empfohlenen Grenzwerten“, so Wölfle. „Also muss man nach Möglichkeiten suchen, wie man die Aluminium-Exposition reduziert. Der Verbraucher kann dazu beitragen, indem er einfach auf manche Sachen achtet.“
Von einer Verwendung von aluminiumhaltigen Deos ist insbesondere bei Verletzungen der Haut oder nach der Rasur abzusehen. Denn die ohnehin gereizte, verletzte Haut nimmt noch mehr Aluminium auf. „Ich würde empfehlen, Deos ohne Aluminium zu verwenden“, rät Wölfle.
Aluminium ist auch in Zahnpasta enthalten
Ein weiteres Einsatzgebiet von Aluminium in Form von Aluminiumfluorid ist Zahnpasta. Im Vergleich zu Deos sei aber die Menge des Leichtmetalls, die durch das Verschlucken von Zahnpasta aufgenommen würde, wesentlich geringer als durch das Auftragen von aluminiumhaltigen Deos, berichtet der Toxikologe im Hinblick auf Schätzungen des BfR.
Die Verwendung von Alufolie zur Aufbewahrung von Lebensmitteln kann ebenfalls problematisch sein, da sich aluminiumhaltige Stoffe lösen und in das Essen übergehen können. Saure oder salzhaltige Lebensmittel sollten deshalb nicht lange in Alutöpfen oder Alufolie aufbewahrt werden, erläutert Wölfle. „Wenn Sie unverarbeitete Lebensmittel konsumieren, minimiert das die Chance, aluminiumhaltige Zusatzstoffe zu verzehren.“ Grillen von Fleisch, Gemüse und Fisch in Alufolie sei aber weniger problematisch. „Sie grillen ja nicht täglich, sondern nur ein paar Mal im Jahr, insofern hält sich die Aluminiumbelastung über Alufolie in Grenzen. Bei den TWI-Werten geht es aber um regelmäßige Aufnahmen kleiner Summen über die gesamte Lebenszeit hinweg. Da haben Deos eben eine andere Qualität, weil man sie täglich und lebenslang anwendet.“ (ag)
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